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Hunde helfen Menschen

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Titelseite

Vor mehr als 30.000 Jahren begannen Menschen und Hunde sich anzunähern - eine ganz besondere Beziehung entwickelte sich. Heute gilt der Hund als der beste Freund des Menschen und  treuer Partner. Doch nicht nur als Kumpel erfüllt er seinen Job. In vielen Berufen werden die Tiere tagtäglich eingesetzt, um Menschen zu helfen. Ob bei der Rauschgiftsuche, der Vermisstenrettung, der Begleitung durch schwierige Zeiten oder als Augenlichtersatz - der Hund ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
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Genau wie der Mensch hat ein Hund fünf Sinne. Diese sind jedoch anders ausgeprägt als bei seinem zweibeinigen Freund. Besonders die Nase ist für die Tiere eines der wichtigsten Organe und spielt bei dem Einsatz in verschiedenen Berufen die wohl mit größte Rolle.
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Sehsinn

Hunde können zwei Farbspektren wahrnehmen, der Mensch dagegen drei. Die Vierbeiner sehen blau-violette- und gelb-grüne-Farben, können aber keine roten Farbtöne wahrnehmen. Die Augen des Hundes sitzen leicht seitlich im Schädel. Dadurch ist sein Gesichtsfeld circa 250 Grad weit. Im Vergleich zum Menschen: Seines umfasst nur etwa 180 Grad. Das Sehvermögen der Hunde ist dagegen deutlich schlechter. Allerdings sind Hundeaugen auch um einiges lichtempfindlicher als die des Menschen und sie können verschiedene Grautöne besser differenzieren.
Fun Fact: Hundeaugen leuchten in der Dunkelheit grün und gelb, da sie das einfallende Licht reflektieren. So sehen Hunde bei Tag und Nacht gleich gut.

Geruchssinn

Der Hund riecht deutlich besser als der Mensch, denn er besitzt bis zu 220 Millionen Riechzellen. Im Vergleich: Der Mensch hat nur fünf Millionen. Für den Hund ist es sehr anstrengend, seine Nase beim Schnüffeln einzusetzen. Deshalb sind Pausen bei der Schnüffel-Arbeit sehr wichtig.

Gehörsinn

Hunde können laute oder für sie unwichtige Geräusche ausblenden. Sie werden deshalb als „selektive Hörer“ bezeichnet. Auch können die Vierbeiner einen größeren Tonumfang wahrnehmen als der Menschen. Der für den Menschen hörbare Frequenzbereich liegt zwischen 20 und 20.000 Hertz. Beim Hund geht dieser von 15 bis 50.000 und mehr Hertz. Somit können Hunde vor allem hohe Töne besser hören. Sie haben im Vergleich zum Menschen noch einen weiteren Vorteil: Ihre beiden Ohrmuscheln können sie unabhängig voneinander bewegen. Dadurch können sie die Quelle eines Geräusches besser orten. Dabei setzt der Hund 17 verschiedene Muskeln ein, während es beim Menschen nur neun sind.

Tastsinn

Tasthaare hat der Hund über den Augen, an der Schnauze und unter dem Unterkiefer. Diese lassen ihn sogar ohne eine Berührung und nur durch eine Luftbewegung seine Umwelt ertasten. Weitere Tastsensoren sitzen über den ganzen Körper verteilt in Form von Nervenenden. Die meisten davon hat der Hund an seinen Pfoten, weshalb diese sehr empfindlich sind. Außerdem hat der Vierbeiner im Gegensatz zum Menschen hauptsächlich Kältesensoren.

Geschmackssinn

Hunde haben 1700 Geschmacksknospen. Das ist nur ein Sechstel der Anzahl beim Menschen. Deshalb können sie unterschiedliche Geschmäcker schlechter wahrnehmen. Die Zunge des Hundes ist sehr beweglich. Mit ihr nimmt der Hund Flüssigkeiten auf. Außerdem kann er sich durch Hecheln abkühlen. Der Vierbeiner schmeckt zwar auch mit seiner Zunge, jedoch kann er die meisten Aromen besser mit der Nase aufnehmen.

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Eine Webreportage von Josefine Kasten, Selina Brückner, Annika Angele und Lea Mattausch.

Dies ist ein Projekt der Hochschule Ansbach im Studiengang Ressortjournalismus und Nordbayern.de, das Online-Portal der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung. 

Danksagung:
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten vielmals für ihr Mitwirken an unserem Projekt. 
Ein riesiges Dankeschön geht auch an Alex Erb, der uns den Beitrag ermöglicht hat!  
  


Verantwortlich im Sinne §55 Abs.2 Rundfunkstaatsvertrag:

Josefine Kasten
Eulenweg 10
91522 Ansbach
E-Mail: j.kasten16808@hs-ansbach.de

Selina Brückner
Trautenauerstraße 16
91315 Höchstadt
E-Mail: s.brueckner16731@hs-ansbach.de

Annika Angele
Oberhäuserstraße 47
91522 Ansbach
E-Mail: a.angele16725@hs-ansbach.de

Lea Mattausch
Oberhäuserstraße 47
91522 Ansbach
E-Mail: l.mattausch16752@hs-ansbach.de

Quelle zu den Sinnen:
Tierärztezentrum Ansbach

Zur Statistik über psychische Erkrankungen:

Zu "Ein Herz für Hunde":
Bildrechte Portrait von Bianca Herz: privat

Verwendete Musik/Sounds:

Hintergrundmusik bei Erfahrungsbericht "Ein Rettungshund, der Ängste verschwinden lässt"
Soundeffekt in "Ein Rettungshund, der Ängste verschwinden lässt"
Hintergrundmusik bei Erfahrungsbericht "Geheimwaffe auf vier Pfoten"
Soundeffekt bei "Geheimwaffe auf vier Pfoten" 
Hintergrundmusik bei "Ich hatte tatsächlich Angst, dass wir es nicht bestehen" 
Hintergrundmusik bei "Der Hund nimmt mich so wie ich bin, mit all meinen Facetten"
Hintergrundmusik in "Der Hund nimmt mich so wie ich bin, mit all meinen Facetten"
Hintergrundmusik im Titelvideo
Hintergrundmusik in "Das Team ist wichtig, nicht der einzelne Hund!"



























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Rettungshunde

Die vierbeinigen Spürnasen können bei lebensgefährlichen Situationen eine große Unterstützung sein. Sie helfen bei Bergungsarbeiten sowie Suchaktionen von verschütteten oder verschwundenen Menschen. Durch ihren einzigartigen Riecher ist es möglich, die Spur einer Person aufzunehmen und diese bis zu drei Tage später zu verfolgen. Aber dafür benötigt es viel Training und eine intensive Zusammenarbeit von Mensch und Hund.
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Bianca Herz mit Flächensuchhund Käptn
Bianca Herz mit Flächensuchhund Käptn
Vollbild

Bianca Herz ist die Bereitschaftschaftsleiterin der Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge. Bereits seit dem Teeangeralter ist sie bei der Rettungshundestaffel tätig. Die Arbeit mit den Hunden und den anderen ehrenamtlichen Mitgliedern ist für Sie eine Herzensangelegenheit. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit.    

Wie lange gibt es die Hundestaffel schon?
Über 20 Jahre gibt es uns. Wir haben 18 Mitglieder und zwei Anwärter, die bald aufgenommen werden wollen und es wahrscheinlich auch werden. Jeder von uns hat zwischen einem und drei Hunde.  

