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Das Max-Morlock-Stadion

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Das Max-Morlock-Stadion

Ein Stadion mit acht Ecken ist besonders. Genauso besonders sind die Menschen, die das Max-Morlock-Stadion mit Leben füllen, dort Tradition bewahren und Momente für die Ewigkeit erleben. In dieser multimedialen Reportage werden ihre Storys in Bild, Ton und Schrift festgehalten.

Als Leser werden Sie mehr darüber erfahren, welche Erinnerungen das Max-Morlock-Stadion bei Legenden des 1. FC Nürnberg wie Dieter Nüssing und Andreas Wolf weckt.

Wie es um die Fußballfankultur in der Arena bestellt ist, erklären der renommierte Fanforscher Dr. Harald Lange sowie die Fanbeauftragten des 1. FC Nürnberg Roswitha Friedrich und Jürgen Bergmann.

Was es mit der Vergangenheit des Bauwerks auf sich hat, ordnen Historiker Alexander Schmidt und der Stadion-Geschäftsführer Alfred Diesner ein. Die Veränderungen im Max-Morlock-Stadion zeigt eine interaktive Bildergalerie auf.

Außerdem gibt es interessante Zahlen und Fakten zum Achteck.

Viel Spaß beim Lesen, Sehen und Hören der Beiträge wünschen die Autorin und die Autoren

Bianca Albert, Lennart Bonk, Benedikt Ferstl und Oliver Wilczek 
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Einmal Zahlen, bitte!

Wie groß sind die Videowände? Wie viel Beleuchtungsstärke hat die Flutlichtanlage? Wie viele Sitz- und Stehplätze hat das Max-Morlock-Stadion? Alle diese Fragen werden in diesem Kapitel beantwortet.

Arbeiten im Max-Morlock-Stadion

Wo andere anfeuern, machen sie ihren Job: Altstar Dieter Nüssing erinnert sich an schöne Zeiten und Ex-Fußballprofi Andreas Wolf zeigt seinen ehemaligen Arbeitsweg. Stadionsprecher Sebastian Wendl und Platzmeister Stefan Kraus erklären ihre Arbeit.

Blöcke mit Legendenstatus

Heinz Strehl, Max Morlock, Heiner Stuhlfauth und Georg Hochgesang: Diese und weitere Helden des 1. FC Nürnberg haben im Stadion wortwörtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt 36 Blöcke tragen die Namen geschichtsträchtiger FCN-Spieler – das sind ihre Kurzbiografien.

Die Historie der achteckigen Sportstätte

Keine Atempause, Geschichte wurde gemacht: Historiker Alexander Schmidt klärt über das dunkle Kapitel der Sportstätte auf, eine interaktive Bildergalerie macht die Veränderungen in der Arena sichtbar und Stadion-Chef Alfred Diesner lässt die Vergangenheit Revue passieren.  

Schlusswort und Impressum

Alle Beiträge in den fünf Kapiteln angeschaut, angehört und durchgelesen? Hier wollen die Autorin und die drei Autoren noch ein paar abschließende Worte und Danksagungen loswerden. Zudem ist hier das Impressum inklusive Kontaktdaten zu finden.  

Fankultur im Stadion

Viel Tradition, Gespräche über das Fansein und unzählige Sticker: Über die Bedeutung der Fußballfankultur im Max-Morlock-Stadion klären die FCN-Fanbeauftragten Roswitha Friedrich und Jürgen Bergmann sowie der Fanforscher Dr. Harald Lange auf. 

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Impressum & Schlusswort

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Schlusswort

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Liebe Leserin, lieber Leser,

die multimediale Reportage über das Max-Morlock-Stadion ist im Sommersemester 2021 im Rahmen unseres Journalismus-Studiums an der Hochschule Ansbach entstanden. Unser Ziel war es, über Menschen zu berichten, für die das Max-Morlock-Stadion mehr als nur eine Sportstätte ist. Wir hoffen, dass Ihnen unsere Beiträge gefallen haben.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Protagonisten und Informanten, der Stadion Nürnberg Betriebs GmbH, dem 1. FC Nürnberg und dem Bildarchiv der Nürnberger Nachrichten für die Unterstützung und Mitwirkung an dem Projekt bedanken. 

Mit Blick auf das 2020 ausgelaufene Namensrecht des Max-Morlock-Stadions und den Wunsch des 1. FC Nürnbergs, in ein neues Stadion zu ziehen, wollen wir unsere Reportage mit einem Zitat schließen, das in der VIP-Loge des Clubs im Stadion geschrieben steht: "Tradition ist nicht das Aufbewahren von Asche, sondern das Erhalten der Glut." 

Das Team (im Bild von links) Bianca Albert, Oliver Wilczek, Benedikt Ferstl und Lennart Bonk







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Impressum

Redaktionell verantwortlich im Sinne des § 55 Abs. 2 Rundfunkstaatsvertrag:
Lennart Bonk
Schöneckerstraße 11
91522 Ansbach

Kontakt: 
l.bonk15299@hs-ansbach.de 

Ein Projekt der Hochschule Ansbach, Studiengang Ressortjournalismus (Fach „Projekt Crossmedia“), und Nordbayern.de, das Online-Portal der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung.
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Zahlen und Fakten

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Hier muss jedes Wort sitzen

Print- und Online-Medien sowie Radio- und TV-Sender: Im hier markierten Presse-Unterrang nimmt die berichterstattende Zunft Platz. 

Im Stadion gibt es zwei TV-Kommentatorenkabinen, 18 TV-Kommentatorenplätze und 152 Presseplätze. Direkt neben dem Block 37 ist der Eingang zu dem 350 Quadratmeter großen Pressekonferenzraum

Die Mixed-Zone, der Bereich in dem die Spieler nach der Partie von den Journalistinnen und Journalisten interviewt werden, beträgt 300 Quadratmeter

Im Stadioninneren gibt es zudem drei Fernsehstudios.

Rollstuhlplätze am Limit

Insgesamt 95 rollstuhlgerechte Plätze gibt es im Max-Morlock-Stadion. Davon sind an Spieltagen des 1. FC Nürnberg neun Plätze für die Gästefans reserviert.

Die Nachfrage nach Tickets übersteigt oft die Kapazitäten. Allerdings gibt es keine Möglichkeit diese ausbauen. Mehr zum Thema Behindertenfreundlichkeit verrät die FCN-Behindertenbeauftragte Roswitha Friedrich im Interview (Kapitel "Fankultur im Max-Morlock-Stadion").

Audio-Kommentar für Sehbehinderte

Im Zuge der Umbaumaßnahmen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat das Max-Morlock-Stadion einen Audio-Kommentar für sehbehinderte Besucher erhalten. Über Funkkopfhörer können sie die Spiele des 1. FC Nürnberg live verfolgen. Den blinden und sehbehinderten Fans stehen auf der Haupttribüne 15 Sitze zur Verfügung.

Thank You For Not Smoking

In den Fußballtempeln Englands ist es schon Gang und Gäbe: Dort ist das Rauchen verboten. 

In Deutschland ist das Qualmen in lediglich vier Stadien (Allianz Arena, BayArena, PreZero Arena und das Rhein-Energie-Stadion) komplett verboten.

Im Max-Morlock-Stadion ist das Rauchen in drei Blöcken nicht gestattet. Der hier markierte Block 34, die 33 (schwarze Sitzschalen; links im Bild) und 19a (auf der Gegentribüne; nicht im Bild).

Eine komfortable Sicht auf das Feld

Insgesamt 19 VIP-Logen gibt es im Städtischen Stadion. Den Besuchern stehen 180 Sitzplätze zur Verfügung. 

Im Bereich hinter der Haupttribüne gibt es außerdem ein sogenanntes Funktionsgebäude mit weiteren VIP-Räumlichkeiten, in denen rund 1200 Ehrengäste Platz finden. 

It´s Not Personal, It´s Strictly Business

Ein Sitzangebot, das VIPs nicht ablehnen können: 1184 Business-Seats gibt es im Max-Morlock-Stadion.

Sie haben alles im Blick und im Griff

Zwischen dem Oberrang mit den Blöcken 30 und 32 und dem Unterrang mit den Blöcken 31 und 33 befinden sich mehrere Kabinen. Hier nehmen der Stadionsprecher, die Einsatzleitung der Polizei und der Rettungsdienste sowie der Sicherheitsdienst Platz.

Außerdem befindet sich dort die Medientechnikzentrale und die Leitwarte der Gebäudetechnik

Diese Lichter sind reif für die 1. Liga

Vier HDTV-geeignete Flutlichtmasten beleuchten das Innere des Stadions. Die Strahler hängen auf 70 Meter Höhe und haben eine Beleuchtungsstärke von 1800 Lux

Damit liegt das Max-Morlock-Stadion über den Mindestvorgaben der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Die schreibt vor, dass in der 2. Bundesliga eine Mindestbeleuchtungsstärke von 1200 Lux  nötig sind. In der 1. Bundesliga sind es 1600 Lux. (Stand: Dezember 2020)  

Ebenfalls wichtig für die Bundesliga-Auflagen: Die Stromversorgung ist ausfallsicher. Getrennte Zuleitungen und Notstromdiesel stellen das sicher.

Das grüne Herzstück der Arena

105 Meter Länge und 69 Meter Breite misst das Spielfeld.
Unter dem Grün sorgt eine Rasenheizung bei verschneiten Tagen für ein freies Feld.

Mehr über den Rasen und die Pflege berichtet Platzmeister Stefan Kraus im Kapitel "Arbeiten im Achteck".

Zu den Umkleiden

Über den Spielertunnel gelangen die Trainer und Sportler zu den zwei Umkleidekabinen für die Mannschaften. Dort gibt es jeweils Entmüdungsbecken und einen separaten Massageraum. 

Weitere Kabinen gibt es für die Trainer und Schiedsrichter. 

Hier gibt es auch Arzt- und Behandlungsräume sowie die Spielerlounge.

Von Polizisten und Schiedsrichtern

Dieser Eingang der Nordwest-Kurve führt zur Polizeiwache im Stadion. Dort gibt es zwei Zellen.

Die Richter sind nicht weit. In der Kurve gibt es vier Schiedsrichter-Umkleiden

Außerdem gelangt man von dort aus zu den zwei Sammelumkleiden für Sportler, einem Konditionsraum sowie Technik- und Lagerräumen.  

Größer als so manche Wohnung

Jeweils eine LED-Videowand hängt über den Marathon-Toren der Nord- und Südkurve. Die Größe beträgt 60 Quadratmeter.

Damit ist eine Videowand deutlich größer als die durchschnittliche Wohnfläche eines Bundesbürgers. Die betrug laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 47,4 Quadratmeter. Mit anderen Worten: Auf den Leinwänden könnten 2,5 Bundesbürger sich wohnlich einrichten. 

Sie stehen auf Fußball

13.229 Stehplätze hat das Max-Morlock-Stadion. Im Vergleich der 56 Stadien, die es im deutschen Profi-Fußball gibt, liegt der Standort Nürnberg auf Rang zehn

In der 2. Bundesliga reicht es für Platz drei. Dort haben nur die Veltins-Arena (16.309; FC Schalke 04) und das Millerntor-Stadion (16.940; FC St. Pauli) mehr Stehplätze.

Die meisten Steher in ganz Europa hat der Signal Iduna Park ("Gelbe Wand") mit einer Kapazität von 28.337. Das sind doppelt so viele wie im Max-Morlock-Stadion. 

Eine Besonderheit

Große Stadien mit Laufbahnen sind in Deutschland relativ selten. Unter den Arenen mit einer Kapazität von mehr als 40.000 haben nur vier von 17 Stadien eine Kunststoffbahn. Das Max-Morlock-Stadion ist dabei das drittgrößte Stadion nach den Olympiastadien in Berlin (bis zu 74.244 Sitzplätze) und München (69.250 Plätze).  

Das Stadion verfügt zudem über Leichtathletikanlagen, die den internationalen Wettkampf-Standards entsprechen.

Rang elf im deutschen Profi-Fußball

Im Ligabetrieb passen insgesamt 50.000 Zuschauer ins Max-Morlock-Stadion. In der 2. Fußball-Bundesliga ist es die viertgrößte Arena. Im deutschen Profi-Fußball ist es das elftgrößte Stadion. Es gibt insgesamt 36.771 Sitzplätze, die allesamt überdacht sind.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sowie bei anderen internationalen Spielen bot beziehungsweise bietet es 44.308 Sitzplätze.

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Mosaik: Namen d. Blöcke

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Bark

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„Nur die Ruhe kann es machen“ –  seinem schweizer Naturell entsprechend war das der Leitspruch von Gustav Bark. Ironischerweise zeichnete der Verteidiger aus Basel für das „wilde Training“ verantwortlich. Hier traf sich die Mannschaft jeden Mittwoch und Samstag zum stundenlangen Bolzen – da werden bei vielen Straßenkickern Kindheitserinnerungen wach.

In den 14 Jahren beim 1. FC Nürnberg reifte Bark zum Kapitän und Spielertrainer heran. Mit seiner Ruhe und einer kompromisslosen Art zu verteidigen, feierte Bark drei Deutsche Meisterschaften mit den Franken – darunter den ersten Titelgewinn der Clubgeschichte. „Gustl Bark ist wohl der größte Verteidiger, der in einer deutschen Mannschaft gestanden ist”, adelte Teamkollege Hans Kalb.

Der Club ernannte Bark wegen seiner Verdienste zum Ehrenspielführer. Der Süddeutsche Fußballverband zog nach und heftete ihm die Ehrennadel ans Revers. Der ehemalige schweizer Nationalspieler trägt seither den Beinamen „Der Unüberwindliche“, was in Kombination mit seiner Liebe für Ruhe aus ihm gewissermaßen die Verkörperung der Schweizer Alpen macht.

Fakten und Zahlen zu Gustav Bark:
Geboren: 30. Oktober 1889 in Basel
Gestorben: 13. April 1970 in Guntershausen

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1910 bis 1924
Spiele für den Club: 438
Länderspiele: 2 (Vor seiner Zeit beim Club)
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924  

Weitere Vereine: Old Boys Basel


Text und Foto: Lennart Bonk




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Oehm

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Angesichts der Treppenwitze in Richard Oehms Biografie passt es ins Bild, dass die Besucher des Max-Morlock-Stadions einige Stufen steigen müssen, um in den Block mit seinem Namen zu gelangen.

Doch von Anfang an: Oehm war durch und durch ein Kind der Stadt Nürnberg. Während seiner Zeit als Gartenbauarchitektur-Student in Weihenstephan zog er es vor, lieber mit dem Zug nach Nürnberg zu fahren, statt für einen Münchner Verein zu spielen.

Nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz musste Oehm viel pendeln. Beim 1. FC Nürnberg fing er einst als Stürmer an. Trainer Jenő Konrád zog den 1,88-Meter-Mann auf die Läufer-Position (heute Defensives Mittelfeld/Außenbahnen) zurück. Er begründete: „Oehm ist nicht der Halblinke, den der Club braucht.“ Womit wir beim ersten Treppenwitz wären: 1952 zog Oehm mit der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei in den Nürnberger Stadtrat ein – aber das ist eine andere Geschichte.

Da Oehm oft die Positionen wechseln musste, verlieh ihm die Vereinszeitung den Spitznamen „Versuchskarnickel“. Der vielseitige Spieler gehörte auch der ersten FCN-Mannschaft an, die den DFB-Pokal gewann. Nach seiner aktiven Laufbahn stand der dreimalige Nationalspieler dem Club ab 1952 als Spielerobmann zur Verfügung.

Einen weiteren Beinamen, „Tipfi“, brachte ihm seine geringe Körpergröße als Kind ein („Klein wie ein i-Tüpfelchen“) – wieder ein Treppenwitz, wenn man an Oehms Gardemaß von 1,88 Metern denkt.

Fakten und Zahlen zu Richard Oehm:
Geboren: 22. Juni 1909 in Nürnberg
Gestorben: 20. Mai 1975 in unbekannt

Position: Halbstürmer, Läufer und wo immer der Trainer es wollte ("Versuchskarnickel")
Aktive Zeit beim Club: 1929 bis 1939
Spiele für den Club: 417
Länderspiele: 3
Deutsche Meisterschaften: 1936
Deutsche Pokalsiege: 1935

Weitere Vereine: VfR Mögeldorf (Jugend)


Text und Foto: Lennart Bonk


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Billmann

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Beruflich war Willi Billmann als Techniker bei Siemens angestellt – beim Club war seine Aufgabe, die gegnerischen Edeltechniker verzweifeln zu lassen. Als eisenharter Verteidiger bekannt, band er seine Schuhe ab 1929 für den Club. Während des Kriegs musste Billmann Nürnberg zeitweise verlassen und spielte für die Pariser Soldatenelf sowie ein Jahr lang für Hertha BSC in Berlin, wohin er dienstversetzt wurde. Anfang 1945 kehrte er jedoch endgültig nach Nürnberg zurück und führte die Mannschaft sogar als Spielführer aufs Feld.

Zunächst als Halbstürmer eingesetzt, kam Billmann unter Trainer Jenő Konrád jedoch schon bald als Verteidiger zum Einsatz. Auf seiner neuen Position wusste Billmann zu überzeugen. Dabei geholfen hat ihm wohl auch sein mustergültiges Verhalten, sowohl auf als auch neben dem Platz: Weder für Alkohol noch für Nikotin hatte Billmann etwas übrig. Und trotz seiner harten Spielweise wurde der Verteidiger kein einziges Mal vom Platz gestellt. Belohnt hat er sich dafür mit zwei Pokalsiegen und einer deutschen Meisterschaft. 1948 zwang ihn ein Kieferbruch – die einzige ernsthafte Verletzung seiner Laufbahn – zum Karriereende.

