Figurentheater in Franken

Das moderne Figurentheater hat seinen Ursprung in der Antike. Schon zu dieser Zeit galt es als eine beliebte Darstellungsform, um Geschichten zu erzählen. Parallel entwickelten Figurenspieler aus aller Welt unabhängig voneinander verschiedene Bau- oder Vorführarten für ihre Kunst. 

In Deutschland trug besonders die DDR mit ihren Spiel- und Ausbildungsstätten zur Etablierung der Kunstform bei. Das Figurenspiel gilt seit dieser Zeit als ebenbürtiger Teil der darstellenden Künste.

Die Künstler finden immer neue Arten, Geschichten
mit Gegenständen zu erzählen oder außergewöhnliche
Puppen und Bühnenbilder anzufertigen.
Die Kunstform entwickelt sich stetig weiter
und erfindet sich immer wieder neu.

Das klassische Puppen- oder Marionettentheater
ist dabei nur ein kleiner Teil im Kosmos.
Zum Figurentheater zählen so gegensätzliche Ausdrucksformen, wie beispielsweise Theater mit Objekten, Performances mit Figuren oder auch Tanz mit Gegenständen.

Die Themengebiete sind wie im „normalen“ Theater breit gefächert. Natürlich gibt es Interpretationen von Märchen oder Fabeln, doch auch die Hochkultur findet Einzug.

Sowohl Shakespeare, als auch zeitgenössische Themen sind auf den Bühnen zu sehen. Viele Autoren schreiben speziell auf das Figurentheater zugeschnittene Stücke. Diese sind sowohl anspruchsvoll als auch zeitkritisch.

Sowohl auf der Bühne, als auch im echten Leben
sind Wally und Paul Schmidt Partner. In einem kleinen
Plausch verraten die beiden, was ihr Theater ausmacht.

Habt ihr ein bestimmtes Motto,
das im Theater Salz + Pfeffer gilt?

Paul: "Freiheit für Puppe, Mensch und Tier."

Wally: "Wenn es mich langweilt,
höre ich auf Theater zu machen."

Was war vorher in eurem Haus?

Paul: "Ein Schmuddelkino.

Wally: (lacht) "Ja, ein Raucherkino."

War es schwierig, so ein Theater
auf die Beine zu stellen?

Paul: "Es war ein Sprung ins kalte Wasser."

Wally: "Auch wenn die Bergspitze unsichtbar
im Nebel liegt, ist man sich dennoch sicher,
dass sie existiert."

Sehr poetisch. Warum habt ihr es trotzdem gewagt?

Paul: "Weil das Schwimmen doch Spaß macht"

Wally: "...und das Klettern auch."

Ihr bildet Jungmitarbeiter Stefan
zum Puppenspieler aus.
Wie ist es dazu gekommen?

Paul: "Er hat sich bei uns beworben und ist ein leidenschaftlicher Darsteller."

Wally: "Es ist naheliegend, dass wir über Nachwuchs nachdenken. Zudem ist die Aussicht, als Ensemble mit mehreren Darstellen auf der Bühne arbeiten zu können bereichernd und eröffnet neue Möglichkeiten."

Bildet ihr euch auch selbst noch weiter?

Paul: "Jeder Tag bringt neue Erkenntnisse."

In eurem Theater spielt ihr auch Stücke für Kinder.
Was ist das Schöne daran?

Paul: "Kinder sind brutal ehrlich."

Wally: (schmunzelt) "Ich spiele aber genauso gerne vor Erwachsenen, da muß man nicht so früh aufstehen."

Wie ist es als Puppenspieler in Franken, was ist das besondere im Raum Nürnberg?

Paul: "Es gibt einige Puppenspieler hier
und der Austausch ist befruchtend."

Wally: "Da bin ich befangen, ich fühle mich meist
 schnell dort zu Hause wo ich bin. Aber es ist schön,
eine feste Spielstätte zu haben und die, die wir am Plärrer gefunden haben und verwirklichen können, ist toll."

Paul: "Ich könnte mir ein bisschen mehr Natur vorstellen.
Die Berge oder das Meer."

Wally: "Oder einen See, wie in Zürich.
Aber vielleicht wächst der Wöhrder See noch weiter."

Es muss anstrengend sein, ständig Inspiration
für Neues zu finden.
Wie entwickelt ihr Ideen für neue Stücke?

Paul: "Die Herausforderung ist es, aus hundert Stoffen
den momentan Wichtigsten herauszufiltern".

Wally: "Die fortwährende Auseinandersetzung mit Leben
und Kommunikation führt uns zu vielen Themen.
Und dann entfacht sich ein Feuer, eine Leidenschaft.
Es ist stets ein Neuanfang und damit nie langweilig.
Das liebe ich."

So ein Stück zu planen und umzusetzen, stelle ich mir aufwendig vor. Wie viel Zeit braucht es von der Idee zur Aufführung?

Paul: "Die Planungen laufen über etwa ein Jahr, die Hauptprobezeit beträgt ungefähr sechs Wochen.
Wir proben jeweils zwei bis drei Stunden am Tag, die schlaflosen Nächte nicht mitgezählt..."

Ihr seid ganz schön auf Trab.
Wird Figurentheater auch mal langweilig?

Paul: "Es nutzt sich nicht ab."

Wally: "Niemals!"

In der heutigen Zeit verändert sich alles sehr schnell.
Wie sieht die Zukunft des Figurentheaters aus?

Paul: "Alles ist möglich. Das Figurentheater lässt jede Verrücktheit zu."

In zehn Tagen Festival wurde den Zuschauern einiges geboten. Egal in welcher der vier Städte, es herrschte immer gute Stimmung. Wir waren dabei.

Wohnort: Nürnberg

Heimat: "dort, wo ich länger als 24 Stunden bin"

Figurentheater für mich in drei Worten: 
"frei, ernst, vogelwild"

Die Puppenspielerin eröffnete 1997 mit ihrem Partner Paul das Theater Salz  + Pfeffer am Nürnberger Plärrer.
Die beiden spielen dort Kinder- und Erwachsenenstücke,
geben Workshops und zeigen ihr Können auf vielen Figurentheaterfestivals.

Wohnort: Heppstädt

Heimat: "meine Familie"

Figurentheater für mich in drei Worten:
"poetisch, anrührend, unterhaltsam"

Der musikalische Stefan Kügel steht seit über zwanzig Jahren leidenschaftlich auf der Bühne. 1997 eröffnete er das Theater Kuckucksheim in Heppstädt bei Erlangen. Auf seiner eigenen bunten Bühne gibt er dort seiner Leidenschaft ein Zuhause.

Wohnort: Nürnberg

Heimat: "Europa"

Figurentheater für mich in drei Worten:
"sinnliche Aneignung der Welt, grenzenlose Ausdrucksmöglichkeit, Passion"

Der in Wien ausgebildete Maler Torbahn ist seit 1990 Teil des Puppenspieler-Duos Thalias Kompagnons.
Zusammen mit Partner Tristan Vogt spielt er auf über vierzig Figurentheaterfestivals im Jahr und tourt mit Repertoire für Erwachsene und Kinder durch die Lande.