Welche Bereiche habt ihr hier bei euch in der Staffel?
Wir bilden Flächensuchhunde und Mantrailer aus.  

Was sind Flächensuchhunde und was sind Mantrailer?
Mantrailer sind Personenspürhunde. Die verfolgen eine Spur und suchen eine bestimmte Person. Ich sag immer so schön: Das ist das, was man sich unter einem Rettungshund vorstellt. Die Mantrailer sind hauptsächlich in der Stadt. Wenn da jemand vermisst wird, bekommen sie einen Geruchsträger von dieser Person. Der Hund verfolgt dann die Spur immer von der ältesten bis zur frischesten. Die Flächensuchhunde sind im Wald oder auf freier Fläche im Einsatz. Sie suchen allgemein nach menschlicher Witterung in der Luft. Wenn jetzt im Wald ein Pilzsammler, Förster oder Jäger wäre, würden die Flächensuchhunde diese genauso anzeigen.

Wie viele Einsätze habt ihr im Jahr?
Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Wir hatten mal ein Jahr mit über 60 Einsätzen. Und in anderen Jahren hatten wir um die 30.  

Wie werdet ihr über einen Einsatz informiert?
Die Polizei alarmiert uns. Entweder über einen Piepser, über eine App oder die meisten über SMS-Alarmierung. Wir rufen dann in der Leitstelle an und fragen, wo der Einsatzort ist und was überhaupt passiert ist. Dann kommen die Informationen an die Helfer und Hundeführer, wir treffen uns an den Autos und fahren zum Einsatzort.  

Kann jeder bei der Rettungshundestaffel mitmachen?
Vom Prinzip her kann jeder mitmachen, der die Zeit investieren kann, an Trainingseinheiten, Einsätzen und Schulungen teilzunehmen. Wir trainieren zweimal die Woche: jeden Mittwoch und Sonntag. Mittwochs immer so drei Stunden, sonntags fünf Stunden. Also es ist ziemlich zeitintensiv. Und dann braucht man ja auch noch verschiedene Kurse: Karte, Kompass, Funk, Sanitätsausbildung. Und den ganzen Grundlehrgang des Roten Kreuzes.  

Müssen die Hunde bestimmte Eigenschaften erfüllen, um Teil der Staffel werden zu können?
Im Normalfall kann es wirklich fast jeder Hund sein. Wir haben sehr unterschiedliche Rassen. Es gibt natürlich Hunde, die sich ein bisschen besser eignen oder lauffreudiger sind, lieber suchen, mehr rennen. Dann kommt es auch ein bisschen darauf an, ob du Flächensuche oder Mantrailing machen möchtest. Das ist auch nochmal ein bisschen ein Unterschied. Wir probieren es einfach aus und sehen, wie sich der Hund gibt.  

Wie läuft die Ausbildung eines Rettungshundes ab?
Die Ausbildung dauert etwa zwei bis drei Jahre. Am Anfang ist die Opferbindung ganz wichtig. Der Hund lernt, zu jedem Menschen freudig hinzugehen und freundlich zu sein. Da wird mit dem Hund geschmust, er bekommt Leckerlis oder sein Spielzeug. Im Training gibt es für sie meistens irgendwas Besonderes, was sie daheim eigentlich nicht bekommen. Und dafür machen sie es dann auch. An der Freude mit dem Menschen und weil sie natürlich auch eine Belohnung haben wollen.  

Warum hast du dich entschieden, zur Rettungshundestaffel zu gehen?
Früher ist meine Tante dabei gewesen, da war ich 15 oder so, da habe ich angefangen. Und dann bin ich immer mal wieder dazu gekommen, da hatte ich noch gar keinen Hund. Ich war drei Jahre lang ohne Hund dabei. Und dann habe ich meinen ersten Hund bekommen, meinen Wuschel, da war ich kurz vor meinem 18. Geburtstag. Mit dem habe ich dann die Ausbildung gemacht. Vor sechs Jahren ist Käptn dazugekommen. Mein Wuschel ist dann leider verstorben.

Macht ihr einen Unterschied, ob der Hund im Dienst ist oder in der Freizeit?
Es sind unsere Privathunde. Wir zahlen alles selbst. Der Hund weiß, wenn er seine Kenndecke oder sein Geschirr bekommt – jetzt ist Arbeit. Und dann ist er im Arbeitsmodus. Oder wenn wir zum Hundeplatz fahren, wissen sie, dass jetzt hier trainiert wird. Ansonsten sind es ganz normale Freizeithunde.
 
Was ist das Schöne daran, Teil der Rettungshundestaffel zu sein?
Ich hatte letztes Jahr einen Fund, da war jemand vermisst. Ein älterer, dementer Herr hatte sich verlaufen und ist nicht mehr heimgekommen. Es ist einfach ein super Erlebnis, wenn man jemanden findet und wieder zurückbringen kann. Und natürlich auch die Arbeit mit dem Hund. Der Hund hat eine sinnvolle Aufgabe, er ist ausgelastet, hat Spaß am Suchen. Das ist das, was dem Hund gegeben wurde, die Nase mit der er arbeiten kann. Es macht einfach Spaß. Und natürlich der Zusammenhalt in der Staffel, die Gruppe. Sonst würden wir nicht zweimal die Woche stundenlang mit denen verbringen.  

Bianca Herz mit Flächensuchhund Käptn
Bianca Herz mit Flächensuchhund Käptn
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Die Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge trainiert wöchentlich im unterfränkischen Wonfurt. Die bereits ausgebildeten Flächensuchhunde trainieren vor allem für den Ernstfall. Die Anwärterhunde bereiten sich für den Eignungstest vor. Hierbei müssen die Hunde unterschiedliche Stationen meistern, um ihre Eignung als Suchhund zu beweisen. Erst mit bestandenem Eignungstest darf ein Hund als Rettungshund ausgebildet werden. Brigitte Fiedler ist Mitglied der Rettungsstaffel und führt durch die Stationen.
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Parcours

Maulkorb und Tragen

Laufsteg

Hupendes Auto

Tunnel

Stresssituation

Untergründe

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Kennjacke angezogen und dem Hund die Kenndecke umgeschnallt - So trainieren die 17 ehrenamtlichen Mitglieder der Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge die Flächensuche. Heike Iffland ist ein Teil davon und führt durch das wöchentliche Training im Wald in Eltmann.

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Brigitte Fiedler ist ein ehrenamtliches Mitglied der Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge. Schon seit über zwei Jahrzehnten ist sie leidenschaftliche Hundeführerin und führt seitdem ihren sechsten Rettungshund. Doch ein Erlebnis mit ihrer ersten Hündin bleib immer in ihrer Erinnerung und macht die Arbeit für sie umso wichtiger.

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Jeden Sonntag geht es ans Ufer in Eltmann. Hier trainieren die Man-Trailer der Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge die insgesamt 23 Hunde und ihre Nasen für den Ernstfall.

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Zollhunde

Sie suchen nach Rauschgift und Bargeld, spüren illegale Tiertransporte auf und wirken deeskalierend in heiklen Situationen. In ganz Deutschland kommen rund 350 Zollhunde an Flughäfen, auf Autobahnen oder in Zollämtern zum Einsatz. Ihren Nasen entgeht nichts: Selbst kleinste Mengen an Geruchsstoffen können die Tiere aufspüren. Der Hundeführer und sein Zollhund sind dabei ein eingeschworenes Team.
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Heiko Rottis ist Lehrer an der Zollhundeschule in Neuendettelsau. Seine Aufgabe ist es, nicht nur die Hunde, sondern auch die Menschen auszubilden und zu einem funktionierenden Team zusammenzuführen.