Anschließend übernahm er die Leitung des Terminbüros bei Siemens. Auch hier wusste er zu überzeugen.

Fakten und Zahlen zu Willi Billmann:
Geboren: 15. Januar 1911 in Nürnberg
Gestorben: 5. Juli 2001 ebenda

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1929 bis 1948
Spiele für den Club: 623
Deutsche Meisterschaften: 1936
Pokalsieger: 1935, 1939

Weitere Vereine: Pariser Soldatenelf, Hertha BSC Berlin


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk


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Munkert

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Was im Frühjahr 1935 auf den ersten Blick wie eine Kritik des Fachblatts „Berliner Fußballwoche“ an Andreas Munkerts Spielart wirkt, entpuppt sich beim genauen Hinsehen als eine verkappte Huldigung: „Verteidigt mehr aus dem Stand heraus, scheint kein Freund von viel Bewegung, setzt sich aber im richtigen Moment ein.“ Fußball kann manchmal so einfach sein, wenn man mit Köpfchen spielt.

Allerdings war Munkert auch ein knallharter Verteidiger, der es mit seinem smarten Spiel und beherztem Körpereinsatz bis in die süddeutsche Auswahl und die deutsche Nationalmannschaft geschafft hat. Sein Abwehrschlag war auch außerhalb Süddeutschlands berüchtigt. 1936 war der wortkarge Zeitgenosse Teil der deutschen Olympiamannschaft.

1939 wurde Munkert, der von Fans "Sterz" gerufen wurde, zum Kriegsdienst einberufen. Acht Jahre sollte er in Kriegsgefangenschaft verbringen. Zurück in Deutschland blieb der Freund des bewegungsarmen Abwehrspiels seinem Sport verbunden. Er wurde Trainer des SC Freiburg.

Fakten und Zahlen zu Andreas Munkert:
Geboren: 7. März 1908 in Nürnberg
Gestorben: 23. April 1982 in Nürnberg

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1929 bis 1938
Spiele für den Club: 297
Länderspiele: 8
Deutsche Meisterschaften: 1936
Deutsche Pokalsiege: 1935

Weitere Vereine: FC Thüringen Weida (als Gastspieler), SG Ordnungspolizei Warschau 


Text und Foto: Lennart Bonk


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Herbolsheimer

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Helmut Herbolsheimer war Clubspieler und ein menschgewordenes Zwetschgenmännla. Doch der Reihe nach: Schon als Teenager machte Herbolsheimer sich einen Namen als starker Dribbler und Flankenkönig. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund und Teamkollegen Max Morlock verzauberte der trickreiche Rechtsaußen das Nürnberger Publikum. Von vielen Fans wird er noch heute als der beste Außenstürmer angesehen, der je für den 1. FC Nürnberg gespielt hat.

Herbolsheimer war seiner Heimat sehr verbunden, wie sein eigentlich schon perfekter Wechsel zum FC St. Pauli im Jahr 1950 zeigte. Der Vertrag mit den Hansestädtern war schon unterschrieben, doch im Zug nach Hamburg packte ihn das Heimweh. Herbolsheimer stieg in Würzburg aus, um wieder zurück zum Club nach Nürnberg zu fahren.

Darüber hinaus war er die Stimmungskanone in der Nürnberger Mannschaft. Sein Sinn für Humor qualifizierte ihn nach seiner Fußballerlaufbahn, für eine zweite Karriere als Komödiant. Gemeinsam mit seinem Freund Günther Heimbucher bildete er das Duo "Die Zwetschgermännla", das Frankens Bühnen eroberte.

Fakten und Zahlen zu Helmut Herbolsheimer:
Geboren: 18. Mai 1925 in Fürth

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1940 bis 1956
Spiele für den Club: 552
Deutsche Meisterschaften: 1948

Weitere Vereine: Viktoria Aschaffenburg


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk

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Luggi Müller

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Es ist ungewiss, wie viele Weltklasse-Stürmer der 1960er- und 1970er-Jahre heute noch schweißgebadet aufwachen, weil sie Ludwig „Luggi“ Müller in ihren Albträumen gesehen haben. Die Zahl dürfte beträchtlich sein. Während seiner Zeit beim Club hatte ihn Trainer Max Merkel stets mit der Bewachung der torgefährlichsten Stürmer beauftragt. Das Ergebnis war oft eine harte, aber faire Vollzeitbetreuung während der 90 Minuten, plus Nachspielzeit oder Verlängerung.

Seine Zeit beim Club endete allerdings mit einem bösen Erwachen. Nach der Meisterschaft in der Vorsaison stieg er 1969 mit dem FCN ab. Auch wenn er sich direkt nach Mönchengladbach verabschiedete, gab es keine bösen Worte aus Nürnberg über den Kämpfertypen zu hören.

Nicht nur für den Club, sondern auch für die Nationalmannschaft hat sich der 1,78 Meter große Defensivspezialist regelmäßig um die besten Angreifer gekümmert. In seinem zweiten Länderspiel schaltete der gelernte Großhandelskaufmann Pelés kongenialen Sturmpartner Jairzinho aus. Der ansonsten torgefährliche Brasilianer sah gegen Müller keinen Stich, Jairzinho wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Deutschland gewann mit 2:1 und Müller bekam viel Lob für sein rigoroses Auftreten. Er gehörte auch zum DFB-Aufgebot, das 1968 erstmals eine englische Nationalauswahl besiegte. Das Tor schoss damals ein gewisser Franz Beckenbauer. 

Vermutlich auch wegen solch kaiserlicher Konkurrenz auf seiner Position wurde Müller nie für eine Welt- oder Europameisterschaft nominiert. „Dem nachzutrauern, ist es gar nicht wert. Ich war zufrieden, dass ich Nationalspieler geworden bin und das hat mir gereicht“, sagte der Albtraum der Stürmer einst.      

Fakten und Zahlen zu Ludwig Müller:
Geboren: 25. August 1941 in Haßfurt
Gestorben: 24. Juni 2021 in Haßfurt

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1964 bis 1969
Spiele für den Club: 226
Länderspiele: 6 (5 in seiner Zeit beim FCN)
Deutsche Meisterschaften: 1968 (FCN), 1970, 1971 (beide mit Borussia Mönchengladbach)


Weitere Vereine: 1. FC Haßfurt, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC 


Text und Foto: Lennart Bonk


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Hochgesang

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Bei Georg „Schorsch“ Hochgesang deutete zunächst nicht viel auf eine erfolgreiche Fußballkarriere hin. Zu klein und zu langsam schien er dafür, allerdings entpuppte sich Hochgesang als besonders innovativ. Er entwickelte eine besondere technische Begabung, die es ihm ermöglichte, trotz der schlechten Prognosen, um Deutsche Meisterschaften mitzuspielen.

Schorsch Hochgesang gilt als Erfinder eines ganz besonderen Schauspiels: Dem weiten Sprungpass. Dabei sprang er in die Luft, um eine bessere Übersicht über das Spielgeschehen zu haben und drosch den Ball aus der Luft auf einen freien Flügelspieler. Dieses markante Passspiel ist von keinem anderen Fußballer jemals so praktiziert worden.

Der unkonventionelle Techniker konnte mit dem Club in den "Goldenen Zwanzigern" dreimal die Deutsche Meisterschaft gewinnen. Im Endspiel 1924, das Nürnberg mit 2:0 gegen den HSV gewann, gelang Hochgesang sogar der Treffer zur 1:0-Führung. 1928 verließ er Nürnberg aus beruflichen Gründen und verstärkte Fortuna Düsseldorf mit seinem speziellen Passspiel.

Fakten und Zahlen zu Georg Hochgesang:
Geboren: 3. November 1897 in Nürnberg
Gestorben: 12. Juni 1988 in Düsseldorf

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1921 bis 1928
Spiele für den Club: 259
Länderspiele: 6
Deutsche Meisterschaften: 1924, 1925, 1927

Weitere Vereine: Fortuna Düsseldorf


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk





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Morlock

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„Da drunten will a mol spiel’n“, soll der ganz junge Max Morlock gesagt haben, als er ein Clubspiel im Zabo besuchte. Schon mit 16 Jahren erfüllte sich „Maxls“ Traum und er debütierte für den 1. FC Nürnberg. Was auf diesen ersten Einsatz folgte ist Geschichte: 900 Spiele für den Club, zwei Meisterschaften und der Sieg der Weltmeisterschaft 1954 sprechen eine deutliche Sprache. Kaum ein anderer Spieler in der Geschichte des Fußballs kann eine ähnliche Laufbahn vorweisen – ohne für mehrere Vereine gespielt zu haben.

Dabei blieb Morlock stets bescheiden und arbeitete hart an sich, um gute Leistungen zu erzielen. „Ich kam auch nicht als Wunderkind zur Welt“, sagte Morlock immer wieder. Und sein Fleiß zahlte sich aus. So war er, aufgrund ausdauernden Trainings am Kopfballpendel, trotz seiner geringen Körpergröße von 1,70 Metern, ein ausgezeichneter Kopfballspieler.

Kein anderer Clubspieler hat „da drunten“ gespielt wie Max Morlock. Deshalb erinnert auch eine Statue vor der Nordkurve an ihn – und das Stadion trägt seit 2017 seinen Namen.

Fakten und Zahlen zu Max Morlock:
Geboren: 11. Mai 1925 in Nürnberg
Gestorben: 10. September 1994 in Nürnberg

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1940 bis 1964
Spiele für den Club: 900
Länderspiele: 26
Deutsche Meisterschaften: 1948, 1961
Weltmeister: 1954


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk

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Kalb

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Es ist angesichts der Fülle an Weisheiten kaum verwunderlich, dass es ein berühmtes Zitat über Hans Kalb gibt, das über Sepp Herbergers Lippen ging. Deutschlands erster Weltmeister-Trainer offenbarte der Welt, dass Hans Kalb der „beste deutsche Fußballer seiner Zeit“ war. Der Abwehrchef ist durch sein herausragendes Stellungsspiel, sein präzises Kopfballspiel (er war 1,87 Meter groß) und seine saubere Technik aufgefallen. In allen fünf Meisterschaftsendspielen, die Kalb für den 1. FCN absolvierte, schoss der Gegner kein Tor. 

Kalb ist zudem bis heute einer der wenigen Akademikern, die in der höchsten deutschen Fußball-Liga gespielt haben. Ein Jahr vor seinem Karriereende legte er 1932 sein Staatsexamen in Zahnmedizin ab. Die Note war – wie seine Leistungen für den Club – hervorragend.

Nach 14 Jahren als Fußballspieler, die er ausschließlich beim FCN verbrachte, eröffnete Dr. Kalb eine Praxis am Nürnberger Hauptmarkt. Dem Club blieb er als Aufsichtsratsmitglied und Interimstrainer treu. Auch hier passt ein Sepp-Herberger-Zitat, das damals wie heute gilt: „Wenn alle Vereine von Männern geführt würden, die eine Ahnung von Fußball hätten, ginge es dem Spiel besser.“

Fakten und Zahlen zu Hans Kalb:
Geboren: 3. August 1899 in Nürnberg 
Gestorben: 5. April 1945 in Altdorf bei Nürnberg 

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1920 bis 1927
Spiele für den Club: 681
Länderspiele: 15
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924, 1925, 1927


Text und Foto: Lennart Bonk

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Leupold

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Wenn es der Traum eines jeden Fußballers ist, mit seinem Jugendverein die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen, dann hat Horst Leupold ihn gelebt. An seinem zehnten Geburtstag (damals war zehn Jahre das früheste Eintrittsalter beim Club) ist er mit den guten Sonntagsschuhen an den Füßen nach Zabo aufgebrochen, um sich dem 1. FC Nürnberg anzuschließen. Der Anfang bei seinem Herzensverein war das Ende seiner guten Sonntagsschuhe. Das feine Paar hat er sich beim Training ruiniert, das er direkt nach der Anmeldung besuchte.

Vater Leupold besorgte dem jungen Horst richtige Fußballschuhe. Es waren braune Schuhe mit gelben Schnürsenkeln. Welche Farbe die neuen Sonntagsschuhe hatten, ist unbekannt. Leupold durchlief alle Jugendmannschaften, wurde ein für seine Zeit moderner, weil offensiver Rechtsverteidiger und gewann mit seinem Jugendverein die Meisterschaft und den Pokal. 1969 weinte er bittere Tränen beim ersten Abstieg der Vereinsgeschichte.

Dennoch erlebte Leupold eine traumhafte Karriere als Profi in seiner Heimat. Er fasst sie wie folgt zusammen: „Ich kam am Dutzendteich zur Welt, unser Geschäft war in der Frankenstraße, im Städtischen Stadion habe ich Fußball gespielt. Ich habe Freunde fürs Leben gefunden und ich würde diese Zeit gegen keine andere tauschen wollen, gegen kein Geld der Welt. Heute kann man so etwas im Fußball gar nicht mehr erleben.“ 

Fakten und Zahlen zu Horst Leupold:
Geboren: 30. Januar 1942 in Nürnberg

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1961 bis 1972
Spiele für den Club: 402
Deutsche Meisterschaften: 1968
Deutsche Pokalsiege: 1962  

Weitere Vereine: ASV Herzogenaurach


Text und Foto: Lennart Bonk

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Köhl

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„Ein guter Torwart wirft sich nicht!“ Mit dieser mittlerweile überholten Fachmeinung benannte Torhüter-Legende Heiner Stuhlfauth unmissverständlich die Standards seines Spiels. Wie das in der Praxis ausgeschaut haben mag, ist rund hundert Jahre später nur noch schwer vorstellbar. Schon Stuhlfauths direkter Nachfolger Georg Köhl setzte neue Maßstäbe: Er flog mit einer solchen Wonne durch seinen Strafraum, dass er mit dem Spitznamen „Hauptmann“ bedacht wurde, angelehnt an den Piloten und Namensvetter Hauptmann Köhl.

Der "Vielflieger" hatte weitere Talente, die ihn zu einem ausgezeichneten Keeper machten. Neben seiner Strafraumbeherrschung war er dafür bekannt, Bälle meist sicher zu fangen und nur selten wegzufausten – und für seine Haarpracht, die ihm viele Verehrerinnen bescherte. Köhl schien auch selbst von seinen Fähigkeiten überzeugt. So überzeugt, dass er bei Freistößen gar darauf verzichtete eine Mauer zu stellen, den Ball würde er sowieso fangen.

Seine große Leidenschaft Fußball wurde Köhl schließlich zum Verhängnis: Im Krieg an der Ostfront verwundet, lehnte Köhl die Amputation seines Arms ab, aus Angst seine Torhüterkarriere zu zerstören. Die Wunde entzündete sich und Köhl starb 1944 in einem Lazarett.

Unvergessen bleiben seine Verdienste für den Club, mit denen er bewies: Auch Torhüter, die sich werfen, können gut sein.

Fakten und Zahlen zu Georg Köhl:
Geboren: 19. November 1910 in Nürnberg
Gestorben: 15. Januar 1944 in Krakau

Position: Torwart
Aktive Zeit beim Club: 1929 bis 1943
Spiele für den Club: 490
Länderspiele: 1
Deutsche Meisterschaften: 1936
Pokalsieger: 1935, 1939


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Kund

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In der Reihe der Blockpaten im Max-Morlock-Stadion ist Willi Kund eine Besonderheit. Er ist neben Javier Pinola der einzige Blockpate, der keine Meisterschaft gewonnen hat. Dafür qualifizieren den Linksaußen die 408 Spiele für den Verein und die zwei Länderspiele, den Block zwölf zu repräsentieren.

1934 scheiterte er mit Nürnberg knapp im Finale um die Meisterschaft an Schalke 04. Titellos blieb der wendige Flügelflitzer mit dem Spitznamen „Kuni“ allerdings nicht. 1939 stand er beim zweiten DFB-Pokaltriumph der Nürnberger in der Startelf und bereite das 2:0 für Doppeltorschütze Max Eiberger vor.

Kund schenkte auf dem Platz Tore ein und neben dem Platz Wein. Mitte der 30er-Jahre übernahm er das Restaurant seiner Schwiegereltern in Dresden, wo er für kurze Zeit auch Fußball spielte. 1938 zog es ihn zurück nach Nürnberg, wo er eine Weinstube im Heldengäßchen eröffnete. In den 50er-Jahren betrieb er am Färberplatz eine Lotto-Toto-Annahmestelle mit seinem früheren Mitspieler Georg Kennemann. Auch diese Vielseitigkeit in der Geschäftswelt macht ihn zu einer Besonderheit in der Reihe der Nürnberger Legenden.

Fakten und Zahlen zu Willi Kund:
Geboren: 11. März 1908 in Nürnberg
Gestorben: 30. August 1967 in unbekannt

Position: Stürmer
Aktive Zeit beim Club: 1928 bis 1934 und 1938 bis 1941
Spiele für den Club: 408
Länderspiele: 2
Deutsche Pokalsiege: 1939

Weitere Vereine: Dresdener SC 1898


Text und Foto: Lennart Bonk
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Träg

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Die Schwelle zwischen Genie und Wahnsinn ist oft denkbar niedrig. So auch bei Heiner Träg. Der torgefährliche Linksaußen war bekannt für Schnelligkeit, Schusskraft – und schlechte Nerven. Aber eins nach dem anderen.

