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Amateur und Profi Schiedsrichter im Fußball

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Schiedsrichter:innen in Deutschland

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Profischiedsrichter

Schiedsrichterinnen

Amateurschiedsrichter

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*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern auf dieser Website die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Detaillierte Angaben:
Eine Webreportage von Yannick Smuda, Dominic Dylka, Leonard Friedl und Levi Regenfuß

Dies ist ein Projekt der Hochschule Ansbach im Studiengang Ressortjournalismus und nordbayern.de, das Online-Portal der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, die sich Zeit für uns genommen oder uns mit Bildmaterial versorgt haben. 

Das Projekt erfolgte mit tatkräftiger Unterstützung der Fotoagentur Sven Simon, Thomas Eisenhuth und Uwe Kellner (anpfiff.info).

Verantwortlich im Sinne des §55 Abs. 2 des Medienstaatsvertrags:

Levi Regenfuß
E-Mail: l.regenfuss16883@hs-ansbach.de

Yanick Smuda
E-Mail.y.smuda16769@hs-ansbach.de

Dominic Dylka
E-Mail: d.dylka16735@hs-ansbach.de

Leonard Friedl
E-Mail: l.friedl16737@hs-ansbach.de
Adresse: Dahlienweg 6, 92694 Etzenricht

Verwendete Musik: Pixabay









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Amateurschiedsrichter

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Spielbegleitung

Carsten Dücker nimmt dich mit in die Welt eines Schiedsrichters am Spieltag. Von Ritualen in der Kabine, über das Lösen von kniffligen Entscheidungen während der 90 Minuten bis hin zu Scherzen mit Spielern: Du bist hautnah dabei und darfst entscheiden, was dich besonders anspricht.

Die aktuelle Lage in den Amateurligen

Schiedsrichter im Breitensport haben zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. Was sind die Gründe für den Rückgang der Regelhüter in den unteren Klassen? Der fränkische Lehrwart Johannes Gründel liefert seine Einschätzungen. 

"Während der Ohrfeige war ich erstmal betroffen und überfordert"

Von einem Spieler angegriffen und geschlagen zu werden: Für viele Schiedsrichter ein Horrorszenario, für Jannik Schwarz jedoch Realität. Der junge Mann gibt Einblicke in seine Gefühlswelt nach dem schockierenden Erlebnis

Umfrage

Sind verbale und physische Attacken in Richtung der Unparteiischen wirklich Alltag im Amateursport? Was ist das allgemeine Meinungsbild gegenüber der Referees? Wir haben bei fußballaffinen Menschen nachgefragt.

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Die aktuelle Lage

Wie ist das Bild des Schiedsrichters?

Physische Attacken und Social Media

Wie sieht die Zukunft aus?

Was fehlt nicht-qualifizierten Referees?

Gibt es einen stetigen Rückgang?

Schlechte Altersstruktur

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Spieltag in der Hessenliga: Carsten Dücker nimmt dich mit in die Kabine vor Anpfiff.

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Der Ball rollt. Während der erste Durchgang noch wie ein "überschaubares Oberliga-Spiel" wirkt, sorgen hektische Szenen in der zweiten Hälfte bei Carsten Dücker für Gesprächsstoff. 

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Von links: Philipp, Lukas und Gerd Rösel
Von links: Philipp, Lukas und Gerd Rösel
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30 Jahre ist Gerd Rösel schon als Schiedsrichter aktiv und hat die Leidenschaft an beide Söhne weitergegeben. Sowohl Lukas (18), als auch Philipp (21) schlugen denselben Weg ein wie ihr Vater. Und: Einer der beiden feiert bald schon sein 10-jähriges Jubiläum.  

Gerd „brennt immer noch wie am ersten Tag“ und das, obwohl er mit einer hartnäckigen Verletzung zu kämpfen hat. Meniskusprobleme forderten eine OP, eine Rückkehr auf den Platz ist für den 56-Jährigen frühestens im Jahr 2024 geplant. „Das Pfeifen fehlt mir schon richtig", so der routinierte Referee.