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Auf mehreren Stühlen verteilt stehen acht Holzkisten in dem kleinen Raum. Als die Tür aufgeht kommt ein großer, dunkler Hund hereingestürmt. Die Ohren neugierig nach vorne gerichtet. Lia ist ein dreijähriger Deutscher Schäferhund und soll in Zukunft an Menschen nach Rauschgift suchen. Zusammen mit ihrem Hundeführer ist sie bereits in der fünften Woche ihrer Ausbildung zum Rauschgiftspürhund an der Zollhundeschule Neuendettelsau. Ein neuer Trainingstag steht für das Team an.

„Zum Aufbau bringen wir den Hunden erstmal bei, Rauschgiftgeruch aufzuspüren und dann mit Sitz zu verweisen,“ erklärt Hundetrainer Heinz Müller*. Geübt wird mit einer kleinen Menge Opium, das in einer der Holzkisten versteckt wird. Auf Kommando stürmt Lia los. Voller Konzentration rennt sie laut schnüffelnd von einer Kiste zur Nächsten und untersucht aufmerksam jedes der Verstecke. Dann nimmt sie einen Geruch auf. Sie folgt der Spur bis zu einer Kiste in der Ecke des Raumes. Dort bleibt sie abrupt stehen und setzt sich hin. Dann folgt ein Klick. Lia dreht sich um und rennt zu ihrem Hundeführer. Ihre Augen strahlen, die Rute wedelt wild hin und her. „Fein hast du das gemacht, ganz super!“, lobt ihr Herrchen die Hündin. „In der Praxis wäre es jetzt so, dass der Hundeführer  dieses Objekt oder diese Person kontrolliert, bei der der Hund angeschlagen hat,“ erklärt Müller. Erwartungsvoll schaut Lia ihren Hundeführer an. Dieser bedeutet der Hündin nur sich hinzulegen. „Das hat sehr gut geklappt. Bevor wir das noch mehrmals machen und sie die Lust daran verliert, legen wir lieber eine Pause ein und starten dann in eine neue Situation“, erklärt Heinz Müller.

Statt in die bekannten Kisten packt der Hundetrainer das Rauschgift nun in ein Glas, das zusammen mit weiteren Gläsern in einem Holzgestell hängt. „Es ist wichtig, dass sich der Hund auch auf andere Geruchsquellen einstellen kann,“ erklärt er. Nach der kurzen Pause schickt der Hundeführer Lia erneut los. Diese stürmt als erstes wieder zu den Kisten, kann dort jedoch keinen Geruch aufnehmen. Dann bemerkt sie die Gläserreihe. Eines nach dem anderen arbeitet sie mit ihrer Nase ab. Beim letzten Glas stockt sie. Sie setzt sich hin und prompt folgt der Klick. „Wir haben die Gläserreihe mit Ablenkungsgerüchen bestückt, wie Zimt, Mehl und Kakao. Auf diese Weise soll der Hund lernen, aus verschiedenen Geruchsstoffen das Rauschgift heraus zu lokalisieren und zu verweisen“, erläutert Heinz Müller.

Als letzte Aufgabe soll Lia verschiedene Dosen untersuchen, die mit Magnethaltern an einer Schiene angebracht wurden. Konzentriert läuft sie von Dose zu Dose und atmet an jeder Station den Geruch intensiv ein. Dann ist sich Lia sicher und setzt sich ab. Es folgt das bekannte Auflösungszeichen. „Die Hunde haben anfangs keine Verbindung zu dem Klicklaut. Wir bringen ihnen bei, dass dieses Geräusch eine Belohnung, ein Leckerli oder ein Spiel, bedeutet“, erklärt Müller. Nachdem Lia den Geruchsstoff korrekt verwiesen hat, darf sie sich nun eine Weile ausruhen, bis die nächste Übungseinheit beginnt.

Kurz nachdem Lia den Raum verlassen hat kommt ein neuer Vierbeiner hinein getapst: Lump, ein zweijährige Malinois-Rüde. Nach einer kurzen Aufwärmübung an den bekannten Kisten geht es für ihn nun allerdings einen Schritt weiter. Er soll jetzt das Rauschgift in einer Jacke erkennen, so wie es im echten Einsatz der Fall sein könnte. Mitten im Raum wird dafür ein Stuhl aufgestellt, auf dessen Sitzfläche die Jacke mit dem versteckten Opium platziert wird. Auf Kommando setzt sich Lump in Bewegung. Im Gegensatz zu Lia bewegt er sich ruhiger, fast schon elegant auf die Jacke zu und nimmt den Geruchstoff mit einem intensiven Atemzug auf. Dann folgt der Klick. „Zum Anfang der Übung geben wir dem Hund Sicherheit und verlangen noch nicht das direkte Absitzen. Er soll erstmal lernen, den Geruchstoff aus der Jacke aufzunehmen“, erläutert Heinz Müller. Lump hat schnell verstanden, was die Männer von ihm fordern. Nach drei Durchgängen sitzt er perfekt vor der Jacke ab. „Jetzt ändern wir die Situation ein wenig und hängen die Jacke mit dem Rauschgift über die Lehne.“ Erneut rennt Lump zielsicher auf den Stuhl zu. Er nimmt einen tiefen Atemzug. Doch plötzlich hat er den Geruch verloren. Irritiert schaut er sich im Raum um. Er rennt am Stuhl vorbei zu den Kisten und Gläsern. Doch dort riecht er auch nichts. Also wieder zurück zur Jacke. Schließlich kann er doch wieder Fährte aufnehmen. Erfreut über seinen Fund gibt er ein leises Grunzen von sich und setzt sich ab. Klick. Stürmisch springt Lump in die Arme seines Herrchens und lässt sich für seine Leistung durchkraulen. „Er hat zwischenzeitlich die Fährte verloren. Aber dafür ist es umso wichtiger, dass er es schafft, sie wieder aufzunehmen. Am Flughafen muss der Hund selbstständig suchen und kann sich nicht darauf verlassen, dass der Hundeführer ihm alles zeigt“, erklärt Heinz Müller. Mit stolzem Blick folgt Lump seinem Herrchen aus dem Raum. Auch für ihn ist die Übungsstunde nun erfolgreich beendet.  

*Name durch die Redaktion geändert
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Der Weg zur Trainingshalle der Bargeldspürhunde führt auf das Bunkergelände einer ehemaligen Luftmunitionsanstalt aus dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1958 wurde das etwa 130 Hektar große Gebiet zum Übungsplatz für die Zollhundeschule Neuendettelsau. Die kleine Trainingshalle befindet sich mitten im Wald. Darin stehen mehrere alte, stark eingestaubte Fahrzeuge. Hier haben die Hundeführer die Möglichkeit mit ihren Vierbeinern den Einsatz direkt am Auto zu üben. „An jedem der Fahrzeuge ist Bargeld versteckt. Wir bekommen die Geldscheine druckfrisch direkt von der Bundesbank. Allerdings sind sie ungültig gelocht und gedrittelt, sodass keine Wertigkeit mehr besteht. Wir wissen nicht genau, was die Hunde riechen und ob die blaue Tinte eventuell anders riecht als die grüne. Deswegen trainieren wir mit allen Geldscheinsorten“, erklärt Jörg Zintl, Lehrender an der Zollhundeschule Neuendettelsau. Doch bevor es an die Autos geht, muss das Team auch hier zunächst einmal sein Können an den Kisten beweisen.