Die Mogelpackung Träg war auf dem Platz flink unterwegs und beackerte in den 1920er-Jahren die linke Außenbahn des Clubs. Dabei überzeugte er durch seine hohe Torgefährlichkeit. Bei einem 9:2 Sieg gegen Jena erzielte der Mann mit dem starken linken Fuß stolze sieben Treffer und jagte dem Jenaer Torhüter die Bälle mit solcher Wucht um die Ohren, dass dieser sich gegen Ende des Spiels ängstlich von anfliegenden Bällen weggedreht haben soll. Mit dieser und ähnlichen Leistungen erarbeitete sich Träg den Ruf als Deutschlands bester Linksaußen der 20er Jahre.

Allerdings machte Heiner Träg auch durch unsportliches Verhalten Schlagzeilen. Immer wieder gingen die Nerven mit dem Angreifer durch, der seine Spielposition oft zu wörtlich nahm. Nach Attacken auf Gegenspieler wurde Träg etliche Male vom Platz gestellt – auch beim letzten Spiel seiner Laufbahn musste er das Feld früher verlassen, eine Praktik, an der sich später selbst Weltklassespieler wie Zinedine Zidane ein Beispiel nahmen. Verehrt wird er jedoch für seine Leistungen auf dem Rasen, die den Club zu fünf Meistertiteln führten.

Fakten und Zahlen zu Heiner Träg:
Geboren: 3. Januar 1893 in Nürnberg
Gestorben: 13. Oktober 1976 ebenda

Position: Sturm
Aktive Zeit beim Club: 1911 bis 1927
Spiele für den Club: 455
Länderspiele: 6
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924, 1925, 1927


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Ucko

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Kurt Uckos Karriere hätte auch ganz anders verlaufen können. Rücktrittsgedanken hatte er schon wenige Minuten nach der Vertragsunterschrift beim 1. FC Nürnberg gehabt. Der Grund dafür war eine Finte seines neuen Arbeitgebers. Als er in der heimischen Küche im Beisein von Club-Vertretern seinen Kontrakt unterzeichnete, war er kurz darauf von der Verabschiedung der Gäste irritiert. „Also Kurt, dann bis zum Montag im Zabo“, sagten die Herren vom FCN. „Ja was, ich denk ich spiel auf dem Ronhof“, erwiderte der überraschte Neu-Nürnberger. Eigentlich wollte er sich der SpVgg Fürth anschließen, deren Heimat der Ronhof ist. Die Gäste, deren Schriftstück er signierte, hielt er für Verantwortliche aus der Nachbarstadt. Für einen Wechsel nach Nürnberg fühlte sich die Abwehrkante damals noch nicht reif genug. Erst wollte er von dem Vertrag zurücktreten, entschied sich aber doch am Montag im Zabo zum Training zu erscheinen.

Nicht der schlechteste Beschluss, wie sich später herausstellte. Zwölf Jahre spielte er für den FCN, gewann die Meisterschaft und war nie verletzt oder krank. Ein Grund dafür dürfte sein berüchtigter Appetit gewesen sein, der mit folgender Anekdote überliefert ist: Als Ucko mit den Nürnbergern eine Reise zur Völkerverständigung durch die USA machte, kritisierte er, dass die Mannschaft wegen des Zeitunterschieds um eine Mahlzeit betrogen wurde. Nach der Finte mit der Vertragsunterschrift in der Küche könnte man meinen, dass dies ein weiterer Betrug des FCN an Kurt Ucko gewesen war.

Der Liebe zum Verein tat es keinen Abbruch. Der robuste Verteidiger blieb dem Club bis zu seinem Karriereende treu. Anschließend widmete er sich seinem Textilwarengeschäft in Feucht, das er schon während seiner Zeit als Aktiver betrieb und trainierte in den 60er-Jahren den 1. SC Feucht.

Fakten und Zahlen zu Kurt Ucko:
Geboren: 29. Februar 1924 in Breslau
Gestorben: 16. Dezember 2009 in unbekannt

Position: Abwehr 
Aktive Zeit beim Club: 1949 bis 1961
Spiele für den Club: 408
Länderspiele: 1 (allerdings nur für die B-Nationalmannschaft)
Deutsche Meisterschaften: 1961

Weitere Vereine: 1. FC Schweinfurt 05


Text und Foto: Lennart Bonk
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Uebelein

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Hans "Abel" Uebelein hatte mit vielen Hindernissen zu kämpfen, zeigte sich davon aber stets unbeeindruckt. Im Verein Leistungsträger, wurde er auch zu Lehrgängen der Nationalmannschaft eingeladen. Nur zu einem Einsatz kam es nie. Uebelein sah die Schuld bei Reichstrainer Otto Nerz: „Nerz war sauer gewesen, dass ich auch bei dem Lehrgang mein gewohntes Bier getrunken habe.“ Ab Herbst 1936 musste Uebelein zur Armee, was Einsätze für die Nationalmannschaft noch schwieriger machte.

Eine wahrlich mysteriöse Begebenheit ereignete sich im Endspiel um die Meisterschaft 1948. Der Club führte komfortabel mit 2:0 gegen Kaiserslautern, als Uebelein einen Schuss unglücklich ins eigene Tor abfälschte. So weit so gut, schließlich blieb es beim 2:1 für Nürnberg. Ein Hellseher prophezeite jedoch vor dem Finale: „Der Sieger wird drei Tore schießen, doch eines wird von Übel sein.“ Diese Prognose schrieb er auf ein Stück Papier, das in einem Umschlag aufbewahrt wurde, der erst nach dem Spiel geöffnet wurde.

Der Rest des Teams kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Max Morlock sagte: „Wie er wusste, dass es in diesem Spiel tatsächlich drei Tore gab, ist mir bis heute unerklärlich, dass er aber auch noch das Selbsttor von Abel Uebelein voraussagte, das überstieg schon damals unseren Horizont.“ Nur Uebelein gab sich weiterhin unbeeindruckt: „Der hätte mir doch schon vor dem Spiel sagen können, dass da ein Tor von Übel ist, dann hätte ich besser aufgepasst.“

Fakten und Zahlen zu Hans Uebelein:
Geboren: 2. März 1914
Gestorben: 23. Dezember 1971

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1934 bis 1951
Spiele für den Club: 487
Deutsche Meisterschaften: 1936, 1948
Pokalsieger: 1935, 1939


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk





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Sutor

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Der Mensch braucht nicht mehr als Licht, Luft und Liebe zum Leben, spricht der Volksmund. Im Fall des Hans Sutor darf die Auflistung um einen Lederfußball ergänzt werden.

Die Liebe oder vielmehr der Mangel an eben jener trieb den Tempodribbler mit den feinen Füßen in die Arme des 1. FC Nürnberg. Beim Rivalen SpVgg Fürth war die Wertschätzung für Sutor gering. Weil er in Nürnberg lebte und mit einer Tochter der Stadt verheiratet war, hatten die Mitspieler beim Kleeblatt keinen Respekt vor dem versierten Stürmer.

Nach der Derbyniederlage im Finale um die Deutsche Meisterschaft 1920 beendete Sutor die lieblose Partnerschaft mit Fürth und wechselte zu seiner neuen Flamme nach Nürnberg. In nur 204 Spielen festigte er eine Liebe für die Ewigkeit – kein anderer Blockpate hat weniger Partien für den Club absolviert. Auch die Fachpresse veröffentlichte immer wieder an ihn adressierte Liebesbekundungen: „Sutor war der eleganteste Linksaußen, den der Club jemals besessen hat“, er biete „formschönes Außenballett“ und „Sutor spielt zum Küssen schön“.

Fakten und Zahlen zu Hans Sutor:
Geboren: 28. Juni 1895 in Nürnberg
Gestorben: 9. März 1976 in 

Position: Sturm
Aktive Zeit beim Club: 1920 bis 1926
Spiele für den Club: 204
Länderspiele: 12
Deutsche Meisterschaften: 1921, 1924, 1925 

Weitere Vereine: FC Franken Fürth, SpVgg Greuther Fürth


Text und Foto: Lennart Bonk

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Volkert

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Für den Club ließ Georg „Schorsch“ Volkert sogar den FC Bayern stehen. Das liest sich aus heutiger Sicht sehr beeindruckend, in den 60er-Jahren, war jedoch der 1. FC Nürnberg noch sportlich erfolgreicher. Deswegen entschied sich der gebürtige Ansbacher für die Jugendabteilung des FCN.

1965 schaffte Volkert schließlich den Sprung zu den Club-Profis, brauchte allerdings noch eine gewisse Eingewöhnungszeit. Grund dafür waren nicht mangelndes Talent oder seine technischen Fähigkeiten, sondern die höheren körperlichen Anforderungen. Deshalb verdonnerte Trainer Max Merkel Volkert zu einem Spezialtraining, das „Schorsch“ so beschrieb: „Ich musste täglich Zweikämpfe gegen unseren Eisenfuß Fritz Popp bestreiten. Fritz mit 16mm-Alustollen, ich nur mit Noppen. Wo ich früher zurückzog hielt ich nun dagegen. Das verdanke ich in erster Linie Max Merkel.“

Das Spezialtraining zahlte sich aus: 1968 hatte Volkert großen Anteil am bislang letzten Meistertitel der Nürnberger. In der darauffolgenden Abstiegssaison konnte auch Volkert seine starke Form nicht halten. Anschließend verließ er den Club. Nach einem kurzen Intermezzo in Zürich holte er mit dem HSV den Europapokal der Pokalsieger. Welche Karriere Volkert beim FC Bayern gemacht hätte ist unklar. Beim Club ist er als Meisterspieler unvergessen.

Fakten und Zahlen zu Georg Volkert:
Geboren: 28. November 1945 in Ansbach
Gestorben: 16. August 2020 in Erlangen

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1965 bis 1969 und Saison 1980/81
Spiele für den Club: 232
Länderspiele: 12 (6 als Nürnberger)
Deutsche Meisterschaften: 1968

Weitere Vereine: FC Zürich, Hamburger SV, VfB Stuttgart


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Wabra

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Eigentlich war Roland Wabra ein Handballer. Weil er sich in seiner Jugend keine Fußballschuhe leisten konnte, trat er nur sporadisch gegen den Ball. Doch als die Amateure des 1. FC Nürnberg für ein Fußballspiel bei seinem Verein SV Unterreichenbach gastierten, schlug Wabras Stunde. Der 16-Jährige, der eigentlich als Linksaußen spielte, hütete das Tor und gewann mit dem Außenseiter 4:0. „Roland hat gehalten wie ein Gott“, erinnert sich seine Frau Grete. Das Aufeinandertreffen mit dem allmächtigen Roland hatte Eindruck auf den FCN-Vorstand gemacht, der Wabra zum Probetraining einlud. Dort kreuzte er mit einem Paar Schuhe auf, das der örtliche Schuster ihm anlässlich seiner herausragenden Leistung schenkte. „Das waren ganz normale Stiefel und keine Fußballschuhe.“ Der Trainer war verwundert, der Vorstand war sich sicher: den verpflichten wir.

Eine weise Entscheidung. Wabra, der auch mit Ball am Fuß eine gute Figur abgab, wurde zu einem der besten Torhüter seiner Zeit. Er gewann mit dem 1. FC Nürnberg drei Titel. Hans Tilkowski, ebenfalls Torwart-Legende (u. a. Borussia Dortmund), urteilte: „Wabra war einer der besten, zuverlässigsten und sachlichsten Torhüter des letzten Jahrzehnts.“

Wabra war in gewisser Weise der Prototyp eines Torwart-Titans à la Oliver Kahn – ein sicherer Rückhalt, aber auch ziemlich aufbrausend auf dem Platz. Er war der erste Keeper, der in der Bundesliga einen Platzverweis kassierte. Insgesamt dreimal wurde er in seiner Laufbahn vom Feld gestellt. „Wabra war fußballverrückt und temperamentvoll, so dass du mit ihm über irgendeine Spielszene die ganze Woche lang diskutieren konntest. Wenn ich das Thema beenden wollte, habe ich nur gesagt: Torhüter und Linksaußen“, erinnert sich Horst Leupold an seinen ehemaligen Teamkollegen.  

Für die Nationalmannschaft hat es nicht gereicht. Vielleicht auch weil er Sepp Herberger verärgerte. Als Wabra zu einem Lehrgang des DFB eingeladen wurde und vor dem Training der Bitte nicht nachkam, seine Bartstoppeln abzurasieren, schickte ihn der Fußballlehrer wieder nach Hause – Torhüter und Linksaußen… 
    
Fakten und Zahlen zu Roland Wabra:
Geboren: 25. November 1935 in Prag
Gestorben: 17. Oktober 1993 in Unterreichenbach

Position: Torwart
Aktive Zeit beim Club: 1955 bis 1969
Spiele für den Club: 523
Deutsche Meisterschaften: 1961, 1968
Deutsche Pokalsiege: 1962

Weitere Vereine: SV Unterreichenbach


Text und Foto: Lennart Bonk
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Wenauer

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„Das glaubt einem heute gar keiner mehr, aber es war tatsächlich so, dass ich von April bis November barfuß herumstolzierte.“ So fasste Ferdinand Wenauer seine ersten Gehversuche im Fußball zusammen. Diese Umstände sind es wohl auch, die zur harten, aber fairen Spielweise des Nürnberger Verteidigers führten. Und zu den gut 700 Spielen im Dress des 1. FC Nürnberg – nur Max Morlock und Luitpold Popp liefen öfter für den Club auf als „Nandl“ Wenauer.

Von Herumstolzieren kann in seiner Profizeit nicht mehr die Rede sein. Der knallharte Stopper machte mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Schließlich unterbreitete sogar Real Madrid dem Nürnberger Verteidiger ein Angebot. Wenauer lehnte ab: „Ich hatte einfach nicht den Mut und den nötigen Biss. Und als Nürnberger hängt man eben am Club.“

Besonders der zweite Teil dieser Begründung wirkt glaubhaft, schaut man sich an, welche Erlebnisse er beim Club hatte. Gerade das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1961 hält mehrere hörenswerte Anekdoten bereit. Wenauer brachte die Dortmunder Gegenspieler beim 3:0-Sieg zur Verzweiflung. Die Kritiker lobten den Verteidiger, der sich im Spiel die Nase brach, in höchsten Tönen. Die schmerzende Nase geriet spätestens beim Festessen in Vergessenheit, als den 21-Jährigen die Nachricht ereilte, dass er Vater eines Sohnes geworden ist. Vielleicht hat auch der Gedanke an die Spiele ohne Schuhe den Schmerz gelindert.

Fakten und Zahlen zu Ferdinand Wenauer:
Geboren: 26. April 1939 in Nürnberg
Gestorben: 27. Juli 1992

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1958 bis 1972
Spiele für den Club: 706
Länderspiele: 4
Deutsche Meisterschaften: 1961, 1968
Pokalsieger: 1962


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Stuhlfauth

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Grauer Pullover, tief ins Gesicht gezogene Schiebermütze und legendäre Zitate: Dafür war und ist Heinrich „Heiner“ Stuhlfauth heute noch bekannt. Sein mit Pathos geschwängerter Ausspruch „Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner Nürnbergs zu spielen. Möge all dies immer bewahrt werden und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen“, kann jeder Fan des FCN mitsprechen. Für diejenigen, die trotzdem Hilfe beim Text benötigen, wird er vor jedem Spiel auf den Leinwänden im Max-Morlock-Stadion angezeigt.

Der Mann mit den tausend (Bratpfannen großen) Händen gilt als erster deutscher Fußballstar, ist Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports und hat die Ehrennadel des DFB sowie die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg erhalten. Der 1,84 Meter große Torwart blieb in fünf Endspielen um die Meisterschaft ohne Gegentor. Zwischen dem 8. Juli 1918 und dem 5. Februar 1922 gelang es ihm, mit Nürnberg 104 Spiele ohne Niederlage zu bestreiten. In dieser Zeit kassierte er wahnwitzige 47 Gegentore.

Stuhlfauth, der auch Wirt der ehemaligen Sebaldusklause war, hatte außerdem „merkwürdig prophetische Gaben“ wie die Sportzeitschrift Kicker es damals beschrieb. Gemeint war damit sein vorausschauendes Stellungsspiel. Stuhlfauths Gefühl für das Spiel umschrieb Max Morlock, dessen Karriere die Torwart-Ikone gefördert hatte, einst wie folgt: „Einmal spielten wir Fußball. Heiner stellte sich in ein gedachtes Tor. […] Sobald ein für ihn unerreichbarer Ball kam, brüllte er ‚Aus‘. Auf unsere Beteuerungen, dass das Tor doch größer sein müsse, antwortete er, das könnten wir Lauser nicht verstehen, denn schließlich und endlich müsse er ja am besten wissen, wie groß ein Tor sei.“ Nürnberger wissen: Was aus Heiner Stuhlfauths Mund kam, erhebt Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Fakten und Zahlen zu Heiner Stuhlfauth:
Geboren: 11. Januar 1896 in Nürnberg
Gestorben: 12. September 1966 in Nürnberg

Position: Torwart
Aktive Zeit beim Club: 1916 bis 1933
Spiele für den Club: 606
Länderspiele: 21
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924, 1925 und 1927.

Weitere Vereine: FC Franken, FC Pfeil Nürnberg.


