Einleitung
Künstler und Kämpfer auf dem FahrradDie BMX-Szene Nürnberg
Die BMX-Szene Nürnberg lebt in erster Linie von der Leidenschaft und Begeisterung am Freestyle. Nebenan auf der Wettkampfbahn in Erlangen beeindrucken die Race-Fahrer dagegen mit Schnelligkeit und kämpfen bei jedem Rennen um den Sieg.
Daniel Austen
Freestyle TricksSpektakulär und gefährlich
Nachmachen sollte man seine gefährlichen Tricks und Sprünge nur, wenn man selbst schon einige Erfahrungen mit dem BMX gesammelt hat.
Hotspot Karte
Bauernfeind
Langwasser
Pool
Fürth
Burggraben
Wendelstein
Skate Park Bauernfeind
Viele BMXer bemängeln, dass hier nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Die Anlage befindet sich in einem großen Park mit viel Freifläche, weshalb sie eigentlich mit weiteren Hindernissen vergrößert werden könnte.
Langwasser: offizielle BMX-Anlage
Vom Aufbau erinnert sie stark an eine Race-Strecke. Sie ist jedoch viel kürzer.
Diese Anlage wurde speziell für die BMXer gebaut, ist für Freestyler allerdings kaum befahrbar. Sie brauchen für ihre Tricks Rampen und Hindernisse. Der Kurs in Langwasser ähnelt aber einer Race-Strecke und entspricht deshalb nicht den Ansprüchen der Freestyler. Hinzu kommt noch der schlechte Zustand der Bahn. Durch mangelnde Pflege und Sanierung ist die Bahn stark heruntergekommen und nur schwer zu fahren.
Pool am Pferdemarkt in Nürnberg
Für Fortgeschrittene ist die Anlage eher langweilig und stellt keine große Herausforderung dar. Für Anfänger ist es dort dagegen optimal zum Üben kleiner Tricks. Teilen müssen sich die BMXer den Pool mit Skatern und Scootern. Gleichzeitig können die drei Gruppen nicht fahren. Wenn aber alle Rücksicht aufeinander nehmen, stellt dies kein Problem dar.
Leider gibt es am Pool viele Jugendliche, die Alkohol und Drogen konsumieren. Nicht selten sind in dieser Gegend auch Diebe unterwegs. Kein Wunder also, dass viele BMXer hier Angst um ihre persönlichen Gegenstände haben.
Skate Plaza Fürth
Skate Plaza Burggraben Nürnberg
So gibt es beispielsweise Flatrails, also Nachbildungen eines Treppengeländers. Daran können die Freestyler das sogenannte "Grinden" (engl.: to grind = schleifen, rutschen) üben.
Leider ist das Verhältnis zwischen den BMXern und den Skateboardern am Burggaben schlecht. Die Skater akzeptieren die BMX-Fahrer auf ihrer Anlage nur bedingt, da sie den Platz als ihr Privatgelände sehen und für sich allein haben wollen.
Private BMX-Anlage Wendelstein
Hier gibt es viele sehr anspruchsvolle Hindernisse, die nur geübte Fahrer meistern können. So steht im Park beispielsweise eine große Halfpipe, in der die Fahrer verschiedenste Tricks und Sprünge ausführen können.
Aber auch Anfänger finden in Wendelstein kleine, leichtere Rampen, an denen sie üben können.
Durch seine vielfältigen Hindernisse ist der Park bei den BMX-Freestylern in ganz Deutschland beliebt.
Stadt
Verhältnis Stadt Nürnberg und die BMX-Szene"Es ist uns ein sehr großes Anliegen, die BMXer zu unterstützen"
Keule
Verhältnis BMX-Szene und Stadt Nürnberg"Wir haben das Gefühl, die Stadt hat kein Interesse daran, uns zu unterstützen."Eric Roehse, Mitglied in der BMX-Szene Nürnberg
Eric Roehse, in der Szene besser bekannt als Keule, fährt seit neun Jahren BMX. Für ihn ist es nicht nur eine Trendsportart, sondern bereits eine Lebenseinstellung. Der 25-Jährige liebt das Gefühl, wenn nach hunderten Versuchen ein Trick endlich zum ersten Mal gelingt. Als aktives Mitglied in der Szene tritt Keule häufig mit der Stadt in Kontakt. Im Interview gibt er uns seine Sicht zum Verhältnis BMX-Szene und Stadt, sowie den Anlageproblemen.
Laut der Stadt Nürnberg gibt es eine offizielle BMX-Anlage in Langwasser. Aber dort können wir eigentlich nicht fahren, weil der Asphalt einfach zu porös und heruntergekommen ist. Zudem fahren wir BMXer heute kaum mehr auf so einer Rundstrecke. Wir wollen richtige Hindernisse, also Beispiele Halfpipes, um Tricks machen zu können. Inoffiziell sind wir auf den Skateinlagen geduldet. Zum Glück haben wir dann noch eine private Anlage in Wendelstein. Dort können wir ungestört fahren und die besten Tricks machen.
Wie ist das Verhältnis zwischen den BMXern und der Stadt Nürnberg?
Wir treten häufig mit der Stadt in Kontakt, um endlich ein Gelände zu bekommen, auf der wir eine richtige BMX-Anlagen errichten dürfen. Im Gespräche waren dafür schon verschiedene Orte. Ein Beispiel ist da der Hiroshimaplatz: Wir hatten gehofft, dort unseren Park errichten zu können, stattdessen steht da nun ein Flüchtlingsheim. Von der Stadt kommt also leider nichts, obwohl wir immer wieder auf sie zugehen. Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Stadt die Skateboarder bevorzugt. denn sie bekommen ungefähr alle zwei Jahre eine neue Anlage.