Milla ist eine zweijährige niederländische Herder-Hündin. Sie hat bereits eine Grundausbildung im Schutzdienst hinter sich und wird nun in diesem Lehrgang zum Bargeldspürhund ausgebildet. Ohne weitere Probleme zeigt sie ihrem Hundeführer Kevin die Kiste mit dem Bargeld an und bekommt im Gegenzug einige Leckerli. „Die Aufgabe vom Hundeführer ist es, den Hund in dieser Suche anzuleiten und ihm die Punkte zu zeigen, wo er schnüffeln soll. Dabei muss sich der Hundeführer eine Systematik aneignen, um das Objekt komplett abzusuchen. Wenn der Hund Bargeld gefunden hat, geht er ins Platz und bleibt an der Stelle liegen, bis das Auflösungszeichen kommt“, erklärt Zintl weiter. Zusammen mit ihrem Hundeführer geht Milla zum Auto. Kurz davor schickt er sie ins Platz. Mit einem Ohr nach vorne gerichtet, das andere zu Kevin, wartet sie auf sein Kommando. Dann schickt er sie los: „Such Milla. Hier! Such!“. Kevin leitet die Hündin entlang des Autos. Angefangen mit der Fahrzeugfront, der Motorhaube, der Fahrertür bis zur Heckklappe. Immer wieder gibt er ihr kurze Kommandos und zeigt, wo sie suchen soll. Dann plötzlich nimmt Milla Geruch auf. Erfreut über ihren Fund lässt sie sich auf den Boden fallen und knabbert übermütig an der Außenverkleidung des Fahrzeugs. „Hand hin, Hand hin!“, ruft Zintl von hinten. Milla zieht ihren Kopf zurück, als Kevin seine Hand zwischen ihrem Maul und dem Fahrzeug legt. Klick. Milla springt auf und holt sich bei ihrem Hundeführer den Ball ab. „Sie hat zu viel Aktivität gezeigt. Das machen wir nochmal“, entscheidet der Trainer. Nach kurzem Kauen auf dem Ball schickt Kevin Milla wieder in Position. Das Spielzeug platziert er auf einem Karton direkt neben dem Auto und gut sichtbar für den Hund. „Such!“, befiehlt er ihr. Die Hündin läuft zu der Stelle mit dem Bargeld und legt sich ruhig nieder, diesmal ohne der Außenverkleidung zu nahe zu kommen. „Jawoll, so ist es super!“, lobt Jörg Zintl das Team. „Der Hund hatte an der Fundstelle noch Aktivität gezeigt, das wollen wir natürlich nicht haben, deswegen sind wir nochmal einen Schritt zurückgegangen. Die Belohnung war dabei immer sichtbar für Milla, sodass sie eine Motivation hat, sich anzustrengen. Wir haben ihr die Aufgabe gegeben, das nochmal richtig zu machen“, erklärt der Hundetrainer.

Dann wird Milla erneut losgeschickt. Anderes Fahrzeug, gleiches Prinzip. Milla und Kevin arbeiten sich Schritt für Schritt an den Seiten des Autos entlang. Schließlich legt sich Milla nieder. Mit der Nase stupst sie einmal vorsichtig gegen das Fahrzeug. Dann kommt der Klick. Übermütig springt sie auf den Ball zu, der neben dem Auto auf sie wartet. Kevin lobt seinen Hund und geht mit ihr in Richtung Hallenausgang. Hundetrainer Jörg Zintl zieht ein Fazit: „Milla hat jetzt alle Aufgaben erfüllt, sie hat das Fahrzeug intensiv abgesucht, hat sich vom Hundeführer lenken und leiten lassen und am Ende auch das richtige Verhalten gezeigt. Sie hat alles richtig gemacht. So wollen wir das haben.“
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Kai arbeitet seit über 20 Jahren mit Hunden zusammen. Angefangen als Hundeführer bei der Bundeswehr, ist er 2009 zum Zoll gekommen. Seit 2017 ist Kai als Zollhundetrainer für die Hauptzollämter Nürnberg und Schweinfurt tätig. Mit seinem ausgebildeten Spürhund Butsch arbeitet der Hundeführer seit acht Jahren zusammen. Im Interview gibt Kai einen Einblick in seine Arbeit beim Zoll.  


Wie viele Zollhundeführer gibt es in Nürnberg?
Wir haben drei Zollhundeführer am Nürnberger Flughafen und zwei ausgebildete Rauschgiftspürhunde in der Kontrolleinheit Verkehrswege. Ich denke, personell ist das gut aufgestellt.

Was sind Ihre Aufgaben als Hundetrainer?
Das fängt an mit dem Ankauf von Zollhunden bis hin zur Ausmusterung,  Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung, Aktenführung und an der Zollhundeschule unterstützen. Und wenn man noch Zeit hat, dann mit seinem eigenen Zollhund am Flughafen beziehungsweise auf der Autobahn unterstützen.  

Wie oft trainieren Sie mit den Hunden?
Wir bieten als Hundetrainer vier bis fünf Trainings pro Monat an. Die Hundeführer teilen sich im Schnitt zweimal für ein Training ein. Einmal im Bereich Gehorsam und einmal im Bereich Spürhund. Wenn ich Luft habe, fahre ich zu den Leuten in die Einheiten raus und dann machen wir das einfach vor Ort im Realbetrieb. Einmal im Jahr müssen die Hunde eine Prüfung im Bereich Unterordnung und Gehorsam ablegen. Es ist sehr wichtig, dass sie die bestehen. Wenn sie einmal durchfallen, gibt es eine Nachprüfung. Beim zweiten Mal entscheidet die Leitung des Hauptzollamts die Vorgehensweise.  

Was für einen Hund haben Sie?
Mein Zollhund heißt Butch. Er ist ein Labrador-Weimaraner Mischling und jetzt 10 Jahre alt. Er ist ein ausgebildeter Personenspürhund gewesen. Aber dann wurde er wegen Nichteignung an Personen und wegen seiner Aggressivität ausgesondert. Jetzt ist er ein reiner Spürhund.

Spürhund für Drogen?
Ja genau. Wir haben in Nürnberg nur Rauschgiftspürhunde und einen Schutzhund. Früher hatten wir noch einen Tabakspürhund, aber das entscheidet dann die Leitung des Hauptzollamts, mit welcher Spezialisierung wir hier reingehen. 

Wie oft sind Sie selbst noch im Einsatz?
Das lässt als Hundetrainer ein bisschen nach. Also täglich nicht mehr. Einmal die Woche, schätze ich.   

Wobei hilft Ihnen der Hund im Einsatz?
Als Spürhund. An Personen brauche ich den Hund, um verstecktes Rauschgift zu finden. Die Person, die durch ihr Verhalten vielleicht schon darauf hinweisen könnte, dass sie etwas hat, die würde ich sowieso kontrollieren. Da geht es dann mehr um die Personen, die vielleicht nicht den Anschein erwecken, dass sie etwas dabeihaben. Gerade im Betäubungsmittel-Bereich. Auf der Autobahn sind es einfach Verstecke in Fahrzeugen, die eingebaut und nicht offensichtlich sind. Es gibt offensichtliche Verstecke, dafür brauche ich keinen Hund, das kann ich selbst finden. Aber was eingebaut ist, zum Beispiel in Türverkleidungen, dafür ist der Hund dann da, der mir das anzeigt. Und da muss ich reagieren.       