Text und Foto: Lennart Bonk








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Wieder

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Ja ja, der Ludwig Wieder. Zugegeben, ein sehr flaches Wortspiel. Deutlich höher kamen Wieders Flanken geflogen, für die der Nürnberger Angreifer bekannt war. Doch nicht nur mit seinen gefährlichen Flanken machte sich Wieder einen Namen. Auch sein trockener Humor machte ihn bekannt. So soll er zu Torhüter Heiner Stuhlfauth bei einem Spiel gegen die Rivalen der SpVgg Fürth, nach dem fünften Gegentor in breitem Fränkisch gesagt haben: „No, Heiner, rechd houch gewinner mer heid nimmer!“

Seine Leistungen auf dem Platz stimmten jedoch auch. Nicht umsonst absolvierte Wieder über 400 Spiele für den Club und gewann mehrmals die Deutsche Meisterschaft. Zunächst als Perspektivspieler geholt schrieb die Vereinszeitung des FCN: „Vorläufig halten sich der alte (Böß) und der junge Mittelstürmer (Wieder) die Waage. Erst wenn der Junge die nötige Schnelligkeit erreicht hat, wird er vielleicht den Alten überragen.“ Dass er dieses Tempo erreichen würde, daran hatten die Autoren keinen Zweifel. Nur über den Zeitpunkt wollten sie keine Prognose machen.

Dass Wieder die geforderte Schnelligkeit schließlich auf den Platz brachte, ist heute unbestritten. Schließlich stellte Ludwig das wieder und wieder unter Beweis. Er zählte zu den Leistungsträgern der Nürnberger und hatte in den 20er Jahren enormen Anteil an den Erfolgen des Clubs.

Fakten und Zahlen zu Ludwig Wieder:
Geboren: 22. März 1900 in Nürnberg
Gestorben: 2. Dezember 1977 ebenda

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1922 bis 1931
Spiele für den Club: 437
Länderspiele: 6
Deutsche Meisterschaften: 1924, 1925, 1927

Weitere Vereine: Postsportverein Duisburg (Spielertrainer)


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Winterstein

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Übersicht, Kombinationsgeschick und Entschlossenheit: Qualitäten die einen Automechaniker auszeichnen – zumindest wenn der Schrauber wie Konrad „Conny“ Winterstein Fußball gespielt hat. 

Seinem Berufsstand machte der Linksaußen beim Meisterschaftsendspiel 1948 alle Ehre. In der zehnten Minute schraubte er sich in die Luft und versenkte den Ball per Kopf zur 1:0-Führung im gegnerischen Kasten. 2:1 bezwangen Winterstein, Morlock und Co. den 1. FC Kaiserslautern, in dessen Startelf ein gewisser Fritz Walter kickte.

Der Linksaußen war zudem berüchtigt für seine Schnelligkeit und seine Distanzschüsse. Mit seinem Talent weckte Winterstein viele Begehrlichkeiten (u. a. Bayern München), die er allesamt ausschlug. Er fühlte sich zu wohl in Nürnberg. Aber: 1955 ließ er seine Karriere bei Jahn Regensburg ausklingen. Ein Jahr später kehrte zurück nach Nürnberg. Allerdings nicht um als Fußballer zu arbeiten, sondern als Polizeibeamter. Übersicht, Kombinationsgeschick und Entschlossenheit sind schließlich Qualitäten, die in jedem Berufsfeld vorteilhaft sind.      

Fakten und Zahlen zu Conny Winterstein:
Geboren: 17. Juli 1927 in unbekannt

Position: Stürmer
Aktive Zeit beim Club: 1945 bis 1955
Spiele für den Club: 409 
Deutsche Meisterschaften: 1948

Weitere Vereine: SV Wacker, SSV Jahn Regensburg


Text und Foto: Lennart Bonk

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Bergner

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Gerhard Bergner war Cluberer durch und durch. Als Junge wohnte er in der Nähe der Spielstätte in Zerzabelshof, was ihm eine besondere Nähe zu den Spielern des FCN ermöglichte: „Ich trug immer Willi Billmanns Fußballsachen durch die Eingangstore, das machte mich richtig stolz.“ Da scheint es kaum verwunderlich, dass Bergner sich schließlich dem FCN anschließen wollte. Sein Vater jedoch – seines Zeichens Anhänger der SpVgg Fürth – sah das nicht so gerne. Überzeugungsarbeit wurde vom damals erst zwölfjährigen Max Morlock geleistet, der mit Bergner Senior redete.

Trotz einer sehr geringen Körpergröße von lediglich 1,56 Metern entwickelte sich Bergner zu einem starken Stürmer. Nationaltrainer Sepp Herberger bescheinigte ihm, ein „erstklassiger Außenläufer“ zu sein. Neben Ausdauer und Zweikampfstärke verfügte Bergner über eine hohe Übersicht und war stets anspielbar. Trotz des Lobes und der Fähigkeiten des Spielers, nominierte Herberger ihn nie für die Nationalmannschaft.

1944 wurde Bergner zur Wehrmacht eingezogen. Er geriet in Kriegsgefangenschaft und kehrte nach sechs Monaten stark geschwächt nach Nürnberg zurück. Trotzdem fragte Clubtrainer Bumbes Schmidt sofort nach, ob Bergner wieder für den FCN spielen möchte. Er wollte und wurde 1948 mit der Deutschen Meisterschaft belohnt.

Fakten und Zahlen zu Gerhard Bergner:
Geboren: 9. Juli 1927 in Nürnberg
Gestorben: 16. August 2009 in Mainz

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: bis 1956
Spiele für den Club: 416
Deutsche Meisterschaften: 1948

Weitere Vereine: 1. FSV Mainz 05


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Gußner

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Als Jesse Owens im Juni 1936 mit einem neuen 100-Meter-Sprint-Weltrekord von 10,2 Sekunden in die Geschichte einging, hat das vermutlich nur sehr wenige Menschen in Nürnberg interessiert. Schließlich war dort ein anderes Sprintwunder das Stadtgespräch: Es war Karl Gußner. 100 Meter in 10,8 Sekunden lief er einst in seiner Jugend bei Leichtathletikmeisterschaften.

Doch am 21. Juni 1936 stand Gußner auf keiner Laufbahn, sondern auf dem Rasen des Endspiels um die deutsche Fußballmeisterschaft gegen Fortuna Düsseldorf. Auch kein weltrekordverdächtiger Sprint, sondern ein Gewaltschuss aus 25 Metern in der 119. Minute ließen den Stürmer mit dem Spitznamen „Räber“ in die Geschichte eingehen. Nach seinem Distanztreffer brach er vor Erschöpfung zusammen. Übrigens: All das gelang ihm trotz Schmerzen. In der ersten Hälfte des Spiels brach er sich einen Finger.

Gußner holte insgesamt drei Titel mit dem FCN und gehörte laut damaliger Presse zur „Crème de la Crème des deutschen Außenbahnwesens“. 1941 beendete der gelernte Flaschner und Lagerist wegen einer Kriegsverletzung seine Laufbahn. Er spielte weiterhin in der Altherrenmannschaft des FCN.

Fakten und Zahlen zu Karl Gußner:
Geboren: 10. Juni 1908 in Stein
Gestorben: 18. August 1985 in unbekannt

Position: Stürmer 
Aktive Zeit beim Club: 1924 (1930 Debüt in der ersten Mannschaft) bis 1941
Spiele für den Club: 411
Deutsche Meisterschaften: 1936
Deutsche Pokalsiege: 1935, 1939

Weitere Vereine: FC Stein


Text und Foto: Lennart Bonk
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Kugler

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Seine Karriere begann Toni Kugler im Mittelfeld als rechter Läufer. Nach der Verletzung des angestammten Linksverteidigers Dr. Jean Steinlein wurde Kugler jedoch auf dessen Position berufen und nahm sie für den Rest seiner Fußballerlaufbahn ein. Dort konnte er besonders mit starkem Stellungs- und Kopfballspiel auf sich aufmerksam machen.

Seine Leistungen brachten ihm auch Nominierungen für die Nationalmannschaft ein. Siebenmal spielte der Defensivspezialist für die deutsche Auswahl. Auch die Presse war von Kuglers Spielweise begeistert und lobte sein „stetes zur Stelle sein“ und sein „Dazwischenfahren“. Außerdem war Kugler für seine Schnelligkeit bekannt.

Eine eher tragische Rolle nahm Toni Kugler beim Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1922 ein. Beim Spiel gegen den HSV wurden ihm bei einem Zweikampf versehentlich vier Zähne ausgeschlagen. Als nach dreieinhalb Stunden noch kein Sieger feststand wurde das Spiel beendet und ein Wiederholungsspiel angesetzt. Dort verletzte sich Kugler am Knie. Als alles Zähnezusammenbeißen nichts mehr half, verließ er unter Schmerzen den Platz. Das Spiel wurde schließlich abgebrochen, weil der Club nach Verletzungen und Platzverweisen nicht mehr genug Spieler auf dem Platz hatte – der HSV wurde zum Sieger erklärt.

Fakten und Zahlen zu Anton Kugler:
Geboren: 28. März 1898 in Nürnberg
Gestorben: 2. Juni 1962

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1914 bis 1932
Spiele für den Club: 668
Länderspiele: 7
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924 ,1925


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Pinola

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Während sich der Rest Fußballdeutschlands über seine Frisur lustig gemacht hat oder sich über Spuckattacken auf Bastian Schweinsteiger echauffierte, ist in Nürnberg kein Spieler der jüngeren Vereinsgeschichte so unantastbar, wie Javier Pinola.

Zunächst nur von Atletico Madrid ausgeliehen, erspielte sich Pinola in der Rückrunde seiner ersten Saison in Nürnberg einen Stammplatz und wurde fest verpflichtet. 2007 trug er erheblich zum Pokalsieg der Cluberer bei und wurde für die argentinische Nationalmannschaft nominiert. Unsterblich wurde Pinola spätestens im Jahr darauf, als er trotz des Abstiegs und besserer Angebote aus der ersten Liga, in Nürnberg blieb.

Ganze zehn Jahre spielte der unumstrittene Publikumsliebling Pinola für den Club. 2015 folgte ein eher unrühmlicher Abschied: Der Verein verlängerte seinen Vertrag nicht. Pinola wechselte nach Argentinien, spielte sich dort wieder in die Nationalmannschaft und gewann mit River Plate die Copa Libertadores. In Nürnberg trägt indes ein Block des Stadions seinen Namen – und auch ein Schabrackentapir des Nürnberger Tiergartens wurde nach ihm benannt.

Fakten und Zahlen zu Javier Pinola:
Geboren: 24. Februar 1983 in Olivos, Argentinien

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 2005 bis 2015
Spiele für den Club: 416
Länderspiele: 1 (insgesamt 2)
Pokalsieg: 2007

Weitere Vereine: Chacarita Juniors, Atletico Madrid, Racing Club Avellaneda, Rosario Central, River Plate


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Strobel

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Wenn Gustav Bark „Wolfl“ über den Platz brüllen musste, war es mal wieder geschehen. Dann stand Wolfgang „Wolfl“ Strobel gedankenversunken auf der rechten Außenbahn. Der Stürmer war ein Tagträumer und musste regelmäßig von Kapitän Bark "geweckt" werden.

Traumhaft war auch seine Karriere. Der sprintstarke Flankenkönig hat vier Titel in der Vita stehen. Im Meisterschaftsfinale 1924 gegen den HSV schoss Strobel sogar das 2:0. Es hätten mehr Titel sein können. Die Meisterschaft von 1927 verpasste er wegen einer Verletzung, die er sich bei einem Freundschaftsspiel am Neujahrstag zuzog. Abseits des Platzes verdiente Strobel mit einer Auto- und Fahrradwerkstatt inklusive Tankstelle seine Brötchen.

Sein Leben fand ein tragisches Ende. In Fürth wurde er während des Zweiten Weltkriegs als Hilfspolizist eingesetzt. Strobel fuhr auf seinem Fahrrad, als ihn die Befreiungstruppen der Alliierten anschossen. Er wurde in einem amerikanischen Lazarett versorgt, erlag allerdings wenige Tage später seiner Verletzung.

Fakten und Zahlen zu Wolfgang Strobel:
Geboren: 17. Oktober 1896 in Nürnberg
Gestorben: 19. April 1945 in Bad Kreuznach

Position: Stürmer
Aktive Zeit beim Club: 1917 bis 1930
Spiele für den Club: 411
Länderspiele: 4
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924, 1925

Weitere Vereine: TV Schweinau


Text und Foto: Lennart Bonk
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Riegel

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Die Hose hoch bis zum Bauchnabel gezogen, das Passspiel flach und präzise: Carl Riegel war im legendären Ensemble des 1. FC Nürnberg der 1920er-Jahre leicht erkennbar. Der schlaksige Außenläufer auf der linken Bahn trug stets eine viel zu große Hose, die vom Bauchnabel bis zu den Knien reichte.

Sein Klamottenstil hat allerdings keine Auswirkungen auf sein Spiel gehabt. Er beherrschte das flache Kombinationsspiel und bereitete oft torgefährliche Situationen vor. Dieses Talent brachte ihm den Spitznamen „Die Spinne“ ein, weil er die Fäden im Aufbauspiel zog. Einzig das Kopfballduell scheute der hagere Riegel. Vielleicht hat er auch deswegen beim Tennis eine gute Figur abgegeben. Bei dem kopfballlosen Sport nahm er auch an mehreren Turnieren teil.

Neben dem tierischen Spitznamen war Riegel bei seinen Kollegen wegen seiner Trinkfestigkeit auch als „Fachmann für innere Befeuchtung“ bekannt. Dem Club war dieser Ehrentitel ein Dorn im Auge: „Wenn er nicht trainiert wie ein Besessener, so sagen wir ihm binnen Jahresfrist einen Spitzbauch, ein Ringerkämpfergenick und Doppelkinn voraus, und dann ade du schönes Läuferspiel.“

Mit 29 Jahren zog Riegel beruflich nach München und beendete seine Karriere. Dort war er für eine Edelstahlfirma tätig und nebenher sicherlich noch als Fachmann für innere Befeuchtung.

Fakten und Zahlen zu Carl Riegel:
Geboren: 6. Januar 1897 in unbekannt
Gestorben: 26. November 1970 in unbekannt 

Position: Abwehr, Mittelfeld
Aktive Zeit beim Club: 1914 (ab 1920 erste Mannschaft) bis 1925
Spiele für den Club: 370
Länderspiele: 7
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1924, 1925

Weitere Vereine: Pfeil Nürnberg


Text und Foto: Lennart Bonk
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Strehl

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Als waschechter Torjäger machte sich Stürmer Heinz Strehl in den 50er- und 60er-Jahren einen Namen. So schaffte er das Kunststück, in der Saison 1961/62 Torschützenkönig des Europapokals der Landesmeister zu werden – obwohl der 1. FC Nürnberg schon im Viertelfinale an Benfica Lissabon scheiterte.

Auch seine Statistik in der Nationalmannschaft ist beeindruckend: Vier Spiele und vier Tore stehen dort zu Buche. Dass Strehl nicht zu mehr Einsätzen kam, lag wohl vor allem an der starken Konkurrenz mit Spielern wie Uwe Seeler.

Große Erfolge feierte er dafür mit dem Club. Zwei Meisterschaften sowie einen Pokalsieg sammelte Strehl mit den Nürnbergern. Trotz seines Erfolgs blieb der blonde Stürmer stets bodenständig: „Mir wird nachgesagt, ich sei zu bescheiden und verkaufe mich unter Preis. Doch was soll’s? Ich bin nun einmal so wie ich bin.“ Und er war eben ein waschechter Torjäger: Strehls insgesamt 76 Bundesligatreffer konnten bisher von keinem Nürnberger Spieler übertroffen werden.

Fakten und Zahlen zu Heinz Strehl:
Geboren: 20. Juli 1938 in Kalchreuth
Gestorben: 11. August 1986 Kalchreuth

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1958 bis 1970
Spiele für den Club: 534
Länderspiele: 4
Deutsche Meisterschaften: 1961, 1968
Pokalsieger: 1962


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Reisch

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Stefan Reisch ist der Mann mit den vielen Spitznamen. Zum einen wäre da „Steff“ – eine Kurzform seines Vornamens. So wird er heute noch gerufen. 

Spektakulärer und vielsagend ist der Beiname „Rastelli“. Seine artistische Ballbehandlung und findigen Täuschungsmanöver haben dem Edeltechniker den Ehrennamen in Anlehnung an den ikonischen Zirkus-Jongleur eingebracht. Seine Spielweise hat ihm oft Szenenapplaus beschert und ihn schon mit 18 Jahren zum Spieler der ersten Mannschaft des FCN gemacht. Zuvor durchlief der aus Ungarn vertriebene Donauschwabe Jugendmannschaften am Valznerweiher. Nach Differenzen mit Trainer Max Merkel verließ Reisch den Verein, mit dem er so erfolgreich war. „Er hatte mit mir als aufmüpfigem Typ seine Probleme“, erinnert sich der Ballvirtuose an Merkel.

Der Spitzname "Rastelli" verpflichtet und so blieb Reisch erfolgreich. 1970 wurde er mit dem FC Brügge belgischer Pokalsieger und 1972 mit dem FC Basel schweizer Meister.