Am Sportplatz ist er trotzdem jedes Wochenende unterwegs, vorübergehend aber nur als Schiedsrichter-Betreuer. Speziell reizt ihn dabei die Förderung junger Unparteiischer. Erfahrung konnte er in diesem Bereich schon im Kreise der Familie sammeln. Lukas und Philipp standen im jungen Alter von 12 Jahren bereits das erste Mal mit der Pfeife auf dem Rasen.

Auf dem Weg in die Schiedsrichterei spielte Gerd eine entscheidende Rolle und ein Erlebnis blieb allen in Erinnerung: Mehrmals waren sie nämlich als Vater-Sohn-Gespann unterwegs – der Vater als Chef, Lukas und Philipp als Linienrichter. „Speziell in jungen Jahren konnten wir als Assistenten viel lernen“, bestätigen sie und erinneren sich an einen Stadionsprecher, der ebenfalls verdutzt auf diese einzigartige Konstellation reagierte: „Gerd, Philipp und Lukas Rösel – die gehören bestimmt zusammen.“

Zuletzt war das allerdings vor fünf Jahren der Fall, aktuell ist nur Philipp als Referee unterwegs, nachdem sein jüngerer Bruder Anfang des Jahres eine neue Hüfte bekam. Wir haben ihn bei einem Freundschaftsspiel im Raum Eckental begleitet und mal reingehört, was ihm auf der Seele brennt.
Von links: Philipp, Lukas und Gerd Rösel
Von links: Philipp, Lukas und Gerd Rösel
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Sohn Phillip kann als einziger Teil der Schiedsrichter-Familie noch aktiv pfeifen. Nach fast 10 Jahren bringt er eine gewisse Erfahrung mit und erzählt zudem, welche Verletzung ihn auf seinem Weg in die höheren Ligen bremste.
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Profischiedsrichter

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Wähle den Beitrag aus, den du als nächstes sehen möchtest:
FIFA-Referee Daniel Schlager, der mit einem Studenten einen FIFA-Leistungstest absolviert und unter anderem erklärt, wie Bundesliga-Spieler seine eigenen Bewegungen beeinflussen. Oder FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers, der dir interessante Eindrücke aus seinem Privatleben schildert - und dir exklusive Einblicke in eine Spielanalyse gewährt. 

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Pfeife

Notizkarte

Freistoßspray

Uhr + Torlinientechnologie

Headset

Fahne und Funksystem

Gelbe + Rote Karte

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Knut Kircher

"Ein begabter Hochseilartist macht tolle Kunststücke und lässt das so leicht aussehen. Was ist aber, wenn er dann mal abrutscht? Dann ist er gottfroh, dass unten ein Netz gespannt ist. Und dann geht er hoch und macht in gleicher Präzision weiter. Für den Schiedsrichter gilt dasselbe: Du verlässt dich auf dein Können, dein Gefühl. Aber es kann sein, dass du mal daneben liegst und dann bist du froh, dass dich jemand auffängt, wenn du fällst. Deswegen finde ich den VAR gut."

Daniel Schlager

"Wenn ich eine Fehlentscheidung treffe und damit das Spiel beeinflusse, fühlt es sich an wie eine Niederlage. Wenn man so einen Fehler vermeiden kann, hilft es uns. Es nimmt einiges an Druck. Ich kann auch die Fans verstehen, dass VAR-Entscheidungen oft langwierig wirken. Aber was der Zuschauer nicht sieht, dass bei Entscheidungen wie einem Elfmeter auch die Szenen unmittelbar davor geprüft werden. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir Schiedsrichter sind aber auch offen, das transparenter zu gestalten."

Harm Osmers

"Der VAR ist in meinen Augen zeitgemäß. Im heutigen digitalen Zeitalter wäre es fast schon fahrlässig, diese Hilfe nicht in Anspruch zu nehmen. Ich habe auch den Eindruck, dass immer mehr Akzeptanz dafür da ist. Und die Anzahl der verhinderten Fehlentscheidungen spricht für sich."

Lutz Wagner

"Bei all dem Vermessen oder der Technik, die wir nutzen: Es bleiben Situationen, die kann man einfach nur bewerten. Und da ist Kompetenz gefragt. Zu sagen: Ist das jetzt schon eine Notbremse, oder nicht? Ist das ein absichtliches Handspiel, oder nicht? Diese ganzen Entscheidungen – egal, wie viele technische Hilfsmittel wir haben – werden wahrscheinlich immer am Menschen hängenbleiben."   