Sehen Sie den Hund eher als Sache und Hilfsmittel oder als Freund und Helfer?
Das Erste was man als Hundeführer lernt ist, einen Hund nicht zu vermenschlichen. Er bleibt immer noch ein Hund. Man sieht ihn schon als Partner an. Man ist mit dem Hund den ganzen Tag zusammen. Die meisten Hundeführer verbringen mit dem Hund sogar mehr Zeit als mit der eigenen Frau. Aber er sollte trotzdem noch ein Hund bleiben. Das ist wichtig.  

Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Das ist der erste Aufgriff. Das waren beim Butch die fünf Kilogramm Amphetaminpaste. Das bleibt immer im Gedächtnis. Man wird zu einer Kontrolle gerufen und sucht das Fahrzeug ab und der Hund zeigt auf einmal an. Erst möchte man es nicht wahrhaben. Eigentlich sollte man dem Hund vertrauen, aber er wird noch mal und noch mal hingelassen. Dann von der anderen Seite nochmal. Es sind die ersten Erfahrungen, bei denen man was findet, die hängen bleiben.     

Was macht es mit Ihnen, wenn sie etwas finden?
Man freut sich, dass der Hund alles richtig gemacht hat. Dass er alles wiedergegeben hat, was man als Team in der Ausbildung gelernt hat. Wir sind ein Team. Der Hund macht es auch nicht allein, er muss angesetzt werden, ich muss ihn lesen können. Aber man freut sich und ist wirklich stolz. 

Gibt es nach einem Einsatz ein bestimmtes Ritual?
Wenn der Hund im Einsatz anzeigt, weiß ich nicht, ob da was ist. Ich kann ja den Hund nicht bestätigen für irgendetwas, wo ich nicht weiß, ob er das richtig gemacht hat. Das kann auch eine Fehlanzeige gewesen sein. Wenn dann rauskommt, dass da was ist, dann wird er natürlich bestätigt. Das macht wahrscheinlich jeder Hundeführer individuell. Der eine freut sich verbal, der andere gibt ihm das Dreifache an Leckerlis oder es wird ausgiebig gespielt.  

Gibt es Herausforderungen in Ihrem Beruf?
Ja, die gibt es. Nicht jeder Hund funktioniert, wie er funktionieren sollte. Man kann nicht alle Hunde über einen Kamm scheren, jeder Hund ist anders. Der eine Hund hat im Unterordnungs- und Gehorsamsbereich Probleme. Mein Hund ist ein super Spürhund, aber im Gehorsam ist er schwierig. Und da muss man darauf eingehen. Manche Menschen haben Angst vor Hunden, wie gehe ich damit um. Kann ich dann noch kontrollieren oder ist es nur ein Vorwand, dass ich den Hund nicht an das Auto lasse. Das sind alles Sachen, die man abwägen muss.    

Was ist für die Zusammenarbeit mit einem Hund wichtig?
Das Wichtigste im Zusammenarbeiten mit den Hunden ist, dass es draußen funktioniert. Die Hunde, gerade die Personenspürhunde, dürfen keine Aggression zeigen gegenüber Personen. Dass sie Passagiere nicht anspringen, dass sie finden, dass sie ihren Job machen. Das ist ganz wichtig. Und wahrscheinlich der allerwichtigste Punkt ist das Tierwohl. An die Tierschutzbestimmungen müssen wir uns auch halten und da ist der Hundeführer extrem gebunden damit, dass es funktioniert. Da muss man halt ein Auge darauf haben.   

Wieso machen Sie diesen Beruf? Was ist das Schöne daran?
Das Schöne daran ist, dass man einfach mit Tieren zusammenarbeiten kann. Klar, wenn ich keine Tiere mag oder keine Hunde mag, dann mache ich so was nicht. Es hängt viel zusammen, die Leute müssen die Hunde mit in den Urlaub nehmen, der Hund ist familiär integriert. Einen Diensthund zu führen ist das Schönste was es gibt. Man sagt, einer der schönsten Jobs.
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Bei der Durchsuchung von Gepäckstücken, Fahrzeugen und Menschen greift der Zoll auf seine Kontrollbeamten zurück. Als Hilfsmittel wird nicht nur das Röntgengerät eingesetzt, sondern auch die hauseigene Geheimwaffe: Spürhunde. Für die Superspürnasen beginnt die Arbeit, wenn die Menschen an ihre Grenzen kommen. Paul ist einer von drei ausgebildeten Rauschgiftspürhunden am Flughafen Nürnberg. Zusammen mit seinem Hundeführer Steffen kontrolliert er täglich Passagiere. 

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Blindenführhunde

Blindenführhunde sind speziell ausgebildete Vierbeiner, die blinde Menschen im Alltag sicher vom Start ans Ziel bringen. Durch die Hilfe der Hunde bekommen Sehbehinderte einen großen Teil ihre Selbstständigkeit zurück. Circa 2.000 Blindenführhunde sind aktuell in Deutschland aktiv. Sie werden nach §33 SGB V als Hilfsmittel bezeichnet. Das weiße Führgeschirr kennzeichnet Außenstehenden, dass der Hund im Dienst ist. Durch verschiedene, individuelle Kommandos navigiert der Hundeführer seinen Helfer auf vier Pfoten zum Zielort.
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Daniel Puff ist im Vorruhestand. Seit 2012 ist er ehrenamtlich im bayrischen Blinden- und Sehbehindertenbund sowie im Behindertenrat der Stadt Nürnberg aktiv. Die Organisation ist ein wichtiger Ansprechpartner rund um das Thema Barrierefreiheit. Außerdem leitet der 53-Jährige seit über sieben Jahren den Führhundehaltertreff Mittelfranken. Da er seit einem Unfall selbst erblindet ist, hilft ihm seine Blindenführhündin Lotta durch den Alltag.
  
Was sind die Vor- und Nachteile eines Blindenführhundes gegenüber eines Blindenstocks?
Ich kann mit einem Blindenstock maximal einen Meter mit der Stockspitze tasten. Dadurch bin ich angespannt und muss sehr darauf achten, was ich höre. Die E-Roller, welche in den Städten überall verteilt stehen, sind zum Beispiel ein Hindernis, da diese oft im Weg stehen und leicht umkippen können. Mit dem Hund habe ich die Gefahr nicht. Wenn ich weiß, wo es hingeht, sage ich einfach zu dem Hund „nächster Weg links“ und dann macht er das auch. Mit dem Hund bin ich definitiv sicherer und schneller. Ein Nachteil ist aber, dass ich gebundener bin. Ich muss den Hund erst mal in den Alltag integrieren können und mein Freizeitverhalten anpassen.  

Welche Eigenschaften erfüllt Ihre Blindenführhündin Lotta?
Lotta muss belastbar sein, da ich viele Termine an mir unbekannten Orten habe. Sie hilft mir, um den Weg an das Ziel sicher zurückzulegen. In Meetings zeigt sie mir immer an, wenn jemand den Raum betritt oder verlässt, also ruhig liegen bleiben ist nicht ihre Stärke. Sie ist ein Labrador mit einem Weimaraner gekoppelt und geht gerne rein ins Getümmel, um neue Herausforderungen zu finden. Lotta möchte mit Kopf und Bein gefordert werden. Außerdem hat sie den Vorteil, dass, wenn sie im Freilauf ist, bei mir stehen bleibt, wenn ich stehe.  