Zum Abschluss noch ein weiterer Name, auf den Reisch allerdings „gar nicht so scharf“ war. Wegen seiner Haartolle war er insbesondere bei weiblichen Fans als „James Dean“ bekannt: „Aber gut: Ich war jung, die Mädchen waren hübsch, und dass ich die Mädels gemocht habe, ist ja auch kein Geheimnis.“

Fakten und Zahlen zu Steff Reisch:
Geboren: 29. November 1941 in Németkér (Königreich Ungarn)

Position: Mittelfeld
Aktive Zeit beim Club: 1960 bis 1967
Spiele für den Club: 277
Länderspiele: 9
Deutsche Meisterschaften: 1961
Deutsche Pokalsiege: 1962

Weitere Vereine: TSV Herrieden, TSV Moorenbrunn, TSV Altenfurt, Neuchâtel Xamax, FC Brügge, FC Basel, Würzburger Kickers 


Text und Foto: Lennart Bonk
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Schmitt

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„Junge kickt mit Freunden eine zerbeulte Getränkedose durch die Gegend; Fußballtrainer kommt vorbei und lädt ihn zum Training ein; Junge wird Deutscher Meister und Pokalsieger.“ Was klingt wie ein sehr kitschiges Hollywood-Drehbuch, ist die wahre Geschichte, wie der englische Clubtrainer Fred Spicksley in den 1920er-Jahren Josef Schmitt entdeckte.

Wie im Film ging es für den Jungen weiter: Direkt in seiner ersten Saison gewann er die Deutsche Meisterschaft. Nach seiner aktiven Karriere eröffnete Josef Schmitt mit seinem Bruder Fritz einen Tabakladen am Plärrer.

Beim Club gab er von 1947 bis 1949 ein Comeback als Trainer und gewann 1948 prompt die erste Deutsche Meisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Trainer formte Schmitt eine funktionierende Mannschaft um den jungen Max Morlock. Seine Strategie hätte simpler nicht sein können: „Wir spielen kein System, wir spielen Fußball. Das ist unsere ganze Zauberformel.“ Wäre es ein Film, er wäre zu schön, um wahr zu sein.

Fakten und Zahlen zu Josef Schmitt:
Geboren: 21. März 1908 in Nürnberg
Gestorben: 16. April 1980

Position: Angriff
Aktive Zeit beim Club: 1926 bis 1940
Spiele für den Club: 605
Länderspiele: 2
Deutsche Meisterschaften: 1927, 1936
Pokalsieger: 1935


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Reinmann

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Steuerfahnder und Humor haben im Regelfall keine Schnittmengen. Ausnahmen wie Baptist Reinmann bestätigen die Regel. Der gelernte Steuerfahnder war beim 1. FC Nürnberg für seine schelmischen Streiche bekannt. Auf Auswärtsfahrten verknotete er zur allgemeinen Erheiterung die Schuhe seiner Teamkollegen, wenn alle schliefen. Dazu eine Kritik im Fachblatt „Fußballwoche“ aus dem Jahr 1935: „Noch immer sehr schnell, sehr unternehmungslustig, nicht nur im Spiel.“

Im Team war er der Nachfolger von Wolfgang Strobel, dem er in Sachen Schnelligkeit in nichts nachstand. 100 Meter in 11,1 Sekunden war Reinmanns Bestmarke. 1928 war er sogar Olympionike. Er gehörte dem deutschen Fußballkader an.

In Kombination mit seinen punktgenauen Flanken und effektiven Körpertäuschungen sorgte der Sprinter auf Rechtsaußen für Gefahr. Oder wie er es formulierte: „Für mich ist der Umgang mit dem Ball so selbstverständlich wie Autofahren, da muss man ja auch nicht dauernd auf die Pedale gucken.“

Nach seiner aktiven Zeit war der humorvolle Steuerfahnder als Fußballobmann für den Club tätig. Später trainierte er auch zahlreiche Mannschaften in der Region.  

Fakten und Zahlen zu Baptist Reinmann:
Geboren: 31. Oktober 1903 in Herzogenaurach
Gestorben: 2. März 1980 in unbekannt 

Position: Mittelfeld
Aktive Zeit beim Club: 1926 bis 1935
Spiele für den Club: 281 
Länderspiele: 4
Deutsche Meisterschaften: 1927 

Weitere Vereine: 1. FC Herzogenaurach


Text und Foto: Lennart Bonk
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Schmidt

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Zunächst deutete nichts an Hans "Bumbes" Schmidts Biografie darauf hin, dass er einmal einer der Leistungsträger des 1. FC Nürnberg sein würde. In Fürth geboren spielte er nämlich zunächst für die SpVgg Fürth. Mit dem Lokalrivalen gewann er 1914 sogar seine erste Deutsche Meisterschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg spielte er noch für den TV Fürth, ehe Schmidt 1922 schließlich seinen Weg zum Club fand. Dort spielte er bis 1929 und gewann mit dem Club drei Meisterschaften.

Nach seiner aktiven Laufbahn wurde Schmidt Trainer verschiedener Vereine. Auch in Nürnberg und in Fürth war "Bumbes" als Trainer tätig. Als FCN-Coach lotste er einst den jungen Max Morlock zum Club. Seine Verbundenheit zum Verein offenbarte er, nachdem er als Fürth-Trainer den Club mit 7:2 besiegte. Nach dem Spiel sagte er: „Die Tränen haben mir in den Augen gestanden, wie die gespielt haben. Und ausgerechnet die Blödel aus Fürth gewinnen das.“

Fakten und Zahlen zu Hans Schmidt:
Geboren: 23. Dezember 1893 in Fürth
Gestorben: 31. Januar 1971 in Fürth

Position: Mittelfeld
Aktive Zeit beim Club: 1922 bis 1929
Spiele für den Club: 297
Länderspiele: 14 (insgesamt 16)
Deutsche Meisterschaften: 1924, 1925, 1927

Weitere Vereine: SpVgg Fürth, TV 1860 Fürth, ASV Nürnberg (Spielertrainer)


Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Luitpold Popp

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Der Grund, warum es 1922 keinen deutschen Meister gab, hängt zum Teil auch mit Luitpold „Poidl“ Popp zusammen. Im Wiederholungsspiel gegen den HSV verletzte sich der Halbstürmer. Der Umstand wäre nicht so tragisch gewesen, wenn nicht bereits ein weiterer Spieler verletzt und zwei mit roter Karte vom Feld gemusst hätten. Damals gab es noch keine Auswechselspieler, aber die Regel, dass eine Mannschaft aus acht Spielern bestehen muss. Mit dem Ausscheiden Popps war der FCN nur noch zu siebt. Schiedsrichter Peco Bauwens (später der erste DFB-Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg) brach die Partie ab und erklärte den HSV zum Meister. Die Hanseaten jedoch nahmen den Titel nicht an, weshalb es in der Saison 1921/1922 keinen offiziellen Titelträger gab.

Nach dem Finale gewann er noch zwei weitere Male den Titel. Allerdings auf einer anderen Position. Ab 1924 war der Briefträger und Tabakwarenhändler als Verteidiger beim Club unterwegs. Nach der Meisterschaft 1925 kürte die Presse Popp zum „technisch besten Verteidiger Süddeutschlands“.

Popp war durchaus ein spezieller Fall. Er gehörte zu den besten Kunden seines Tabakwarengeschäfts, das er mit Ludwig Wieder betrieb. Auswirkungen auf seine Gesundheit hatte das Rauchen anscheinend keine. Mit 41 Jahren spielte er 1934 noch das Meisterschaftsfinale gegen Schalke 04 mit. Ein Jahr später beendete er seine Laufbahn. Obwohl nicht ganz: Ein Vierteljahrhundert später verlangte Popp in der Geschäftsstelle des FCN seinen Spielerpass. Der mittlerweile 67-Jährige (!) brauchte die Spielberechtigung, um bei der ersten Mannschaft eines kleinen Vereins mitzuspielen. Übrigens: Auswechslungen gab es damals immer noch keine. Die Möglichkeit Spieler auszutauschen, wurde in Deutschland erst zur Saison 1967/1968 eingeführt.        

Fakten und Zahlen zu Luitpold Popp:
Geboren: 7. März 1893 in Nürnberg
Gestorben: 30. August 1968 in unbekannt

Position: Erst Sturm, dann Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1917 bis 1935 
Spiele für den Club: 870
Länderspiele: 5
Deutsche Meisterschaften: 1920, 1921, 1925, 1927 

Weitere Vereine: FC Pfeil


Text und Foto: Lennart Bonk
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Schaffer

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„Was it a Pfiff?“ ist eine Rubrik über kuriose Schiedsrichterentscheidungen, die Arnd Zeigler für seine Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ ins Leben gerufen hat. Eine für Eduard "Edi" Schaffer nützlichere Rubrik wäre „Which Pfiff was it?“ gewesen, denn aus welchem Anlass der Schiedsrichter pfeift, war für den Nürnberger Torwart manchmal nicht ganz eindeutig.

Schaffer, der nicht aus der Region stammte und deshalb „Preuße“ gerufen wurde, gelangte über die Uebelein-Brüder zum Club, mit denen er bei der Soldatenmannschaft Burgstern Noris spielte. Die Integration gelang ihm schnell, besonders weil er sich durch starke Leistungen einen Namen machen konnte. Schnelle Reflexe und starke Paraden brachten ihm einen makellosen Ruf ein, den er auch im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1948 untermauern konnte. „Torhüter Schaffer holt die schwersten Bomben aus den Ecken“, schrieb die Zeitung Rheinland-Pfalz nach dem Finale gegen Kaiserslautern mit den Walter-Brüdern im Sturm.

Beinahe wäre es aber auch Schaffer gewesen, der das Spiel noch aus der Hand gegeben hätte. Am Ende des Spiels verließ Schaffer nach einem Pfiff des Schiedsrichters jubelnd seinen Strafraum. Schnell wurde ihm klar, dass es sich nicht um den Schlusspfiff handelte, sondern dass Kaiserslautern ein Freistoß zugesprochen wurde. Schaffer rannte zurück zu seinem Tor und versuchte den Schuss abzuwehren. Wäre der Ball nicht am Tor vorbeigegangen, wäre Schaffer nachträglich ein Platz in Zeiglers Rubrik "Kacktor des Monats" sicher gewesen.

Fakten und Zahlen zu Eduard Schaffer:
Geboren: 13. Dezember 1921 in Dux, Tschechoslowakei
Gestorben: 1. Mai 2017

Position: Torwart
Aktive Zeit beim Club: 1947 bis 1958
Spiele für den Club: 413
Deutscher Meister 1948

Weitere Vereine: Burgstern Noris

Text: Benedikt Ferstl
Foto: Lennart Bonk
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Fritz Popp

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Fritz Popp kennt die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn man sein Idol kennenlernt. Als Jugendlicher bewunderte er noch Club-Ikone und Weltmeister Max Morlock von den Zuschauerrängen aus. Jahre später spielte er in einem Team mit dem Mann, nach dem das Stadion heute benannt ist. Und nicht nur das: „Ich schlief bei einem Auswärtsspiel in Dortmund mit Max Morlock zusammen in einem Zimmer und wusste nicht, ob ich Du oder Sie sagen sollte.“

Auf dem Platz ging der Abwehrspieler kompromissloser zur Sache. Über seine technisch versierten Gegenspieler sagte der ehrgeizige Popp einst: „Sie sind nicht nur sensibel, sondern auch leichter auszurechnen. Zudem haben sie Angst vor harten Verteidigern.“

Nach seiner Zeit beim Club war Popp als Trainer in der Region tätig (u.a. 1981/1982 als Co-Trainer beim FCN). Außerdem eröffnete der Ehrgeizling ein Geschäft für Markisen und Jalousien und betrieb ein Autohaus. Damit nicht genug: Zeitweise arbeitete er als Spielervermittler. Spätere Nationalspieler wie Heiko Westermann oder Roberto Hilbert hat er bei Greuther Fürth untergebracht.

Beim Rückblick auf seine Karriere beim Club spricht der Profi gewordene Fan aus ihm: „Bei mir stand das Geld nicht allein im Vordergrund. Mir haben die zehn Jahre in der ersten Mannschaft des Clubs viele schöne Stunden und Erlebnisse beschert, die ich nicht missen möchte. Es ist schon eine tolle Sache, wenn man in ein vollbesetztes Stadion einläuft und Fußball spielt.“    

Fakten und Zahlen zu Fritz Popp:
Geboren: 20. November 1940

Position: Abwehr
Aktive Zeit beim Club: 1960 (ab 1961 erste Mannschaft) bis 1972
Spiele für den Club: 424 
Deutsche Meisterschaften: 1968
Deutsche Pokalsiege: 1962 

Weitere Vereine: TSV Schweinau, ASV Herzogenaurach


Text und Foto: Lennart Bonk
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Historie

Mit dem Namen Städtisches Stadion wurde 1928 die Sportstätte in der Nähe des Dutzendteiches errichtet. Heute ist die achteckige Arena als Max-Morlock-Stadion bekannt.

Wie sich das Bauwerk im Laufe der Zeit verändert hat, macht eine interaktive Bildergalerie deutlich. Über ein dunkles Kapitel des Stadions informiert Historiker Alexander Schmidt und Stadion-Chef Alfred Diesner spricht über vergangene Events.
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Interaktive Bildergalerie

1928 wurde das städtische Stadion in Nürnberg eröffnet. Damals war es eine der modernsten Sportstätten der Welt und erhielt dafür im Jahr der Eröffnung eine Auszeichnung im Rahmen der Olympischen Spiele in Amsterdam.

Seitdem sind annähernd hundert Jahre vergangen und es hat sich viel getan. Was sich im Laufe der Zeit verändert hat, dokumentiert die interaktive Bildergalerie.
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Vorher/Nacher Ansicht

Text: Benedikt Ferstl
Foto: Arbeiter-Turnverlag AG Leipzig (1929), Lennart Bonk (2021)

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1645 Athletinnen und Athleten und 70.000 Besucherinnen und Besucher zählte das zweite Bundesfest des Arbeiter-, Turn- und Sportbundes im Juli 1929. Im Bild ist der 1500-Meter-Lauf und Haupttribüne zu sehen, die Jahrzehnte später ausgebaut wurde.




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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Thelda-M.Thema (1953), Lennart Bonk (2021)

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Das Bild von 1953 zeigt die Haupttribüne im Bauhausstil von Architekt Otto Ernst Schweizer. Große Teile der Tribüne sind bei Bauarbeiten eingestürzt, der Rest steht unter Denkmalschutz. Der Blick auf die Zeppelintribüne hinter dem Stadion, das von 1945 bis 1961 Victory Stadium hieß, ist heute durch die Oberränge verdeckt.



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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Gertrud Gerardi (1965), Lennart Bonk (2021)

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In den 60er-Jahren wird das Stadion renoviert. Seit 1963 tragen die Profi-Fußballer des 1. FC Nürnberg hier ihre Heimspiele aus. Die Oberränge sind noch nicht durchgehend, wie dieses Bild aus dem Jahr 1965 zeigt.
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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Hans Kammler (1965), Lennart Bonk (2021)

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Zum ersten Mal seit der Renovierung ist das Nürnberger Stadion am 13. Mai 1965 restlos ausverkauft. 70.000 Menschen sehen das Länderspiel Deutschland gegen England. Die deutsche Mannschaft verliert das Spiel mit 0:1. Den Siegtreffer für die Three Lions erzielte Terry Paine in der 36. Spielminute.



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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Hans Kammler (1967), Lennart Bonk (2021)

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Nicht nur Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sorgen für eine volle Hütte: Bei diesem Bundesligaspiel des 1. FC Nürnberg versammeln sich 60.000 Zuschauer im Stadion – selbst vom Dach der Haupttribüne verfolgen einige Schaulustige das Spiel.



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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Friedl Ulrich (1967), Lennart Bonk (2021)

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Wenn der FC Bayern mit Stars wie Franz Beckenbauer oder Gerd Müller anrückt, ist das Stadion voll. So auch beim Rückspiel der Saison 1966/67. Das Hinspiel in München gewann der Club noch mit 1:0, im Rückspiel am 4. März 1967 setzte sich der spätere Pokalsieger durch. Den Siegtreffer der Münchener erzielte Franz Roth. Die Club-Legenden Roland Wabra, Stefan Reisch und Ludwig Müller konnten dem nichts entgegensetzen.
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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Wilhelm Bauer (1969), Lennart Bonk (2021)

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Auch Leichtathletik-Wettkämpfe werden im Städtischen Stadion regelmäßig ausgetragen. Heute ist es eine der wenigen Arenen in Deutschland, die eine Laufbahn sowie Leichtathletikanlagen hat und 50.000 Zuschauern Platz bietet. Das Bild entstand 1969 und zeigt den Start des 100-Meter-Laufs der weiblichen B-Jugend. 

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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Nürnberger Nachrichten Bildarchiv (1971), Lennart Bonk (2021)

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Nicht nur die Tribünen für die Zuschauer, sondern auch die Bänke für die Sportler haben sich im Laufe der Jahre verändert. 1971 saßen Trainer und Auswechselspieler noch auf Holzbänken. Heute sind die Bänke deutlich komfortabler.




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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Rudolf Contino (1990), Lennart Bonk (2021)

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Nach der Katastrophe von Heysel wird das Städtische Stadion ab 1987 umgebaut und modernisiert. Im Zuge dieser Bauarbeiten stürzt das eigentlich denkmalgeschützte Dach der Haupttribüne ein. Heute erinnert daher kaum noch etwas an die ursprüngliche Tribüne von 1928.
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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Karlheinz Daut (1996), Lennart Bonk (2021)

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Nachdem der Umbau 1991 abgeschlossen war, erhielt die Arena den Namen Frankenstadion. Auf den ersten Blick hat sich seitdem nicht mehr viel verändert. Vor der Weltmeisterschaft 2006 gab es jedoch ein weiteres Mal umfangreiche Renovierungsarbeiten.