Streitpunkt Video-Assistent-Referee

Seit der Saison 2017/18 sorgt der Video-Assistent-Referee (VAR) in der Bundesliga fast durchgehend für Gesprächsstoff und stößt teilweise auf Ablehnung. Was haben aktive und ehemalige Unparteiische für eine Meinung zum heiß diskutierten Video-Schiedsrichter? 

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Kann eigentlich jeder Schiedsrichter werden? Was muss man als Profi mitbringen? Antworten darauf hat Lutz Wagner. Der frühere Bundesliga-Referee ist seit zwölf Jahren zuständig für die Aus- und Weiterbildung der DFB-Schiedsrichter - und erklärt dir, wie man eigentlich professioneller Unparteiischer wird.
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Wie wird ein Schiedsrichter bewertet?

Kann jeder Schiedsrichter werden?

Gibt es unter Referees einen Konkurrenzkampf?

Was macht einen Profi aus?

Was gibt Lutz Wagner gerne mit?

Wie kann sich ein Schiri verbessern?

Wie steigt man auf?

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Herr Kircher, Sie haben 381 Spiele in den höchsten deutschen Ligen gepfiffen, waren FIFA-Referee und 2012 Deutschlands Schiedsrichter des Jahres. Mittlerweile bleibt die Pfeife stumm – Vermissen Sie's?  

Knut Kircher: Ehrlich gesagt: Nein. Weil ich gerade so darauf hingearbeitet habe, diese Altersgrenze zu erreichen. Von daher konnte ich mich darauf vorbereiten und für mich selbst abschließen. Interessant wär’s noch gewesen, ein Jahr das Thema Video-Assistent-Referee auf dem Platz live zu erleben. Aber vermissen tue ich es nicht und ich bin ja noch ein bisschen dabei als Beobachter.
 
Sie sprechen Ihre Rolle als Beobachter an. Was machen Sie genau?  

Ich bin Beobachter in der 1. und 2. Bundesliga. Ich bin so circa zwei Stunden vor Spielbeginn da, habe Smalltalk mit den Jungs unten in der Schiri-Kabine. Dann schaue ich mir das Spiel von der Tribüne an, mache mir meine Gedanken. Im Anschluss gebe ich Feedback und wir besprechen verschiedene Szenen. Es macht unheimlich Spaß, einerseits seine ehemaligen Kolegen wieder zu sehen, mit denen man zusammen gepfiffen hat, und auf der anderen Seite natürlich auch jungen Talenten etwas mitzugeben. Wenn ich einen Fehler vielleicht selbst schon gemacht habe, versuche ich den ein oder anderen Tipp weiterzugeben.

Was geben Sie jungen Schiedsrichtern besonders gern mit?  
Manche meinen immer, es muss was Besonderes sein, wenn du so ein Spiel leitest. Das wichtige ist aber erstmal, die einfachen Dinge zu machen. Und die richtig zu machen. Ruhig zu bleiben, einen emotionalen Draht zu 22 unterschiedlichen Charakteren aufzubauen. Und das ist schwer genug. Die Persönlichkeit rauszustellen, die Ruhe walten zu lassen. Das überträgt sich dann normalerweise auch auf die Spieler und das Spiel.

Wenn das Ruhige, das Entschleunigende Ihr Mantra war: Gab’s nach dem Karriereende trotzdem einen Druckabfall?  

Es war nicht so, dass du am Samstag in einem Spiel bist, am Sonntag gesagt kriegst, dass du nicht mehr pfeifen darfst, und am Montag fällst du dann in ein tiefes Loch. Nein. Du kannst dich darauf vorbereiten. Trotzdem war es auf der Schiri-Seite natürlich auch ein Druckabfall. Auf der anderen Seite aber baust du dir selbst wieder etwas auf, suchst andere Herausforderungen im Leben und gestaltest es neu. Und dieses Neu-Gestalten ist unheimlich spannend. Zum Beispiel habe ich mich mehr auf meinen Beruf konzentrieren können, wo ich in meiner Führungsposition auch viele Dinge aus dem Schiri-Wesen mitnehme: Umgang mit unterschiedlichen Charakteren, emotionale Momente, Lösungen herbeiführen...  