Gibt es bestimmte Zeiten, zu denen Lotta eingesetzt werden darf?
Das darf ich zum Glück selbst entscheiden. Ich merke, wenn sie überfordert ist. Ich nehme sie nur dann in das Geschirr, wenn es ungewohnte Wege sind. Wenn ich mich an bekannten Orten treffe, nehme ich meinen Stock. Sie ist bei mir zu nur einem Drittel, maximal zur Hälfte im Geschirr. Ich muss schauen, wie es Lotta an dem Tag geht. Ich kann nicht sagen „du musst aber heute funktionieren, weil ich dich brauche“, damit komme ich nicht weit.

Was für Rechte hat ein Blindenführhund?
Er hat fast dieselben Rechte wie ein Polizeihund. Das heißt, er darf in Läden und Lokalitäten mit rein und darf mit dem Taxi mitfahren. Dazu muss der Führer aber vorzeigen, dass der Hund gut erzogen ist und er die Sache im Griff hat.  

An wen muss sich eine blinde Person wenden, wenn diese einen Blindenführhund haben möchte?
Im Regelfall sollte man zunächst zum Augenarzt. Bei dem wird der Blindenführhund beantragt. Dafür muss der Blinde aber Voraussetzungen erfüllen, wie ein abgeschlossenes Mobilitätstraining und einen Nachweis eines artgerechten Wohnens und einer guten Versorgung im Alltag. Sind die Punkte erfüllt, ist eine Blindenführhundschule die nächste Adresse. Dort bewirbt sich dann der Blinde und schaut, ob er sich mit dem Hundetrainer gut versteht. Dann sucht der Trainer nach einem passenden Tier, das in den Alltag passt.  

Wie viel kostet ein Blindenführhund im Durchschnitt?
Der Preis liegt derzeit bei 34.500 Euro. Blindenführhunde werden als Welpen schon sehr teuer eingekauft. Dann muss die Familie den Hund über das erste Jahr finanzieren. Auch muss die Hundeschule die Rüden mit acht Monaten kastrieren lassen. Den Hündinnen werden alle Geschlechtsorgane operativ entfernt, das ist teuer. Außerdem hat die Ausbildung Vorgaben, die erfüllt werden müssen, wie beispielsweise, dass der Hund mit vielen Menschen an Flughäfen oder Bahnhöfen klar kommen muss.  

Was passiert mit den Blindenführhunden, wenn sie zu alt sind?
Die Hunde dürfen bis zu ihrem Lebensende bei den Haltern bleiben. In meinem Fall kann ich das aber aufgrund meiner Arbeit nicht gewährleisten. Deswegen gibt es ein Rentenmodell, bei dem wir schauen, welche Familie den Bedürfnissen des Hundes gerecht wird. Im Optimalfall kommen die Hunde dann wieder zu den Familien, bei denen sie ihr erstes Lebensjahr verbracht haben.
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Seit zwei Jahren besitzt Eva Kluge ihre eigene präqualifizierte Führhundschule. Bisher haben bei ihr acht Hunde die Ausbildung zum Blindenführhund abgeschlossen. Ein bis zwei Hunde sind jährlich bei der 37-Jährigen. Nach sechs bis acht Monaten haben diese ihr Training abgeschlossen. Ihre aktuelle Hündin Fibi läuft seit zwei Monaten im Hundeführgeschirr.

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Sabrina Zollo leidet seit dem Teeangeralter unter der erblichen Augenerkrankung Retinitis pigmentosa. Sie arbeitet als medizinische Tastuntersucherin bei Gynäkologen. Stets an der Seite der 32-Jährige ist ihre tägliche Wegbegleiterin: die Labradorhündin Ida. Seit nun schon sieben Jahren bringt die Blindenführhündin ihr Frauchen sicher ans Ziel. Ida ist ein reiner Blindenführhund. Sie begleitet Sabrina im Alltag, wenn sie beispielsweise zur Arbeit oder zum Zug geht. Zu Hause in Sabrinas Wohnung hat der Vierbeiner allerdings keinerlei Funktion.

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Therapiebegleithunde

Der beste Freund des Menschen ist nicht nur ein Familienmitglied. Vielmehr sind die Fellnasen wichtige Sozialpartner und therapeutische Assistenten. Die Vierbeiner helfen Menschen mit seelischen oder körperlichen Erkrankungen und Beeinträchtigungen. Sie schaffen es, mit ihrer bloßen Anwesenheit Vertrauen zu schaffen und mit ihrem ruhigen Wesen Angst, Stress und Anspannung abzubauen.
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Aufgereiht in einem Kreis stehen sechs Stühle in dem kleinen Raum in der OASE-Tagesstätte der Stadtmission Nürnberg. Die Menschen, die das Zimmer betreten und sich auf den Plätzen niederlassen haben ihre eigenen Geschichten, die sie hierher gebracht haben. Ihre Gesichter düster, gezeichnet von Erlebnissen aus ihrer Vergangenheit. Doch dann erhellen sich ihre Blicke. Ein Hund kommt in den Raum getapst. Von Mensch zu Mensch arbeitet er sich durch das Zimmer. Schnüffelt an den Händen der Leute, lässt sich hier und da übers Fell streichen und klaut sich vorsichtig ein Leckerli von den ausgestreckten Handflächen. Kenai ist ein Akita Inu und in Ausbildung zum Therapiehund. Mit seiner Besitzerin Jolie Steinke ist er heute zum ersten Mal unter Anleitung von Johanniter Hundeführer Helmut Winter in der Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen unterwegs.

„Der Ablauf einer Therapiestunde ist meist wie folgt: Erst kommt die Begrüßung des Hundes. Und dann der therapeutische Teil. Ich spreche mit den Leuten über ihren Alltag, ihre Ängste und ihr Leben. Der Hund hat dabei die Aufgabe, die Menschen zu beruhigen, ihnen Trost zu spenden und sie aufzumuntern“, erklärt Helmut Winter. Jolie Steinke läuft mit Kenai zu den einzelnen Teilnehmern, spricht mit ihnen und führt sie langsam an den Hund heran. „Kenai ist neu für die Menschen hier. Die müssen sich auch erst an den neuen Hund gewöhnen“, erläutert Winter weiter.

Dann beginnt er zu erzählen: „Hunde brauchen Kontakte. Genauso wie Menschen. Niemand mag es, immer alleine zu sein. Daher ist es am besten, wenn wir beide miteinander verbinden können, Hund und Mensch. Der Hund ist nämlich was für uns?“ „Ein Freund“, antwortet eine Frau, die leicht vornübergebeugt Winters Erzählungen lauscht. „Richtig, der Hund hat den Menschen schon immer begleitet. Dadurch ist er im Laufe der Jahre nichts anderes geworden, als ein sehr guter Freund. Wenn sich Kenai hier bei uns nicht wohlfühlen würde, was würde er dann machen?“ „Bellen!“, antwortet die gleiche Frau. „Er würde weg wollen“, sagt ein Mann mit leiser Stimme am anderen Ende des Raumes. „Genau. Er flüchtet dann, genauso wie wir Menschen versuchen zu flüchten, wenn wir uns nicht einem Problem stellen wollen“, erklärt Winter weiter. Die Menschen im Raum hören ihm aufmerksam zu. Währenddessen wandert Kenai zwischen den Leuten hin und her und lässt sich streicheln. Nach einer Weile geht er zurück zu Jolie Steinke. Dort legt er sich neben sie auf den Boden und beobachtet das Geschehen. „Für den Hund ist es auch anstrengend, mit den Menschen zu arbeiten. Deswegen hat er sich jetzt etwas zurückgezogen, um sich ein wenig auszuruhen“, erklärt Steinke.