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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Roland Fengler (2004), Lennart Bonk (2021)

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Das Max-Morlock-Stadion war 2006 einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Fünf Spiele wurden hier ausgetragen. Ab 2002 wurde das Stadion modernisiert, um den Anforderungen der FIFA gerecht zu werden. Rund 56 Millionen Euro wurden investiert.



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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Roland Fengler (2004), Lennart Bonk (2021)

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Im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen für die Weltmeisterschaft 2006 wurde etwa die Zuschauerkapazität erhöht, der Innenraum abgesenkt und zusätzliche Logen eingerichtet.


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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Roland Fengler (2004), Lennart Bonk (2021)

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Außerdem wurden die gelb-grünlichen Sitzschalen auf den Rängen gegen rote Sitze ausgetauscht.




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Text: Benedikt Ferstl
Foto: Karlheinz Daut (2004), Lennart Bonk (2021)

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Um genug Platz für Ehrengäste und Organisationskomitee zu bieten, wurde hinter der Haupttribüne ein dreistöckiger Neubau errichtet. Rund 1200 VIPs haben hier Platz.


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Welche Rolle das heutige Max-Morlock-Stadion während der NS-Diktatur gespielt hat, wissen die wenigsten. Das findet auch Alexander Schmidt. Er ist Historiker beim Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und kennt sich daher mit der Vergangenheit der Arena bestens aus. Er erklärt warum die Nationalsozialisten nicht allzu glücklich über das Stadion auf dem Gelände waren und wie sie es trotzdem von einer reinen Sportstätte zu einem kultischen Festplatz umfunktionierten.

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Interview Diesner (Übersicht)

Geschichten aus dem Max-Morlock-Stadion

In diesem Beitrag packt Stadion-Chef Alfred Diesner Anekdoten von vergangenen Veranstaltungen aus. 

Was wird aus dem Stadionnamen?

Alfred Diesner, Geschäftsführer der Stadion Nürnberg Betriebsgesellschaft, spricht im Interview über das Namensrecht und den Arbeitsalltag.

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Anekdoten Diesner

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Das Interview führte Bianca Albert.

Stadion-Chef Alfred Diesner plaudert darüber, warum Rock-Sängerin Pink schmerzhafte Erinnerungen an Nürnberg hat, Hundekot zum Geschäft gehört und welche Veranstaltungen ihm besonders im Gedächtnis geblieben sind.

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Interview Diesner

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Das Interview führte Bianca Albert.

Wie geht es mit dem Namen Max-Morlock-Stadion weiter und wie viel Planung steckt hinter einem Event mit 50.000 Gästen? Der Stadionchef gibt Einblicke ins Alltagsgeschäft.

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Arbeiten im Max-Morlock-Stadion

Dieter Nüssing, Ex-Fußballprofi

Von 1968 bis 1977 spielte Dieter Nüssing für den 1. FC Nürnberg. Seit 2004 ist er als Scout im Nachwuchsleistungszentrum des FCN tätig. Im Interview erzählt der Fußball-Altstar was ihn mit dem Max-Morlock-Stadion verbindet.

Stefan Kraus, Platzmeister

Der Platzmeister sorgt dafür, dass das Gras im Stadion schön grün bleibt. Stefan Kraus erklärt, wie er zu dem Job gekommen ist, was seine Aufgaben sind und wie die Streifen in den Rasen kommen.

Andreas Wolf, Ex-Fußballprofi

Von 1997 bis 2011 stand der ehemalige Fußballprofi Andreas Wolf im Dienste des 1. FC Nürnberg. Der Trainer der U19 des FCN spricht über das Max-Morlock-Stadion aus der Sicht eines Profis, dessen Karriere an diesem Ort begann.

Sebastian Wendl, Stadionsprecher

Er spricht zu allen Besuchern: Stadionsprecher Sebastian "Basti" Wendl gibt Einblicke in seine Aufgaben und erklärt, wie er in Ausnahmesituationen immer die richtigen Worte findet. 

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Sebastian Wendl

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Wie der Stadionsprecher in kritischen Situationen die richtigen Worte findet

Wie nah ist ein Stadionsprecher am Spielgeschehen dran?

Die Besonderheiten der Technik in der Stadionsprecherkabine

So bekommt der Stadionsprecher jeden Torschützen mit

Wie wird man Stadionsprecher?

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Auf dem Platz

Das Interview führte Oliver Wilczek.
Schnitt: Bianca Albert, Oliver Wilczek
Ton: Oliver Wilczek
Kamera: Lennart Bonk, Benedikt Ferstl, Oliver Wilczek

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Von seiner Kanzel in der Südwestkurve aus hat Stadionsprecher Sebastian Wendl das komplette Stadion im Blick. Doch wie nah ist er am Spielgeschehen dran und wie nervös ist der hauptberufliche Radiomoderator während der Arbeit?

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Sicherheit und Kommunikation

Das Interview führte Oliver Wilczek.
Schnitt: Bianca Albert, Oliver Wilczek
Ton: Oliver Wilczek
Kamera: Lennart Bonk, Benedikt Ferstl, Oliver Wilczek

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Wenn Pyrotechnik in einem Block brennt, ist Stadionsprecher Sebastian Wendl gefordert. Wie er in kritischen Situationen cool bleibt, verrät er in diesem Video.

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Entertainment

Das Interview führte Oliver Wilczek.
Schnitt: Bianca Albert, Oliver Wilczek
Ton: Oliver Wilczek
Kamera: Lennart Bonk, Benedikt Ferstl, Oliver Wilczek

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Technik ist nicht nur auf dem Rasen gefragt. Sowohl als Moderator im Funkhaus bei Radio Gong als auch als Stadionsprecher benötigt Sebastian Wendl einwandfreies Equipment. Doch selbst die beste Technik hat ihre Marotten.

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Während des Spiels

Das Interview führte Oliver Wilczek.
Schnitt: Bianca Albert, Oliver Wilczek
Ton: Oliver Wilczek
Kamera: Lennart Bonk, Benedikt Ferstl, Oliver Wilczek

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Kann der Stadionsprecher eigentlich erkennen, wer auf der anderen Seite des Spielfelds den Ball im Netz untergebracht hat? Sebastian Wendl verrät, wie er jeden Torschützen mitbekommt und wie er reagiert, wenn sein Herzensverein 1. FC Nürnberg trifft.

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Vita

Das Interview führte Oliver Wilczek.
Schnitt: Bianca Albert, Oliver Wilczek
Ton: Oliver Wilczek
Kamera: Lennart Bonk, Benedikt Ferstl, Oliver Wilczek

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Traumjob Stadionsprecher im Max-Morlock-Stadion? Sebastian Wendl verrät, wie er zu der Stelle gekommen ist, was er neben dem 1. FC Nürnberg noch begleitet und was er sich für die Zukunft wünscht.

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Dieter Nüssing

Das Interview führte Benedikt Ferstl.
Schnitt: Bianca Albert, Oliver Wilczek
Ton: Oliver Wilczek
Kamera: Lennart Bonk, Oliver Wilczek

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Balljunge, Fußballprofi und Club-Fan: Dieter Nüssing hat im Nürnberger Stadion schon viele Positionen ausgefüllt. Im Interview lässt der heutige Talent-Scout des 1. FC Nürnberg die vergangenen Zeiten Revue passieren und redet über seine Kultstätte.

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Stefan Kraus

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Wie werden Spielschäden ausgebessert?

FCN-Platzmeister Stefan Kraus erklärt.

Was sind deine Aufgaben als Platzmeister?

FCN-Platzmeister Stefan Kraus erklärt.

Wie kommt das Muster in den Rasen?

FCN-Platzmeister Stefan Kraus erklärt.

Wie bist du Platzmeister beim FCN geworden?

FCN-Platzmeister Stefan Kraus erklärt.

Was unterscheidet den Rasen im Stadion von den Spielfeldern, wie man sie im Amateursport kennt?

FCN-Platzmeister Stefan Kraus erklärt

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Andreas Wolf in seinem alten "Büro"

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Verbindungen

Andreas Wolf: "Eigentlich meine fast gesamte Karriere. Ich bin als Jugendlicher hier aufgewachsen und bin hier zum Profi geworden. Es war immer ein Traum, hier in diesem Stadion zu spielen. Mein Lieblingsort im Max-Morlock-Stadion ist einfach der Rasen."

Foto: DaMa/Sportfoto Zink
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Erlebnisse

Andreas Wolf: "In erster Linie die Fans, die Stimmung im Stadion und natürlich auch die Highlights. Die ganzen Spiele, die hier abgelaufen sind in Richtung Pokalfinale und auch der Bayern-Sieg plus die UEFA-Cup Spiele."

Foto: MaWi/Sportfoto Zink
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Rituale

Andreas Wolf: "Jeder hatte seine eigenen Rituale. Für mich war es letztendlich reinkommen, umziehen und mich auf das Spiel konzentrieren. Manchmal ging es auch zum Physiotherapeuten, mal die Beine lockern oder ein Tape abholen. Dann ging es zum Aufwärmen raus. Es gab aber auch andere Spielertypen, die dann auch mal die große Musikbox mitgebracht haben. Aber das hing letztendlich ganz stark vom jeweiligen Trainer ab."

Foto: Lennart Bonk
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Einschwören

Andreas Wolf: "Ich meine der Trainer stellt ja die Mannschaft ein und letztendlich, ich sag mal, wenn Bayern München kommt, dann wird er nicht viel sagen müssen. Da brennt jeder auf das Spiel. Wenn jetzt ein schwächerer Gegner da ist, dann muss er, denke ich, die Mannschaft schon ein bisschen mehr motivieren."

Foto: Oliver Wilczek
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Wilde Kabinenparty

Andreas Wolf (lacht): "Ich würde sagen eher der Aufstieg. Wenn der sicher war, konnten wir feiern, da passiert nichts mehr. Nach dem Pokalhalbfinale haben wir auch ein bisschen gefeiert. Aber eher draußen mit den Fans, weil das war für uns alle ein Highlight, das schon lange nicht mehr da war. Und letztendlich ging ja die Saison noch weiter und wir mussten noch ein paar Spiele absolvieren. Nach dem Finale in Berlin wurde auch ordentlich gefeiert."

Foto: Lennart Bonk
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Spielertunnel

Andreas Wolf: "Man versucht sich nochmal die Sachen vorzustellen, die man in der Kabine besprochen hat. Und letztendlich fokussiert man sich auf das Spiel, mit Vorfreude auf den Gegner. Der steht natürlich hier auch noch mit drin. Letztendlich bist du heiß, endlich auf den Rasen zu gehen. Dazu kommen noch die Stimmung und die Fans, diese beiden Sachen machen das Max-Morlock-Stadion letztendlich aus."

Foto: Lennart Bonk
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Fankultur im Stadion

Die achteckige Arena in der Nachbarschaft des Dutzendteiches ist eine Pilgerstätte für die Anhänger des 1. FC Nürnberg. Auch wenn die Fußballfans nicht im Stadion zugegen sind, ist ihre Anwesenheit durchaus sichtbar. 

Etwa wegen der vielen Sticker. Im Kapitel "Das verraten Sticker über die Fankultur im Max-Morlock-Stadion" erklärt die Stadionbetreibergesellschaft wie sie mit den Stickern umgeht. Fanforscher Dr. Harald Lange ordnet die Bedeutung der Aufkleber in mehreren kurzen Fotofilmen und einem Interview ein.

Der Gründer des Instituts für Fankultur erklärt in kurzen Audioclips, was es mit wichtigen und traditionsreichen Symbolen im Stadion auf sich hat (siehe "Darum ist es wichtig, Tradition im Stadion zu bewahren").

Außerdem berichtet  Roswitha Friedrich, Fanbeauftragte für Menschen mit Handicap, wie es um die Behindertenfreundlichkeit des Max-Morlock-Stadions bestellt ist. Der hauptamtliche Fanbeauftragte Jürgen Bergmann spricht im Interview über den Stadionnamen und die Bedeutung von Tradition für FCN-Anhänger.
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Die Sticker im Max-Morlock-Stadion

Auch in einer leeren Arena sind die Fußballfans auf ihre eigene Weise anwesend. Ein Grund dafür sind die Sticker, die an den Wänden, Sitzen und Schildern kleben. Die bunten Bildchen gehören zur Fankultur.

Doch ganz unproblematisch sind die Aufkleber nicht. Wer sie an fremden Eigentum anbringt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die Betreibergesellschaft des Max-Morlock-Stadions hat im Umgang mit den Aufklebern eine spezielle Verfahrensweise (siehe "So geht das Max-Morlock-Stadion mit Stickern an Scheiben, Sitzen und Säulen um").

Dennoch sind die Sticker ein wichtiger Teil der Fankultur. In mehreren Slideshows mit vielen Stickern verrät der renommierte deutsche Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) was es mit den sogenannten Spuckies auf sich hat  (siehe "Das verraten Aufkleber über die Fankultur im Max-Morlock-Stadion").
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Sticker-Story

Zwischen Fankultur und „Sachbeschädigung“

Ein Sticker, ein Sitz, die Bayern: Die "Dichterfürsten" aus der Landeshauptstadt haben sich mit einem Aufkleber im Gästeblock (vorerst) verewigt.
Ein Sticker, ein Sitz, die Bayern: Die "Dichterfürsten" aus der Landeshauptstadt haben sich mit einem Aufkleber im Gästeblock (vorerst) verewigt.
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„Wir haben keine Gegner mehr, schickt uns Boca Juniors her“, lautet die Forderung, die auf einem Aufkleber formuliert ist. Direkt neben dem überheblichen Kinderreim grüßt still und leise das Vereinslogo des FC Bayern München. Angebracht ist der Sticker an einem Sitz im Gästeblock des Max-Morlock-Stadions. Der Aufkleber ist einer von hunderten. In der Nordkurve, der Heimat der Anhänger des 1. FC Nürnberg, sieht es identisch aus. Der Gang durch die Reihen gleicht dem Besuch einer Kunstgalerie. An allem was niet- und nagelfest ist, pappen bunte Bildchen.

Sie sind der Ausdruck der Fußball-Fankultur. „Sticker sind ein bisschen wie Graffiti-Tags“, erklärt Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg), „Fans hinterlassen damit an für sie wichtigen Orten die Botschaft: Ich war hier.“ Die Aufkleber seien zudem ein Mittel, mit denen Fangruppen ihre Identität pflegen. (Mehr dazu gibt es im Kapitel "Das verraten Aufkleber über die Fankultur im Max-Morlock-Stadion".)  

Doch anders als in einer Kunstgalerie bewegt sich die „Ausstellung“ im Max-Morlock-Stadion am Rande der Legalität. In der Stadionverordnung der Stadt Nürnberg wird das Bekleben von „baulichen Anlagen“ als Ordnungswidrigkeit gewertet und kann mit einer Geldbuße belegt werden. Außerhalb des Stadions ist das Kleben der „Spuckies“ eine Sachbeschädigung, die für die öffentliche Hand ein teures Ärgernis ist. 2019 zahlte die Stadt Nürnberg 100.000 Euro, um die Sticker und andere Schmierereien aus dem Stadtbild zu tilgen.

Aktive Fanszene wird geschützt

Im Max-Morlock-Stadion muss der Arm des Gesetzes deswegen aber nur selten einen Finger rühren. „Die aktive Fanszene genießt in dieser Hinsicht Schutz. Wir haben mit dem 1. FC Nürnberg die Übereinkunft getroffen, dass in der Nordkurve und im Gäste-Block die Sticker kleben gelassen werden“, sagt André Engelhardt. Er ist Veranstaltungsmanager bei der Betreibergesellschaft des städtischen Stadions und betreut regelmäßig die Heimspiele des FCN. Nur wenn die Sticker für andere Veranstaltungen einen „störenden Charakter“ hätten, werden sie entfernt.

Eine „enorm kluge“ Verfahrensweise, findet Fanforscher Lange: „Das ist eine hohe Kunst, wenn es beiden Seiten gelingt, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Denn wenn man dagegen vorgehen würde, besteht die Gefahr, dass es wie in der Debatte um Pyro-Technik zu einer Eskalation kommen könnte.“

Abseits der „geschützten“ Bereiche sieht die Lage anders aus. Vor und nach jedem Spieltag wird im Beisein eines Club-Vertreters eine Schadensliste angefertigt. Dabei werden größere Schäden wie demolierte Fensterscheiben oder bröckelnde Treppenstufen dokumentiert. Auch die neu dazugekommen Sticker werden gezählt. Rund 30 Stück werden nach jedem Heimspiel des FCN entfernt. „Durch die Sticker entsteht kein Sachschaden. Die meisten Aufkleber kann man einfach abziehen. Es ist vielmehr ein Aufwandsschaden“, erklärt Engelhardt. Im Jahr fällt geschätzt ein niedriger vierstelliger Betrag für die Reinigung an.

In diesen Fällen ermittelt die Polizei  

Die Kosten trägt der 1. FC Nürnberg als Stadionmieter. Die Täter zur Kasse zu bitten, ist allerdings leichter gesagt als getan, meint der Veranstaltungsmanager. Die meisten Sticker werden in den Toilettenkabinen angebracht. Der Bereich ist – aus naheliegenden Gründen – nicht videoüberwacht. Täter können daher schlecht zur Verantwortung gezogen werden. Eine Anfrage, wie genau der Club mit den Stickern und den Kosten umgeht, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Die Polizei ermittelt nur in extremen Fällen. Etwa wenn die Sticker stark verunglimpfende Botschaften, Drohungen oder menschenfeindliche Aussagen zeigen. Vor etwa zwei Jahren gab es einen solchen Fall. Mutmaßliche FCN-Anhänger brachten Sticker mit Beleidigungen und Drohungen gegen einzelne Spieler und den Vorstand am Stadion an. „Da wurden Ermittlungen wegen Beleidigung eingeleitet“, erinnert sich Engelhardt.    