Wenn Sie jetzt aber mal zurückblicken: Haben Sie alles erreicht, was Sie sich vorgenommen haben?

Ich glaube, ich habe sogar mehr erreicht (lächelt). Für mich war immer das Ziel, da wo ich als Assistent dabei bin, mal selbst zu pfeifen. Also in der Bundesliga oder international. Das habe ich alles erreicht. Und ich bin viel rumgekommen: Die Begegnung mit verschiedenen Menschen, die Kulturkreise, die tollen Spiele, Stadien, Eindrücke. Deshalb habe ich für mich persönlich wahnsinnig viel erreicht. Ist es jetzt schlimm, dass ich nie bei einer WM oder EM dabei war? Es wäre nice-to-have gewesen, aber dann wirst du auch irgendwann ein Stück weit realistisch. Das ist so weit weg, da muss so viel zusammenkommen und du musst so exorbitant gut sein. Da war die Erkenntnis da: „Alles gut. Freu dich über das, was du alles erreicht hast.“  

Jetzt wo wir schon dabei sind, Ihre Karriere Revue passieren zu lassen: Gibt es Dinge, die Sie gerne anders gemacht hätten?  

Natürlich gibt es Entscheidungen und auch Spiele, wo ich denke: "Oh, Jesus. Was habe ich denn da gemacht?!" Ich kann mich an ein Spiel Wolfsburg gegen Hertha erinnern. Da habe ich Wolfsburg ein Tor erkannt, das hätte nicht zählen dürfen und Hertha ein Tor aberkannt, das hätte zählen müssen. Also habe ich Hertha im doppelten Sinn „bestraft“. Ich habe das damals aufgrund falscher Wahrnehmung falsch entschieden und musste da einiges ertragen. Da ist es wichtig, dass man reflektiert. Ich habe viel gelernt im Umgang mit Medien, im Vertrauen im Team. Fehler sind da, um sie zu machen. Das hört sich blöd an, aber dann muss man‘s auch aushalten. Deshalb: Ich bin mir sicher, dass jeder Referee ganz viele Entscheidungen hat, die er heute anders treffen würde.    

Sie sprechen das Stichwort an: „Entscheidungen“. Was ist ein Schiedsrichter für Sie? Entscheider? Ordner? Oder gar Richter?  

Ich habe zwei Bilder im Kopf. Das eine ist der Dirigent. Das andere ist der Steuermann eines Segelbootes. Das Segelboot verdeutlicht ein Stück weit diese wilde, raue See, wo du auf ein Team angewiesen bist, wo du eine klare Guidance geben musst. Und der Dirigent ist jemand, der versucht, etwas zusammenzuführen. Gleichzeitig kann er sich ein Stück weit zurücknehmen und den Solisten, dem Orchester, den 22 Akteuren ihre Bühne geben. Zu sagen: „Das ist euer Job, daraus etwas zu machen. Ich kann etwas beitragen, euch Leitplanken geben, die kann ich auch mal enger anlegen, die kann ich weitermachen. Ihr könnt euch dazwischen bewegen – und solange ihr das tut, ist alles fein. Dann habt ihr mich als Freund. Aber wenn ihr da drüber geht, dann gibt’s halt Konsequenzen.“ Wenn man das schnell akzeptiert und versteht, dann hat man mit dem Schiedsrichter normalerweise keine Probleme.    

Ist der Schiri dann auch Psychologe? 

Ja, weil du 22 unterschiedliche Charaktere auf dem Feld hast, draußen noch die Offiziellen, die Ersatzspieler, du hast dein eigenes Team. Und das Ganze in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Emotionen. Der eine ist noch im grünen Bereich, der andere schon im roten und punktuell musst du jeden dann auch anders ansprechen. Das ist ja das Herrliche an der Schiedsrichterei. Es kann sein, dass du in einem Spiel in einer Situation den linken Lösungspfad nimmst und in einem anderen Spiel in einer ähnlichen Szene gehst du den anderen Weg. Da sind wir wieder beim Dirigenten. An einem Tag spielt und hört sich das selbe Lied mit dem einen Orchester ganz anders an, als wenn du das am nächsten Tag mit einem anderen Orchester spielst. Der gleiche Dirigent, das gleiche Lied, die gleichen Noten. Aber es hört sich in Nuancen ganz anders an. Das ist diese Kunst, trotzdem ein tolles Stück, ein tolles Event aus dem zu machen, was dir auf dem Platz gegeben ist.  