„Dann wollen wir jetzt noch Leni holen“, kündigt Winter an. Die Golden Retriever-Hündin ist in der Einrichtung bereits bekannt. Als Leni in den Raum gestürzt kommt, ändert sich die Stimmung schlagartig. Die Leute beginnen zu lachen und schauen mit strahlenden Augen auf den aufgeweckten Hund. „Leni! Leni! Komm, magst du mal hier sitzen?“, ruft eine Frau, die bisher eher still zugehört hatte. Nacheinander arbeitet der Hund alle sechs Personen ab und lässt sich ausgiebig streicheln. „Die Leute kennen Leni schon eine Weile. Deswegen sind sie ihr gegenüber auch offener. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass allein die Anwesenheit von Leni schon ausreicht, um eine gute Stimmung zu verbreiten“, sagt Winter mit einem Lächeln im Gesicht. Nachdem sie alle begrüßt hat, rennt Leni zu einem Wassernapf in der Ecke des Raumes. Auf der weißen Schale ist mit blauen Buchstaben ihr Name neben einer Pfote vermerkt. Die Besucher der Einrichtung haben die Schale für sie und die anderen tierischen Unterstützer selber angefertigt. Dann setzt sich Leni neben eine Frau, die bisher zurückhaltend die Therapiestunde verfolgt hat. Vorsichtig legt die Hündin ihre Pfote in den Schoß der Frau und blickt ihr in die Augen. Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. Nach diesem kurzen Moment zieht sich Leni wieder zurück und lässt sich an den Füßen der Frau zu Boden fallen.

Die Therapiehundestunde ist ein neues Projekt für die OASE-Tagesstätte. Erst wenige Male waren die Hundeteams hier vor Ort. Dafür ist die Resonanz der Teilnehmenden umso erfreulicher. „Es hat eine beruhigende Wirkung mit den Hunden zusammenzuarbeiten. Man fühlt sich im Hier und Jetzt, ist konzentriert auf den Hund und kann endlich mal abschalten. Danach hinterlässt es ein wahnsinnig positives Gefühl. Man fühlt mehr und ist für einen Augenblick einfach befreit von allen Sorgen“, erklärt ein Teilnehmer der Therapiestunde anschließend. Nach der Verabschiedungsrunde erheben sich die Menschen und gehen wieder ihren Beschäftigungen nach. Doch beim Verlassen des Raumes hat jeder von ihnen ein Lächeln im Gesicht.
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Jolie Steinke ist 27 Jahre alt, gelernte Erzieherin und besitzt Hund Kenai seit einem Jahr. Mit dem Akita Inu-Rüden macht sie eine Ausbildung zum Therapiebegleithund bei den Johannitern. Am 19.05.2022 hatte der Rüde seine erste Therapiestunde in der Stadtmission Nürnberg Oase Tagesstätte.

Wie kamen Sie dazu, mit Kenai die Ausbildung zum Therapiebegleithund zu machen?
Ich war auf der „Consumenta“ Messe in Nürnberg und hatte Kenai dabei. Dort habe ich den Stand der Johanniter gesehen, mich mit Hund vorgestellt und über das Thema informiert. Ich war sofort begeistert und hatte mich angemeldet. Jetzt sind wir in der Ausbildung.

Wie sieht die Ausbildung aus?
Die Ausbildung mit Kenai hat im Februar 2022 gestartet und seither gibt es in der Woche zweimal ein Treffen. Jeden Mittwoch sind wir in Erlangen. Dort setzen wir uns gemeinsam hin, um den ganzen Papierkram zu erledigen. Jeden Sonntag gehen wir ins Einzel- oder Gruppentraining. Dort wird zum Beispiel mit dem Rollstuhl trainiert oder auch Aufzug und Rolltreppen gefahren. Alltagssachen, die Hunde kennen sollten oder noch nicht kennen, werden hier geübt und trainiert.

Kenai hatte heute seine erste Therapiesitzung. Wie hat er sich geschlagen?
Ich bin richtig stolz auf ihn. Die erste Sitzung ist immer das Spannendste für einen Hund. Er war am Anfang sehr aufgeregt, aber das ist sein Wesen. Er braucht immer fünf Minuten, um sich, wie ich gerne sage, „auszuspinnen“, aber dann kommt er auch zur Ruhe. Die Menschen, die an der Therapiestunde teilgenommen haben, waren sehr ruhig, haben ihn akzeptiert und keine Angst gezeigt. Das finde ich sehr wichtig, weil viele ihn mit einem Wolf vergleichen. Deswegen sieht er gefährlicher aus, als er ist.

Was war Kenais Aufgabe in der Therapiestunde?
Er hat den Menschen in der Therapiestunde die Möglichkeit gegeben, sich zu öffnen. Es heißt so schön, wenn Hunde dabei sind, werden Glückshormone beim Menschen ausgestoßen. Und das hat er bei den Menschen heute gemacht. Er ist hingegangen, hat die Leckerlis genommen und hat sie auch mal abgeschleckt. Das zu spüren ist für Menschen etwas Schönes, weil es auch eine Art Liebesbeweis ist. So haben die Patienten etwas mehr über Hunde und ihr Wesen gelernt und eine offenere Art entwickelt.

Wie hat Kenai in der Therapiestunde reagiert?
Spaß hat es ihm auf jeden Fall gemacht. Er ist rumgelaufen und hat jeden begrüßt. Gegen Ende hat man aber gemerkt, dass er ziemlich müde wurde und so den Kontakt wieder zu mir gesucht hat. Kenai wird später zu Hause liegen und glücklich davon träumen.

Wie geht es weiter mit Kenais Ausbildung?
Die Ausbildung läuft noch bis Juli 2022. Im Juni hat er seine Großeinsätze in der Einrichtung, in der ich als Erzieherin arbeite. Dort werde ich zunächst ohne Hund ein Angebot mit den Kindern gestalten, um sie zu sensibilisieren, wie sie mit einem Hund umgehen und wie es ist, wenn er zu Besuch kommt. Gegen Ende des Monats ist dann die große Prüfung. Die Daumen sind gedrückt, dass er es schafft, aber ich bin guten Gewissens.

In welchen Bereichen soll Kenai in der Zukunft als Therapiebegleithund eingesetzt werden?
Das Spektrum ist da sehr groß. Ich kann mir vorstellen, dass wir später vermutlich öfter gefragt werden, ob wir Lust und Zeit hätten in verschiedenste Einrichtungen mal mitzukommen, so wie heute auch. Ich möchte gerne mal mit ihm ins Altersheim, in den Kindergarten und in Schulen gehen. Ich habe vor, möglichst breit gefächert mit Kenai zu arbeiten.

Wie oft soll Kenai als Therapiebegleithund im Einsatz sein?
Ein Traum wäre es, ihn jeden Tag mit zur Arbeit nehmen zu können, aber das ist für einen Hund zu viel. Er braucht genauso wie ein Mensch Ruhephasen. Irgendwann ist es mein Ziel, ihn fest einzuarbeiten, beispielweise Dienstags und Donnerstags. An den beiden Tagen würde er mit in die Einrichtung kommen. Dort wird er immer mal wieder für eine halbe Stunde geholt und darf mit einem Kind entweder in einem Einzel- oder Gruppensetting arbeiten.