Fans betreiben Selbstkontrolle

Aber insgesamt reguliere sich die Fanszene selbst ganz gut. Als etwa im Eingangsbereich Hinweistafeln mit Stickern beklebt worden sind, hat der Stadionbetreiber mit den Fangruppen die Übereinkunft getroffen, dass sie die Schilder ehrenamtlich reinigen. „Da gilt das Prinzip: Leben und leben lassen. Die Fans können sich im Stadion ausleben. Im Gegenzug müssen sie auch auf unsere Regeln achten“, findet der Veranstaltungsmanager.  

Eine gute Regelung wie Jürgen Bergmann, Fanbeauftragter des 1. FC Nürnberg, findet: "Die Sticker sind ein elementarer Bestandteil der Fankultur. Bei unseren großen Fangruppen dienen sie zur Revierkennzeichnung. Wenn die Sticker im Stadion verkleben, ist das okay. Aber davon mal abgesehen müssen nicht alle Orte vollgeklebt werden."  

Das Thema Revierkennzeichnung wird auch in den Gästeblöcken sichtbar. Entweder überkleben die auswärtigen Fußballanhänger die bereits vorhandenen Bildchen oder sie kratzen die Sticker verfeindeter Fanlager ab. „Das ist eine gewisse Selbstkontrolle“, sagt Veranstaltungsmanager Engelhardt und lacht. Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Bayern-Aufkleber im Gästeblock verschwunden ist. 


Text und Fotos: Lennart Bonk
Ein Sticker, ein Sitz, die Bayern: Die "Dichterfürsten" aus der Landeshauptstadt haben sich mit einem Aufkleber im Gästeblock (vorerst) verewigt.
Ein Sticker, ein Sitz, die Bayern: Die "Dichterfürsten" aus der Landeshauptstadt haben sich mit einem Aufkleber im Gästeblock (vorerst) verewigt.
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Bedeutung der Sticker

Fanforscher Dr. Harald Lange, Sportwissenschaftler an der Uni Würzburg, hat einige Sticker im Max-Morlock-Stadion unter die Lupe genommen und ordnet ihre Bedeutung in sechs Videos ein.

Die letzte Kachel führt zu einem ausführlichen Interview mit dem Experten für Fankultur. Thema sind die Sticker, die Politisierung der Kurven und die DFB-Krise.

Hinweis zur Audioqualität: Das Interview wurde via Zoom geführt. 
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Warum hinterlassen Fans "Liebesbotschaften" im Stadion?

Fotos: Lennart Bonk
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Im Max-Morlock-Stadion kleben hunderte Sticker mit unterschiedlichen Botschaften. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt, was es mit den Spuckies auf sich hat, die in die Kategorie "Liebesbotschaften" fallen.  


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Ist die Fanszene jetzt komplett politisch links?

Fotos: Lennart Bonk
Schnitt: Benedikt Ferstl 

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Im Max-Morlock-Stadion kleben hunderte Sticker mit unterschiedlichen Botschaften. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt, was es mit den Spuckies auf sich hat, die in die Kategorie "Politik" fallen.

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Was ist die Ursache für Hass unter Fans?

Fotos: Lennart Bonk
Schnitt: Benedikt Ferstl

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Im Max-Morlock-Stadion kleben hunderte Sticker mit unterschiedlichen Botschaften. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt, was es mit den Spuckies auf sich hat, die in die Kategorie "Hass" fallen.  

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Woher kommt der Hass der Fans auf die Polizei?

Fotos: Lennart Bonk
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Im Max-Morlock-Stadion kleben hunderte Sticker mit unterschiedlichen Botschaften. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt, was es mit den Spuckies auf sich hat, die in die Kategorie "Polizeihass" fallen.  

Hinweis: ACAB ist ein Akronym und bedeutet "All Cops Are Bastard" (auf deutsch: "Alle Polizisten sind Bastarde"). In der Szene wird das Akronym auch mit der Zahlenfolge "1312" kodiert. Die Zahlen stehen für die Reihenfolge der Buchstaben A, B und C im Alphabet. 

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Warum sind Bier und Drogen ein wichtiges Thema für Fans?

Fotos: Lennart Bonk
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Im Max-Morlock-Stadion kleben hunderte Sticker mit unterschiedlichen Botschaften. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt, was es mit den Spuckies auf sich hat, die in die Kategorie "Bier und Drogen" fallen.

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Sticker-Interview Lange

Das komplette Interview zum Nachlesen

Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
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Was verraten die Sticker im Max-Morlock-Stadion über die Fankultur in Nürnberg und ganz Deutschland? Der Gründer des Instituts für Fankultur Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt im Interview welche Bedeutung Sticker in der deutschen Fußballfankultur haben, warum die Kurven politischer werden und was passieren muss, damit Fans mit der Polizei sowie dem DFB nicht mehr auf Kriegsfuß stehen. 

Herr Lange, warum kommt ein Fan eigentlich auf die Idee irgendwo einen Sticker dranzukleben?

Lange: Man kann einen Sticker mit einem Graffiti-Tag vergleichen. Man hinterlässt die Botschaft: „Ich war hier.“ Es geht darum, dass man an diesem Ort seinen Ausweis hinterlässt. Allerdings steht da nicht mein richtiger Name drauf, sondern ein Begriff, eine Gruppenbezeichnung oder irgendetwas Verschlüsseltes, was zum Teil auch nur die Eingeweihten kennen. Damit wird eine Gruppenidentität aufgebaut und gepflegt. Das ist ein Ausdruck von Jugendkultur und daher kommen die Sticker auch. Genauso wie wir das aus der Graffitiszene kennen. Ein ähnliches Motiv haben wir bei den Stickern im Fußball. Da muss ich diesen Tag an Orten hinterlassen, die uns als Gruppe wichtig sind oder aber auch in anderen Städten.

Das Anbringen von Aufklebern ist eigentlich eine Ordnungswidrigkeit. Im Max-Morlock-Stadion wird es in den Heim- und Gästeblöcken geduldet. Wie finden Sie diese Regelung?

Lange: Ich finde es beeindruckend. Denn ein Problem, das die Fankultur allzu häufig hat, ist, dass sie auf symbolischer Ebene etwas enorm Wichtiges für sich macht, was aber rechtswidrig ist. Das Aufkleben eines kleinen Stickers ist formal gesehen eine Ordnungswidrigkeit und muss als solche geahndet werden. Mit Blick auf das Ganze ist es ziemlich unsinnig, weil man sich damit arrangieren könnte. Es muss Orte geben, an denen Fans auf jeden Fall Aufkleber anbringen dürfen wie zum Beispiel in bestimmten Bereichen im Stadion. Außerhalb dieser Bereiche muss gemeinschaftlich darauf geachtet werden, dass es keine überhandnimmt. Das ist eine hohe Kunst, wenn es einem Ordnungsamt und der Fanszene gelingt, quasi einen Konsens zu finden. Weil wenn man dagegen vorgehen würde, eskaliert die Situation wie bei der Debatte um Pyrotechnik und wird zu einem Symbol für Widerständigkeit. Daher finde ich den Umgang damit ziemlich pfiffig.

Die Stadionbetreibergesellschaft ist in der Vergangenheit auch auf Fanclubs zugegangen und hat sie darum gebeten, Aufkleber von Hinweistafeln zu entfernen, mit dem Verweis, dass die Fans in ihren Blöcken Sticker kleben dürfen.

Lange: Wobei das auch schwierig ist. Da kann man in den Verdacht geraten, Fankultur kolonialisieren zu wollen.

Klingt dramatisch. Was bedeutet das genau?

Lange: Das heißt, dass Fans sozusagen nur in werbewirksamen Bereichen ihre Fankultur ausleben dürfen. Man kann das beim sogenannten „Fanclub Nationalmannschaft“ beobachten. Der ist vollends kolonialisiert. Die machen nur das, wovon die DFB-Marketingabteilung glaubt, dass es richtig ist. Da müssen Fans aufpassen und selbstbewusst sein – was sie auch sind. Vereine und Verbände können die Folklore der Fankultur als Marketing-Instrument nutzen. Auf diese Weise können sie Zuschauer, die noch keine Fans sind, und vor allem Sponsoren anlocken. Aber dann ist die Fankultur nicht mehr selbstständig. Wenn das der Fall ist, dann hat man so lächerliche Choreografien wie bei der Nationalmannschaft.

Bei der Suche nach interessanten Stickern im Max-Morlock-Stadion habe ich auch viele Exemplare mit politischen Aussagen gefunden. Wird die Fanszene politischer?

Lange: Auf jeden Fall. Ein Grund dafür ist das sportpolitische Engagement der Fans. Das kann man gut am Beispiel der DFB-Krise festmachen, die mittlerweile ein unfassbares Ausmaß angenommen hat. Die Fanszene hat als erste Bewegung in Deutschland den Verband kritisiert wegen der fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs. Inzwischen ist die Kritik an den Funktionären des DFB, der DFL und auch der UEFA in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das halte ich für eine wirklich bemerkenswerte Entwicklung, dass das Geschäft Fußball mindestens in ein Zwielicht gerückt wurde. Das war letztlich nur möglich, weil sich diese Fankultur authentisch und kritisch gegeben hat.  

Gerade durch die Corona-Pandemie ist es gut sichtbar geworden, dass der Profi-Fußball auch relativ gut ohne Fans im Stadion auskommt, solange im Fernsehen der Ball rollt. Haben Fans eigentlich die Macht die fortschreitende Kommerzialisierung zu stoppen, wenn sie DFB-kritische Sticker kleben oder Spruchbänder im Stadion zeigen?

Lange: Was Fußballfans jetzt in der Pandemie gelernt haben ist: Wenn ihre Themen, wie eine kritische Auseinandersetzung mit den kommerziellen Interessen des DFB und DFL und der Ausverkauf der Werte des Fußballs, in der Mitte der Gesellschaft geteilt werden, dann ist es eine Frage der Zeit bis Sponsoren das merken. Sobald die Identifikationsfläche des Fußballs bröckelt, bröckelt auch die Wirkung des Sponsorings. Dann schießen Sponsoren Eigentore, wenn sie bestimmte Entwicklungen sichtbar unterstützen. Das ist die einzige Stellschraube, die im Fußball eine Veränderung herbeiführen kann.

Gerade beim Thema Pyrotechnik hat der DFB den Widerstand der Fans zu spüren bekommen. Gibt es eigentlich noch eine Chance, dass sich das zerrüttete Verhältnis zwischen Fans und Verband wieder entspannt?

Lange: Nein. Der DFB steht seit Jahren in der Kritik und es ändert sich nichts. Das System scheint absolut am Ende zu sein. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer und erreicht Ausmaße, die man kaum noch in Worte fassen kann. Ich sehe in den Reihen des DFB nicht einmal spurenweise einen Ansatz, der geeignet ist, um konstruktiv mit der Kritik umzugehen.

Wie könnte ein Ansatz aussehen?

Lange: Wir müssen Wege finden, wie die Stimme der Basis wieder Gehör findet. Auch die Fans müssen am DFB beteiligt werden. Sie machen den Fußball erst wertvoll. Deshalb müssen sie in irgendeiner Form berücksichtigt werden. Außerdem müssen wir eine Debatte über das Thema Kommerz führen. Die Frage lautet: „Ist es das Ziel eines Verbandes, Geld zu verdienen oder einen guten Fußball zu fördern?“ Wir brauchen ein Selbstverständnis, bei dem die Werte weitaus wichtiger sind als der Kommerz. Das ist die drängende Frage, die gründlich und wahrhaftig diskutiert werden muss.

Angesichts der vielen polizeikritischen Aufkleber scheint die Staatsgewalt ein weiteres Feindbild für Fans zu sein. Woher kommt die Abneigung?

Lange: Die Wurzeln dieser Animositäten wurden in den 80er- und 90er-Jahren gelegt. Da gab es auch noch handfeste Gründe massive Polizeieinsätze durchzuführen. Es war früher schlichtweg gefährlich, wenn Hooligans sich geprügelt haben und auch andere in Mitleidenschaft gezogen haben. Aber die Polizei hat nicht das richtige Maß gefunden, um ihre Arbeit auf die sich rasant verändernde Situation in der Fankultur anzupassen. Inzwischen gibt es an einem Samstagnachmittag keinen sichereren Ort als das Fußballstadion. Wegen der Erfahrungen aus den 80er- und 90er-Jahren haben wir noch diese hohe Polizeipräsenz. Fans, die diese Zeiten mitgemacht haben, denken sich: Warum stehen mir hochgerüstete Beamte gegenüber, wenn ich ins Stadion gehe – hier passiert doch nichts. Das löst Unbehagen aus.

Es wurde also nicht das richtige Maß im Umgang mit Fans gefunden. Was müsste die Polizei anders machen?

Lange: Das ist ein ganz schwieriges Thema, weil man bei diesen Einsätzen enorm viel Fingerspitzengefühl braucht. Gute Polizisten können moderierend eingreifen und auch mal ein Auge zudrücken, weil sie die Gesamtsituation im Blick haben. Es wird dann schwer, wenn viele Polizisten an einen Ort gerufen werden. Und genau da würde ich ansetzen. Man muss die Spielräume der Polizisten in den Blick nehmen und herausarbeiten, warum dieses Fingerspitzengefühl nicht bei Großeinsätzen zum Tragen kommt.

Auf der anderen Seite kokettiert die Ultraszene gerne mit ihrem Bad-Boy-Image. Woher kommt dieser Hang zum Widerstand?

Lange: Da muss man schauen, was genau die Ultrabewegung ist. Sie ist derzeit die größte und wichtigste jugendkulturelle Szene in Deutschland. Jugendkultur ist immer dadurch gekennzeichnet, dass sie widerständig und oppositionell ist und anders denken will. Die Fans wissen auch, wie sie wahrgenommen werden. Das gefällt ihnen, dass sie so ein verruchtes Image haben und ein bisschen gefährlich sind. Sie wehren sich gegen restriktive Maßnahmen. Das sieht man, wenn es um den Einsatz von Pyrotechnik geht. Immer wenn man dagegen mit Strafen vorgeht, stärkt man den Widerstand der Fanszene.


Zur Person: Wenn es um den DFB geht, gehört Dr. Harald Lange (Jahrgang 1968) zu den Kritikern der ersten Stunde. Als Fanforscher kennt er die Konflikte zwischen Kurve und Verband bestens. Seit 2009 hat der Sportwissenschaftler eine Professur an der Universität Würzburg. 2012 gründete er zudem das erste Institut für Fußball-Fankultur.

Das Interview führte Lennart Bonk.
Fotos: Lennart Bonk (Titel), Harald Lange (Portrait)
Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
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Warum kokettieren Fans mit einer widerständigen Weltsicht?

Fotos: Lennart Bonk
Schnitt: Benedikt Ferstl

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Im Max-Morlock-Stadion kleben hunderte Sticker mit unterschiedlichen Botschaften. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) erklärt, was es mit den Spuckies auf sich hat, die in die Kategorie "Anarchie und Rebellion" fallen.  


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Fankultur im Stadion

Warum ist ein Stadionname wichtig für Fans?

Das sagt Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).

Warum ist es wichtig, Tradition im Stadion zu bewahren?

Das sagt Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).

Stumpfen Fans nicht ab, wenn sie permanent mit Tradition konfrontiert werden?

Das sagt Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).

Holt das Fans ab, wenn sie permanent mit Tradition im Stadion konfrontiert werden?

Das sagt Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).

Warum ist ein Stadion ein wichtiger Ort für Fans?

Das sagt Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).

Fankultur in der Analyse

Per Mausklick auf einen Hotspot startet ein kurzer Audioclip. Darin beantwortet der Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) eine Frage zum Thema Fankultur im Max-Morlock-Stadion. 

Der Hotspot in der Ecke links unten führt zum kompletten Interview zum Nachlesen. 

Hinweis zur Audioqualität: Das Gespräch wurde via Zoom aufgezeichnet.

Das Interview zum Nachlesen

Hier geht es zum ausführlichen Interview mit dem Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) zum Thema Fankultur und Tradition im Max-Morlock-Stadion.  

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Interview mit Fanforscher Dr. Harald Lange

Das komplette Interview zum Nachlesen

Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
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Das Max-Morlock-Stadion ist ein geschichtsträchtiger Ort. Passend dazu hält der 1. FC Nürnberg seine Vereinshistorie an vielen Orten in der Arena lebendig. Nicht nur der Stadionname sondern auch die Blöcke und Straßen tragen die Namen ehemaliger Club-Legenden. Fanforscher Dr. Harald Lange (Uni Würzburg) ordnet die Bedeutung für die Fankultur und die Hintergründe dieses Konzepts ein. 

Herr Lange, fangen wir mit dem Namen Max-Morlock-Stadion an. Die Fans des 1. FC Nürnberg haben 2017 mit großer finanzieller Unterstützung der Consorsbank die Namensrechte gekauft. Warum ist ein Stadionname für Fans überhaupt wichtig?