Sie waren lange Zeit dieser Dirigent und haben die Veränderung der Schiedsrichterei hautnah erlebt. Was ist in den letzten Jahren passiert?

Ganz einfaches Beispiel: Als ich in der Bundesliga angekommen bin und auf den Lehrgängen war mit älteren Referees, hat man wahnsinnige Geschichten gehört über Schiedsrichter und auch Betreuer. An Spieltagen in München sind sie vormittags an den Tegernsee gefahren, haben Sektfrühstück gemacht, haben auch ein Bier getrunken, sind zum Spiel gefahren und bis eine halbe Stunde vor Anpfiff haben sie noch Karten gespielt in der Kabine. Das war eine Welt, die ich so nicht mehr selbst erlebt habe. Heute kann man sich das nicht mehr vorstellen. Es ist alles professioneller, die Leute gehen heute vorm Spieltag eher Laufen oder trainieren sogar noch davor. Das bringt der Anspruch und auch die immer höher werdende Dynamik des Fußballspiels mit. 

Sind Schiedsrichter mittlerweile also professionelle Einzelsportler?

Unter den Schiedsrichtern gibt es eine echte Kameradschaft, einen Zusammenhalt - gleichzeitig aber auch einen Konkurrenzkampf. Jeder möchte das geile Spiel, die tollste Partie der Saison pfeifen. Sind wir ehrlich, das ist normal. Alle Schiedsrichter sind Wettkampftypen.  

Sie durften zahlreiche dieser „geilen Spiele“ leiten, wie auch das DFB-Pokal-Finale 2012. Was war in Ihrer Karriere also die schönste Erfahrung?  

Eines meiner schönsten Erlebnisse war mit Michel Vautrot, einem früheren französischem Spitzen-Schiri. Mit einer einfachen Geste hat er mich nachhaltig beeindruckt. Er hat sich bei den Menschen bedankt: „Thank you for your smile.“ Also nur für die Begegnung, für ein gemeinsames Lächeln bedankt, was im Grunde genommen ausdrückt: Du musst mir gar nichts großartig schenken oder machen oder tun. Es reicht mir einfach, wenn du mich mal anlächelst, dann ist es schon ein wunderbares Geschenk. Das entspannt, das sorgt für gute Stimmung, es nimmt dem Ganzen die Ernsthaftigkeit, immerhin ist es auch nur Fußball. Und es kostet nichts. Du musst nur mal kurz die Muskulatur im Gesicht anspannen (lacht). Das fand ich einfach grandios und es wäre eigentlich falsch zu sagen, da jetzt einzelne Spiele rauszupicken. Es ist am Ende des Tages nicht das Spiel. Es ist die Aufgabe, die Herausforderung und vor allem die Begegnung mit Menschen.
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Notizkarte

Die Notizkarte wird selten gezeigt, doch auf ihr schreibt der Unparteiische alle Schlüsselszenen des Spiels nieder: Mannschaftsnamen, Trikotfarben, Tore oder Karten. Egal ob Bundesliga oder A-Klasse, die Notizkarte gehört zur absoluten Grundausstattung. 
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Pablo Silva und Heine Allemagne veränderten mit ihrer Erfindung den Weltfußball.

Denn: Lange Zeit hatten Spieler mit aller Vehemenz und kleinsten Schritten in Richtung des Balles versucht, beim Freistoß den Abstand zum Schützen zu verringern.