Was ist das Besondere an einem Therapiebegleithund?
Ich habe meinen Hund immer bei der Arbeit dabei. Das ist für mich ein toller Punkt, denn der eigene Hund ist immer etwas Besonderes. Aber auch zu sehen, wie die Menschen mit dem Tier arbeiten. Zu sehen, wie Therapiehunde wirken, gibt mir viel. Genauso wie die Menschen durch sie glücklicher werden.
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Helmut Winter ist Sachgebietsleiter für die Hunde in der tiergestützten Intervention bei den Johannitern. Insgesamt 31 Hundeführer mit je einem Hund sind für die Johanniter in verschiedenen Einrichtungen im Einsatz. Auch der Träger „Oase“ von der Stadtmission in Nürnberg veranstaltet Therapiesitzungen, in die der 54-Jährige seine Therapiebegleithündin Leni mitbringt. Dabei erlebt er regelmäßig, was die Hunde beim Menschen bewirken können.

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Der Verein wurde 2010 gegründet. Damals unter dem Namen „Hunde im Therapieeinsatz Nürnberg e. V.“. Später folgte die erste Namensänderung in „Therapiehunde Franken e. V.“. Die Vereinsbezeichnungen bezogen sich auf das einstige Einsatzgebiet Franken. Seit 2018 ist der eingetragene Verein deutschlandweit tätig und dies wurde auch in der Bezeichnung „Therapiehunde Deutschland e. V.“ festgehalten.

Gabriele Smentek ist Vorstandsmitglied des Vereins. Sie fungiert unter anderem als Kommunikatorin für die Öffentlichkeit. 

Therapiehunde Deutschland e. V. ist ein gemeinnütziger Verein. Alle Mitglieder und Einsatzteams führen ihre Arbeiten ehrenamtlich aus.

Therapiehunde Deutschland e. V. bildet Hundehalter und deren Hunde zu Therapiebegleitteams aus.

Die Hunde kommen in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen für körperlich und geistig gehandicapte Menschen, Förderschulen, Kindergärten, Kliniken und Justizvollzugsanstalten zum Einsatz.

Über 900 Mitglieder zählt der Therapiehunde Deutschland e. V. Der Mitgliedsbeitrag beträgt jährlich 45€.

Für jeden Einsatz verlang der Verein eine Aufwandsentschädigung von 18€.

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Mindestens zwei Mal im Monat finden die Castings des Therapiehunde Deutschland e.V. statt. Zwischen sechs und acht Hunden werden an einem Castingtag getestet und bewertet. Das gehört zu den Aufgaben von Karin Müller, die sich seit 2013 in diesem Verein engagiert. Im Interview erklärt sie, welchen Zweck die Castings haben und was auf die Hunde zukommt.
 
Wofür ist das Casting?
Das Casting ist eine Momentaufnahme. Es ist ein Test für den Hund, ob er überhaupt geeignet ist für unsere Zwecke, sprich als Therapiehund. Man kann durch diese Testung sehr gut einschätzen, wie sich ein Hund im Einsatz verhält.
 
Mit welchen Stationen werden die Hunde konfrontiert?
Zuerst konfrontieren wir den Hund mit Krücken. Wir laufen mit den Krücken nebeneinanderher. Er darf sie vorher beschnuppern und dann kann er sie kennenlernen. Der Extremfall ist die frontale Annäherung und dann werden die Krücken vor seiner Nase umgeworfen. Danach haben wir den Rollator und den Rollstuhl, da läuft es ähnlich ab. Es ist wichtig, dass der Hund ohne Angst neben dem Rollstuhl herläuft. Danach folgt der Körperkontakt: Das Anfassen, Einengen, Streicheln, Zwangsschmusen, Ohren bohren, Zähne zeigen, Lefzen hochziehen, mal am Schwanz ziehen. Das sind zum Teil Dinge, die keinem Hund gefallen. Dann haben wir noch das Anklopfen und Eintreten einer Person. Soll heißen, es wird laut geklopft, laut schreiend gedroht und auf den Hund frontal zu gerannt. 

Welche Stationen gehören noch zum Casting? 
Der Stuhlkreis dient dazu, den Hund zu testen, ob dieser enge Stuhlkreis auf ihn bedrohend wirkt. Wir streicheln mit allen Händen, füttern auch mal mit dem Pinzettengriff, damit wir sehen, ob der Hund zaghaft zufasst oder ob er uns die Finger abbeißen möchte. Dann haben wir noch das rasselnde, scheppernde, krachende Geräusch. Sprich, wir rücken mit den Stühlen und werfen eine Kette neben ihn. Der Hund darf aus dem Stuhlkreis raus, aber er sollte auch gerne wieder hereinkommen. Eine weitere Übung ist das Menschenspalier. Wir streicheln den Hund übergebeugt und versuchen ihn zu erhaschen. Wenn irgendwo in einem Altenheim oder in einer Schule einmal die Situation entsteht, dass der Hund durch einen engen Gang hindurch muss und Menschen nach ihm greifen, soll er das tolerieren und nicht zubeißen wollen.

Wie darf sich der Hund während der Testung verhalten?
Der Hund darf sich bei Bedrohung erschrecken oder rückwärts gehen. Aber falls der Tester in die Knie geht, mit sanfter Stimme spricht und ihn auffordert, zu ihm zu kommen, sollte der Hund wieder kommen. Der Hund soll erkennen, dass jetzt die Bedrohung zu Ende ist.
 
Warum werden diese Übungen gemacht?
Alles was wir testen, ist für jeden Hund eine Bedrohung. Man muss abwägen und sehen, wie er sich dieser Bedrohung gegenüber verhält. Verhält er sich neutral, zieht er sich zurück oder greift er sogar an? Dieses Verhalten wird dann beurteilt und im Testergebnis festgehalten.
   
Wie kommt das Testergebnis zustande?
Wir bewerten wie ängstlich der Hund ist. Ob er unsicher ist oder total ruhig und gelassen, interessiert oder weniger interessiert. Die Skala reicht von sehr interessiert, geringer interessiert, nicht interessiert bis hin zum totalen zurückziehen und Überforderung. Von null bis drei Punkte ist alles möglich. Höchstmögliche Punktzahl sind immer zwölf in einem Kriterium, zehn Tests sind es, also 120 Punkte im Bestfall.  

Ab wann hat ein Hund bestanden?
Bestanden hat der Hund ab 60 Punkten. Es gibt Hunde, bei denen wir feststellen, dass sie nur für Einzelpersonen eingesetzt werden können, weil sie schlichtweg überfordert sind, wenn viele Menschen auf sie zukommen. Diese können wir dann nur bei Einzeleinsätze unterbringen.
 
Was ist das Schöne daran, mit Therapiehunden zu arbeiten?
Es ist absolut fantastisch, was die Hunde leisten und bewirken können. Ein Beispiel sind die Lesehunde. Sie sind eine Bereicherung für alle Kinder, die leseschwach sind. Sie haben die tollsten Erfolge, wenn sie mit einem Hund lesen, sind sicherer im Umgang mit ihren Mitschülern und sie sind in der Klasse irgendwann anerkannter. Es ist supertoll, was die Hunde da leisten.
 
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mehr Einsatz in Schulen und Kindergärten mit Hunden. Und auch natürlich in Altenheimen. Das wäre mein Wunsch.                                
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Marie Karl hat mit ihrer einjährigen Berner Sennenhündin Lily an dem Casting der Therapiehunde Deutschland e.V. teilgenommen. Das Team hat die maximal mögliche Punktzahl von 120 Punkten erreicht. Zukünftig soll Lily ihre Besitzerin auf die Arbeit begleiten. 

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HotSpot Untergründe

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