Harald Lange: Für die Erklärung muss ich ein wenig ausholen. Ein Fußballverein kommt aus einer Region und bietet deshalb Menschen, die Möglichkeit sich damit zu identifizieren. Und das ist der eigentliche Wert eines Vereins: All die Mitglieder und Fans. Weil das so wertvoll ist, kann man daraus natürlich banalen Profit schlagen. Deshalb werden die Symbole des Fußballs verkauft. Der Name des Stadions ist dabei ein enorm wichtiger. Vom Symbolgehalt ist das aus Fansicht enorm verwerflich, wenn man diesen Namen verkauft. Es gibt nicht mehr viele Arenen, die einen ursprünglichen Namen haben. Das Max-Morlock-Stadion ist da eine Besonderheit. Wobei ein leichtes Geschmäckle dahingehend zu verzeichnen ist, dass die Fans quasi genötigt wurden, gegen diese Entwicklung des Verkaufs des Stadionnamens vorzugehen und mit einem potenten Finanzpartner den Namen gekauft haben. Das ist an sich vom traditionellen Gesichtspunkt her betrachtet ein Widerspruch. Es ist den Fans aber hoch anzurechnen, dass es ihnen gelungen ist mit den Spielregeln des Kommerz-Fußballsystems ihren Willen durchzusetzen.

Mal ganz generell: Welche Bedeutung hat eigentlich ein Stadion für Fans?

Lange: Man könnte jetzt etwas romantisch verklärt daherkommen und sagen: Das ist sowas wie ein Tempel. Und das ist es tatsächlich auch. Es ist ein Ort, an dem viele, die hoffen, bangen, glauben und wünschen, zusammenkommen. Das Stadion ist der Ort, wo die Inszenierung des Fußballs Woche um Woche stattfindet. Fußball und Fankultur sind wertbasierte, bedeutungsgeladene Geschichten. Allein dadurch kann ein Ort so eine exponierte Funktion in der Wahrnehmung der Menschen einnehmen. Und da sieht man tatsächlich parallelen zur Religion.

Der Stadionname, die Max-Morlock-Statue und überall hängen Bilder ehemaliger FCN-Legenden: Im Stadion wird die Vergangenheit des 1. FC Nürnberg an vielen Orten kuratiert. Warum ist das für Fans wichtig, Tradition im Stadion zu bewahren?

Lange: Tradition und Identität gehören untrennbar miteinander zusammen. Ich kann keine ahistorische Identität aufbauen. Sie hat Geschichte, Gegenwart und hoffentlich auch Zukunft. Es eignet sich nur ein Fußball als identitätsstiftendes Medium, der eine Tradition hat. Und da gibt es in der Geschichte eines Fußballvereins natürlich herausragende Momente, Ereignisse aber auch Personen, die diesen Verein geprägt haben. Diese Vorbilder gehören zur Tradition ganz selbstverständlich dazu und weil es die gibt, fällt es der nachwachsenden Fangeneration vergleichsweise leicht sich zu identifizieren und das Gefühl aufzubauen, sie sind eins mit diesem Club. Das ist die Wertschöpfung, die ein Fußballverein mit seiner Tradition schaffen kann.

Es hängen sehr viele Zitate im Max-Morlock-Stadion von wichtigen Männern des Fußballs. Wenn mir als Fan permanent die Vergangenheit präsentiert wird, stumpfe ich nicht irgendwann ab für die Tradition?

Lange: Das ist was hoch Individuelles, ob ich jetzt entweder abstumpfe oder aber noch interessierter werde. Das hängt vom Zugang ab. Aus der Idee der Fankultur heraus, würde ich sagen, dass abstumpfen bei echten Fans nicht geht. Das ginge nur dann, wenn das, was da transportiert wird eine Worthülse ist. Also diese hohlen PR-Phrasen, mit denen DFB, UEFA und auch einige Clubs seit Jahren immer wieder auftauchen. Diejenigen, die überhaupt keine Ahnung haben, die lassen sich davon beeindrucken und glauben das Ganze. Was im Stadion präsentiert wird, muss authentisch sein. Dann ist es geeignet, dass ich mich darin vertiefe. Deshalb ist abstumpfen aus meiner Sicht schlicht unmöglich.

Der 1. FC Nürnberg hat die Blöcke nach vielen ehemaligen Legenden benannt. Holt das einen jungen Fan wirklich ab, wenn er mit Spielern wie Heiner Stuhlfauth oder Hans Sutor im Stadion konfrontiert wird?

Lange: Ich denke, dass die Benennung der Blöcke eher Teil einer Gesamtkonzeption ist. Es zeigt, dass sich der Club seiner Tradition bewusst ist. In manchen Kontexten kann man das nutzen, um populär zu werden, aber per se ist Tradition genau das Gegenteil. Und deshalb finde ich es ausgesprochen sympathisch, dass da ein Block nach Hans Sutor benannt ist, der immerhin zwölf Länderspiele hatte, von denen 90 Jahre später niemand mehr weiß. Das gehört zum Gesamtkonzept und das wirkt für mich durch so eine Entscheidung authentisch.


Zur Person: Im Jahr 2012 hat Dr. Harald Lange (Jahrgang 1968) das erste deutsche Institut für Fankultur gegründet. Seit 2009 hat der Sportwissenschaftler eine Professur an der Universität Würzburg inne.


Das Interview führte Lennart Bonk.
Fotos: Lennart Bonk (Titel), Harald Lange (Portrait)

Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
Ein Experte für Ultras und Co.: der Gründer des Instituts für Fankultur, Dr. Harald Lange (Uni Würzburg).
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Interview mit FCN-Behinderten Fanbeauftragter

Ein unzertrennliches Team: die Fanbeauftragten für Behinderte Roswitha und Erich Friedich.
Ein unzertrennliches Team: die Fanbeauftragten für Behinderte Roswitha und Erich Friedich.
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Roswitha Friedrich setzt sich mit ihrem Mann Erich dafür ein, dass Menschen mit Handicap das Max-Morlock-Stadion ohne Probleme besuchen können. Im Interview berichtet die Behinderten-Fanbeauftragte des 1. FC Nürnberg von den Veränderungen zum Guten, wo es heute noch Verbesserungsbedarf gibt und wann das Ehrenamt ihr richtig nah geht.

Frau Friedrich, seit wann sind Sie Fan des 1. FC Nürnberg?

Roswitha Friedrich: Ich bin erst so richtig zum Club-Fan geworden, als ich mein Bein verloren habe. Ich bin hier damals so gut aufgenommen worden. Die Geschichte werde ich nie vergessen: Das war 1991 – vier Jahre nach dem Unfall. Da bin ich mit meinem Mann Erich ins Stadion gegangen. Ich stand mit meinem Rollstuhl bei meinem Mann bei den Plätzen für die Begleitpersonen, da dreht sich ein Rolli-Fahrer um und sagt: „Das gibt es bei uns nicht. Komm stell dich zu uns.“ Wir haben uns unterhalten und nach dem Spiel fragte er, ob ich zum nächsten Heimspiel wiederkomme. Da bin ich zum Fan geworden.

Wie sind sie zur Beauftragten für Behinderte geworden?

Friedrich: Das Stadion war früher noch nicht so behindertengerecht wie jetzt. Ich habe mich schon damals dafür interessiert, was man verbessern kann. Auf diese Weise bin ich immer weiter in das Ehrenamt reingerutscht. Mein persönliches Highlight war, als ich 2004 beim Umbau des Stadions für die Weltmeisterschaft 2006 in beratender Funktion dabei war. Wir konnten leider nicht so viel machen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aus einem alten Stadion, kann man kein neues Stadion machen. Aber wir haben einiges erreicht.

Was denn zum Beispiel?

Friedrich: Wir haben mehr Toiletten für Behinderte bekommen, einen Kommentator für Blinde und Sehbehinderte, einen barrierefreien Imbissstand, einen separaten Eingang ohne Drehkreuz für Rolli-Fahrer – also das Max-Morlock-Stadion ist barrierefrei.

Was für eine Schulnote würden Sie dem Max-Morlock-Stadion heute für die Behindertenfreundlichkeit geben?

Friedrich: Das Stadion bekommt bei fast allen Besuchern mit Handicap eine Eins. Außer bei den Gehbehinderten. Da reicht es nur für eine Zwei Minus. Die haben es schon ein wenig schwieriger, weil die mit ihren Gehhilfen nur auf die Haupttribüne können. Die Gehbehinderten müssen auch noch ein paar Stufen steigen, bis sie auf ihren Sitzen in der ersten Reihe sind. Auf den Plätzen ist auch die Beinfreiheit nicht optimal. Neuere Stadien haben da mehr Komfort.

Eine eins für Rolli-Fahrer? Es wurde in der Vergangenheit die schlechte Sicht auf das Spielfeld beklagt. Wurde das Problem gelöst?

Friedrich: Das liegt an den Auswechselbänken für die Spieler. Die sind ein wenig zu hoch. Das habe ich beim 1. FC Nürnberg schon moniert. Es wird an einer Lösung für das Problem gearbeitet. Mittlerweile haben sie beim Club immer ein offenes Ohr für die Belange der Behinderten. Früher als ich angefangen habe, war das noch schwieriger mir Gehör zu verschaffen.

Früher war es schwieriger: Wie haben Sie und die anderen Fanbeauftragten es geschafft, dass die Vereine im Stadion mehr auf die Bedürfnisse von Behinderten achten?

Friedrich: Das ging mit der Gründung der Bundesbehinderten Fan-Arbeitsgemeinschaft los. Der FC Bayern, 1860 München, VfB Stuttgart, FSV Mainz 05, MSV Duisburg und wir vom Club haben uns 1999 beim Wildmoser im Lokal (Anm. d. Red.: gemeint ist Karl-Heinz Wildmoser, ehemaliger Vereinspräsident des TSV 1860 München und Großgastronom) ausgetauscht, was besser laufen könnte. Da haben wir auch über die Probleme in den Stadien geredet.

Reden wir zum Abschluss kurz über einen anderen Aspekt Ihrer Arbeit. Sie erfüllen Menschen, die im Sterben liegen oft einen letzten Stadionbesuch. Was macht das mit Ihnen?

Friedrich: Seit einigen Jahren häufen sich die Anfragen. Mich hat mal eine Familie aus Spanien kontaktiert. Ein Mann, der Club-Fan war, lag im Sterben und wollte nochmal den Club live im Stadion sehen. Das war ausgerechnet ein Spiel gegen den FC Bayern München. Da muss ich aufpassen, weil einige Leute leider sehr taktlos sind und alles tun, um sich eine Karte zu ergaunern. Ich habe der Familie geglaubt. Es war eine gute Entscheidung. Der Mann hat vor Glück geweint. Zwei Wochen später ist er verstorben. Das ist mir schon sehr nah gegangen, aber ich war auch froh, dass ich ihm seinen letzten Wunsch erfüllen konnte.  


Zur Person: Roswitha Friedrich (Jahrgang 1949) heißt die Frau, die im Max-Morlock-Stadion jeder nur mit dem Namen Rosi anspricht. Sie ist mit ihrem Mann Erich seit 1993 als Fanbeauftragte für Behinderte beim 1. FC Nürnberg aktiv. Außerdem ist sie Mitbegründerin des Vereins Bundesbehinderten Fan-Arbeitsgemeinschaft. Für ihr Engagement wurden Rosi und Erich Friedrich 2014 mit dem Ehrenamtspreis des FCN gewürdigt.


Das Interview führte Lennart Bonk.
Fotos: Erich Friedrich.
Ein unzertrennliches Team: die Fanbeauftragten für Behinderte Roswitha und Erich Friedich.
Ein unzertrennliches Team: die Fanbeauftragten für Behinderte Roswitha und Erich Friedich.
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Interview mit FCN-Fanbeauftragten Jürgen Bergmann

Ein Kenner der Nürnberger Fankultur: der FCN-Fanbeauftragte Jürgen Bergmann.
Ein Kenner der Nürnberger Fankultur: der FCN-Fanbeauftragte Jürgen Bergmann.
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Seit 25 Jahren ist Jürgen Bergmann Fanbeauftragter beim 1. FC Nürnberg. Als Vermittler zwischen Fan und Verein hat er einen besonderen Blick auf die Fankultur beim Club und im Max-Morlock-Stadion. Im Interview erklärt er wie seine Hoffnungen rund um den Namen des Stadions sind, was die Fankultur beim 1. FC Nürnberg ausmacht und warum der moderne Fußball eine Gefahr für Traditionsvereine ist.

Herr Bergmann, was kommt Ihnen als erstes in den Kopf, wenn Sie an das Max-Morlock-Stadion denken?

Jürgen Bergmann: Als erstes kommt mir der Name in den Kopf. Es ist schön, dass das Stadion nach vielen Jahren endlich Max-Morlock-Stadion heißt. Da haben viele Fans und Fangruppen leidenschaftlich für gekämpft. Das ist schon eine tolle Geschichte, dass in Zeiten der Kommerzialisierung unser Stadion nach der wohl bekanntesten und größten Nürnberger Legende benannt ist. Ob das für immer so bleibt, wird sich noch herausstellen.

Womit wir beim Thema wären: Das Namensrecht ist 2020 ausgelaufen, bis spätestens 2022 müsste es wieder vergeben werden. Wie sind Ihre Hoffnungen, dass die Arena weiterhin Max-Morlock-Stadion heißen wird?

Bergmann: Ich bin relativ zuversichtlich. Potenzielle Sponsoren sollten den Namen besser nicht verändern. Sonst steht jeder FCN-Fan diesem Sponsor sehr kritisch gegenüber. Von daher glaube ich nicht, dass sich jemand bereit erklärt, viel Geld für den Stadionnamen auszugeben und sich damit unbeliebt zu machen. Aber ganz sicher sein, kann man sich da auch nicht.

Was glauben Sie, wie die Reaktion der Fanszene aussehen würde, wenn der Name doch geändert werden sollte?

Bergmann: Die Ultragruppen würden mit Widerstand reagieren. Ich kann mir vorstellen, dass die vor dem Sitz des Unternehmens, das den Namen gekauft hat, protestieren und mit Plakaten in der Stadt ihrem Ärger Luft machen.

Man merkt am Max-Morlock-Stadion, dass der 1. FC Nürnberg und seine Fans sehr traditionsbewusst sind. Woran liegt das?

Bergmann: Da wir aktuell nicht den sportlichen Erfolg haben, klammern wir uns an diese vergangenen Erfolge. Leider kann man sich von der Tradition nichts kaufen und leider schießt Tradition auch keine Tore. Diese Vergangenheit ist auch eine Bürde für den Club und die Spieler. Dennoch ist Tradition das, was den 1. FC Nürnberg auszeichnet und uns Fans verbindet. Von Legenden wie Max Morlock oder Heiner Stuhlfauth, der in den 20er-Jahren fünf Meisterschaften mit dem Club gewonnen hat, erzählen wir uns noch Jahrzehnte später. Oder der Pokalsieg 2007 – das ist unfassbar, dass man sowas noch erlebt hat.

Was genau macht den Club und seine Fans aus Ihrer Sicht aus?

Bergmann: Die Atmosphäre im Max-Morlock-Stadion und die große Club-Familie. Wir haben Leute im Stadion, die verbindet sonst nichts. Da steht der Rechtsanwalt neben dem Fließband-Arbeiter und beim Club sind sie alle gleich. Diese Leidenschaft zu einem Fußballverein verbindet einfach. Das ist die Anziehungskraft des 1. FC Nürnberg.

Es scheint, als könnten nur Vereine mit einem üppigen Festgeldkonto oder einem reichen Mäzen, um Titel mitspielen. Wäre es nicht manchmal schön, Tradition für Geld und Titel einzutauschen?

Bergmann: Nein. Man muss diese Tradition und dieses Vereinsleben bewahren, sonst kann keiner mehr die Zeit zurückdrehen. Jeder weiß zum Beispiel, dass nicht mehr elf Nürnberger im Max-Morlock-Stadion die Meisterschaft erringen werden. Aber dieser komplette Ausverkauf des Fußballs ist kritisch. Die Vereine, die oben mitspielen, werden wegen der Verteilung der Fernsehgelder immer reicher und werden auch oben bleiben. Die Wettbewerbsfähigkeit ist für viele Traditionsvereine nicht mehr gegeben. In den 60er-Jahren hat es acht verschiedene Meister gegeben, nur Nürnberg und Köln haben zwei Mal gewonnen. Heute gibt es Zehnjährige, die nur den FC Bayern München als Meister erlebt haben. Das halte ich für gefährlich, weil irgendwann der Krug bricht. Dann fragen sich die Leute, wenn Bayern zum 20. Mal Meister wird, warum wird dann überhaupt noch gespielt. Letztlich wollen die Leute zum Club kommen, um mitzufiebern. Ich würde als Fan nie im Leben den Club mit einem dieser superreichen Vereine tauschen. Da bist du nach einem 4:0-Sieg traurig. Beim FCN freust du dich einfach, wenn du gewinnst. Das ist viel schöner.

Zur Person: Mal erklärt Jürgen Bergmann (Jahrgang 1963) dem Verein wie die Fans ticken und mal erklärt er den Fans wie der Verein tickt. Diese „Dolmetscher-Tätigkeit“ ist ein Aspekt, der zu seinen zahlreichen Aufgaben als Fanbeauftragter des 1. FC Nürnberg gehört. Seit mittlerweile 25 Jahren ist er Bindeglied zwischen Fans und Verein – seit Februar 2003 als hauptamtlicher Fanbeauftragter.


Das Interview führte Lennart Bonk.
Fotos: Lennart Bonk (Titel), Jürgen Bergmann (Portrait)


Ein Kenner der Nürnberger Fankultur: der FCN-Fanbeauftragte Jürgen Bergmann.
Ein Kenner der Nürnberger Fankultur: der FCN-Fanbeauftragte Jürgen Bergmann.
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