Mit dem Spray, das kurze Zeit nach dem Aufsprühen wieder verschwindet, setzten die Erfinder diesem Problem ein Ende. Im Jahr 2000 wurde das Spray erstmals in einem brasilianischen Pokalwettbewerb eingesetzt und fand ein Jahrzehnt später den Weg über die Grenzen Südamerikas hinaus. 2013 kam es erstmals bei der U-20-WM in der Türkei zum Einsatz, in der Bundesliga wurde der Abstand der Mauer beim Freistoß erstmals im Oktober 2014 angezeichnet. Eine brasilianische Studie bewies auch die erhoffte Wirkung: Die geschossenen Tore nach Freistößen stiegen an, da der Abstand von 9,15 Metern öfter eingehalten wurde.
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Das Zeigen der Gelben Karte signalisiert die Verwarnung eines Spielers, die Rote Karte oder die Gelb-Rote Karte (zweite Verwarnung) den "Innenraumverweis" und damit den Ausschluss aus dem Spielgeschehen. 

Geboren wurden die Karten mit ihren Signalfarben übrigens bei der WM 1966. Der deutsche Schiedsrichter Rudolf Kreitlein hatte dem Argentinier Antonio Rattin im Spiel gegen England mündlich einen Platzverweis erteilt. Dieser bestand jedoch darauf, den Referee nicht zu verstehen und musste sogar von der Polizei vom Feld eskortiert werden.

Wie konnten Entscheidungen der Unparteiischen also universell und verständlich symbolisiert werden? Die Idee kam FIFA-Schiedsrichter-Betreuer Ken Aston direkt nach dem Spiel in London. Der Brite stand im Stau und sah: Ampeln. Die gelben und roten Lichtsignale wurden zur Blaupause für das Kartensystem, seit 1970 sind sie im Fußball nicht mehr wegzudenken. 





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Das wichtigste Utensil des Schiedsrichters. 

Während früher oft eine einfache Trillerpfeife verwendet wurde, setzen Profis heutzutage auf Pfeifen, die etwa so laut sind wie ein Gewehrschuss. 

Nur Reinpusten also? Weit gefehlt. Schiedsrichter variieren oft in der Art ihrer Pfiffe. Manchmal ertönt lediglich ein kurzes Pfeifen, wie bei kleineren Fouls, oder ein schneller Doppelpfiff bei Wechseln. In anderen Fällen setzen die Referees auf lange und energische Pfiffe wie bei harten Foulspielen oder Strafstößen, um Entscheidungen wirkungsvoll und sicher zu untermauern.
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Neben der Pfeife unabdingbar.

Ganz klar: Nur damit kann der Referee pünktlich an- und abpfeifen. Außerdem hilft die Uhr natürlich beim Notieren der Zeiten von Spielgeschehnissen wie etwa persönlichen Strafen und Toren. 

Schiedsrichter, die etwa in der Bundesliga oder im DFB-Pokal pfeifen, tragen seit 2014 mittlerweile eine zweite "Uhr": Die, der sogenannten Goal-Line-Technology. 

Auch bekannt als Hawkeye hilft die Technik, knappe Entscheidungen, ob ein Tor vorliegt oder nicht, aufzulösen. Gleich mehrere Kameras in den Stadien ermitteln in wenigen Sekunden, ob der Ball die Torlinie mit vollem Umfang überquert hat. Wenn ja, bekommt der Unparteiische ein hörbares Signal und auf seiner Uhr erscheint lediglich ein Wort in Versalien: "GOAL".

Die Hawkeye-Uhr besitzen die Schiedsrichter nicht selbst, sondern bekommen sie in den jeweiligen Stadien, wo sie ein Spiel leiten.





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Technik macht's möglich: Das Headset dient zur reibungslosen Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter, seinen Assistenten und (im Profibereich) dem Vierten Offiziellen und Video-Assistenten.

In den unteren Ligen findet sich kaum ein Unparteiischer mit Headset, in den höheren Ligen ist es dafür umso wichtiger. Denn: In vollgepackten Stadien vor Tausenden von Zuschauern ist der Austausch im Gespann während des Spiels nur mit dem Stöpsel im Ohr möglich.
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Die Fahnen der Assistenten sind per Funk mit einem Empfänger am Oberarm des Schiedsrichters verbunden.

Auch in Amateurligen wird das Feedback-System schon gebraucht, da in den unteren Klassen das Headset eher selten ist. Besonders dort erleichtert es die Kommunikation im Gespann. Wenn eine Abseitsposition vorliegt, vibriert oder piept der Empfänger des Schiedsrichters - entscheidend ist ein Betätigen des Knopfs an der Fahne des Assistenten...


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...den du hier siehst. Am oberen Ende des Griffes ist der Knopf angebracht, der dem Assistenten die Möglichkeit gibt, den Referee auf dem Rasen umgehend zu informieren. In einem tobenden Stadion ist also zusätzlich garantiert, dass die Kommunikation auf dem Feld perfekt funktioniert.

Übrigens: Die Höhe der Fahne, die der Assistent in die Luft hält, signalisiert den Ort einer Abseitsstellung. Je höher die Fahne in der Luft ist, desto weiter weg ist besagte Abseitsposition vom Assistenten. Hält er sie genau horizontal, ist die Szene in der Mitte des Feldes passiert. 
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Wie fit muss eigentlich ein Profi-Schiri sein? Worauf kommt es auf dem Feld an - und wie beeinflusst ein Torhüter das Stellungsspiel? Das und vieles mehr erklärt Schiedsrichter Daniel Schlager beim Absolvieren eines FIFA-Leistungstests. Mit dabei: Student Yannick. 
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In Sachen Fitness erklärt Schlager: Der Mix macht's. Beim Programm heute darf es aber ruhig ein wenig mehr sein - zur "Begeisterung" von Yannick.

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Das Aufwärmen und Dehnen ist geschafft, einfacher wird es aber bei weitem nicht: Nun steht ein Leistungstest für FIFA-Schiedsrichter an. Über Schlagers Handy ertönt ein Signal. 

Das erste Piepen gibt das Zeichen zum Start. Bevor der nächste Ton zu hören ist, müssen die beiden in hohem Tempo 20 Meter in die eine, und vor dem dritten Signal 20 Meter in die andere Richtung laufen. Der nächste Lauf beginnt nach zehn Sekunden Pause.

Nur: Die Zeit zwischen den Piep-Geräuschen wird immer kürzer, während die geforderte Laufgeschwindigkeit zusehends erhöht wird - und das bei 35 Läufen.
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Schlager zieht an, bei Yannick schwinden langsam die Kräfte.
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Bei den letzten Sprints kann Schlager noch lächeln - während Yannick bereits abkürzen muss. 
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Die verschiedenen Reaktionen nach dem letzten Lauf sprechen für sich. Trotzdem zollt Schlager Respekt für Yannicks Leistung. 
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Das Auslaufen darf natürlich nicht fehlen. Wie Schlager schon zu Beginn erklärt hat: Auch die Regeneration ist essenziell. Denn die nächste Spielzeit in Deutschlands Top-Ligen steht wieder bevor. 
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Harm Osmers gibt Einblicke in das Privat-Leben eines FIFA-Schiedsrichters: Im Kurzportrait erklärt er, wie er abschalten kann und welches Verhältnis er zu seinen Kollegen pflegt. Was ein Filmregisseur damit zu tun hat, erfährst du hier. 


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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Harm Osmers zeigt dir anhand einer Szene seiner letzten Partie der Saison 2021/22 zwischen Borussia Mönchengladbach und der TSG Hoffenheim wie seine private Analyse und Nachbereitung abläuft. Außerdem kannst du dir in diesem kurzen Clip ein Bild machen, wie die Arbeit mit dem VAR auf dem Platz aussieht. 

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Schiedsrichterinnen

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Wie ergeht es eigentlich einer Schiedsrichterin in den Herren-Amateur-Ligen? Unter anderem darüber spricht die Hessin Janika Balzer im Kurzportrait - und erklärt auch, wie der Job an der Pfeife ihre Persönlichkeit beeinflusst hat, wer ihr Vorbild ist und welche Ziele sie noch erreichen will.
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Spätestens seit sie das DFB-Pokalfinale der Frauen 2022 gepfiffen hat, gehört sie zur Elite der deutschen Unparteiischen: Karoline "Karo" Wacker. Hier erzählt sie unter anderem von einem "heftigen" Erlebnis mit 16 Jahren - und einer denkwürdigen Erfahrung mit Bibiana Steinhaus. 
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Über Ziele und Realismus...

"Selbstschutz" bei Social Media: "Finde ich schwierig, damit umzugehen"

"Ziemlich heftig": Wackers einschneidendes Erlebnis mit 16

"Dann ist er oder sie natürlich angepisst": Wacker über ihren Stil

Eine denkwürdige Erfahrung mit Bibiana Steinhaus

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Vor knapp 30 Jahren waren Frauen im Männer-Fußball fast noch undenkbar, mittlerweile haben sich weibliche Referees in den größten Spielen der Welt und auch in Deutschland etabliert. Ein steiniger Weg, bei dem sich vor allem eine deutsche Unparteiische als Vorreiterin entpuppte..
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Sabine Asgodom

wird in der Bundesrepublik Deutschland die erste Schiedsrichterin innerhalb des DFB und damit vor der offiziellen Aufhebung des Frauenfußballverbots im Herbst 1970.

Gründung Frauen Champions League

Zur Saison 2001/2002 wird die Frauen Champions League etabliert und bietet europäischen Schiedsrichterinnen die Möglichkeit, auf höchstem internationalen Niveau Spiele zu leiten.

Bibiana Steinhaus-Webb

pfeift am 21. September als erste Frau ein Herren-Zweitligaspiel (TSG Hoffenheim gegen SC Paderborn (2:0).

Gertrud Gebhard (geb. Regus)

leitet als erste deutsche Frau ein Frauen-Länderspiel, ein Jahr zuvor wurde übrigens die Frauen-Bundesliga gegründet. 1995 ist Gebhard außerdem als erste weibliche Assistentin in der Herren-Bundesliga an der Linie.

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Steinhaus-Webb in Pionierfunktion

Als erste Frau leitet sie am 10. August mit dem Spiel zwischen der TSG Neustrelitz und dem TSV 1860 München ein Herren-Spiel im DFB-Pokal.

Bundesliga-Debüt

Gut zehn Jahre nach ihrem Zweitliga-Debüt, feiert Steinhaus am 10. September mit dem 1:1 zwischen Hertha BSC und Werder Bremen ihre Premiere in der Bundesliga.

Stéphanie Frappart

wird im internationalen Männer-Fußball zur Vorreiterin. Die Französin fungiert am 14. August beim UEFA-Super-Cup zwischen dem FC Liverpool und FC Chelsea als erste Schiedsrichterin überhaupt in einem UEFA-Wettbewerb. Über ein Jahr später sorgt sie am 2. Dezember 2020 für ein weiteres Novum: Als erster weiblicher Referee in einem Spiel der Champions League.

EM-Eröffnungsspiel

Am 11. Juni beim EM-Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei verewigt sich Frappart auf ein Neues in der Geschichte des Fußballs. Als Vierte Offizielle steht sie als erste Frau in einem Schiedsrichter-Team bei einem großen Turnier.

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Weibliches Gespann im deutschen Profi-Fußball

Erstmals leitet mit Riem Hussein, Katrin Rafalski und Christina Biehl ein komplett weibliches Gespann ein Spiel im deutschen Herren-Profi-Fußball: Am 6. November zwischen dem TSV Havelse und dem Halleschen FC.

Premiere in Bayern

FIFA-Schiedsrichterin Angelika Söder führt bei der Regionalliga-Partie zwischen Eltersdorf und Greuther Fürth II ein Schiedsrichterinnen-Gespann an, Daniela Göttlinger und Alessa Plass assistieren ihr. Söder selbst stufte den Einsatz als “wichtiges Zeichen” ein, durch das sich “viele Frauen und Mädchen ermutigt fühlen, als Schiedsrichterin aktiv zu werden”, wird sie auf der Website des Bayerischen Fußball-Verbands zitiert.

WM-Premiere in Katar

Bei der WM in Katar haben erstmals weibliche Referees gepfiffen. Neben Wegbereiterin Frappart, die das Gruppenspiel zwischen Deutschland und Costa Rica leitete, waren außerdem Salima Mukansanga aus Ruanda und Yoshimi Yamashita aus Japan beim Turnier dabei.

Zukunftsausblick

Und dann? Wer tritt in die Fußstapfen der Pionierinnen? Im Moment hat sich keine deutsche Schiedsrichterin in der Bundesliga nachhaltig etabliert. Das könnte sich aber bald schon ändern.

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