Versteht ihr euch mit den Skateboarder und den Scooter-Fahrern?
Mit den Skatern arrangieren wir uns ganz gut. Mit der Zeit haben wir uns an die unterschiedlichen Fahrweisen gewöhnt und nehmen Rücksicht aufeinander. Die Skater fahren in kurzen Abständen und durcheinander. Wir BMXer sind einzeln auf der Anlage und warten bis der Einzelne mit seinem Trick fertig ist. Bei uns ist die Gefahr viel höher, bei einem Unfall den Vordermann umzufahren. Außerdem sind wir auf unseren Fahrrädern viel schneller unterwegs und brauchen deswegen länger zum Abbremsen. Probleme gibt es da eher mit den Scootern. Sie sind meist noch sehr jung, nehmen keine Rücksicht und sind unkonzentriert beim Fahren.
Christos
Interview mit jungem Freestyler"Am liebsten mag ich Rampen, also richtig hoch und richtig schnell"
Aber der Elfjährige war zunächst eingeschüchtert von den älteren Jungs und traute sich deshalb erst nach einiger Zeit sie ansprechen. Inzwischen ist er selbst Teil der BMX-Szene und trainiert regelmäßig mit seinen Vorbildern.
Scribble
Die Geschichte des BMX-SportsVom Fun- zum Profisport
Street Fahrrad
Das BMX-FahrradWas kennzeichnet ein Street-Fahrrad?
Michael Gaul arbeitet in der Fahrradkiste in Nürnberg und ist selbst seit acht Jahren Teil der BMX-Szene. Er erklärt uns die Besonderheiten eines Street-Fahrrads.
Einleitung Race
Die Kategorie RaceGeschwindigkeit ist alles
Training Race
Training und VerletzungsrisikoMit Kraft und Technik zum Sieg
Wie wärme ich mich richtig auf?
Was sind typische Verletzungen?
Marco Köhler, langjähriger Fahrer und Trainer beim RC 50 Erlangen, gibt uns einen detaillierten Einblick ins Training und über die Gefahren auf der Bahn.
BMX ist ein Kontaktsport, der selbst die trainierten und erfahrenen Athleten herausfordert: Die Fahrer brauchen Kraft, Kondition und dürfen keine Angst vor Körperkontakt und Stürzen haben.
Jedes Training beginnt mit dem Aufwärmen. Die Fahrer rollen ein paar Runden locker über die Bahn, machen kurze Läufe, ein paar Sprünge und Kniebeugen. Es sind Auflockerungsübungen, die die beanspruchte Muskulatur aktivieren. Besonders aufpassen müssen die Sportler beim Dehnen. "Zu langes Dehnen nimmt die Spannung aus den Muskeln und macht sie langsam", erklärt Marco Köhler. "Das wäre genau das Gegenteil, was wir durch das Aufwärmen erreichen wollen."
Danach geht es wieder aufs Rad. Es folgt das Start- und Techniktraining. Das Wichtigste bei jedem Rennen ist ein guter Start. Wer nach dem Signal schnell aus dem Startblock kommt, hat für den weiteren Verlauf einen klaren Vorteil. Die Fahrer trainieren gezielt ihre Reaktionen und ihre Kraft in den Beinen, damit sie stark in die Pedale treten können und in kurzer Zeit auf eine hohe Geschwindigkeit kommen. Zum Techniktraining zählt alles, was die Fahrer während des Rennens auf der Bahn beachten müssen. Wie drücke ich mich richtig in den Hügel? Wie schnell kann ich die Kurve nehmen? Der RC 50 übt beispielsweise das sogenannte Kontaktfahren. "Die Sportler müssen lernen, unter Druck zu fahren und nicht gleich bei jedem Kontakt zurückzuziehen", versucht Köhler zu vermitteln. Nur die Hartnäckigen haben eine Chance auf den Sieg.
Wer den BMX-Sport ernst nimmt, macht zusätzlich noch Krafttraining. Die Übungen sollten jedoch möglichst spezifisch sein und den Ansprüchen des BMX ähneln. Zudem sollten sie effizient sein und viele Muskelpartien gleichzeitig ansprechen. Als Beispiel nennt Marco Köhler hier das Kreuzheben: Diese Training beansprucht die gesamte Beinmuskulatur, den unteren und oberen Rücken, die Beinmuskeln und die Unterarme. Zweck der Übung ist eine bessere Kraftentfaltung auf die Pedale, sowie die Stärkung der hinteren Muskelpartien. Insgesamt muss jedoch bedacht werden, dass Krafttraining für Kinder im jungen Alter eher eine Gefahr ist. Die starke Beanspruchung kann das Knochenskelett und den Bandapparat beschädigen, da dieser noch nicht vollständig entwickelt ist. "Jugendliche bis zum 16. Lebensjahr sollten deshalb mit einem derartigem Training nicht übertreiben", warnt Köhler.
Die ganzen Vorbereitungen schützen aber keineswegs vor Verletzungen. BMX ist ein Kontaktsport, weshalb kaum ein Rennen ohne Sturz vergeht. Knochenbrüche, Prellungen und Stauchungen sind die häufigsten Blessuren eines BMX-Fahrers. Offene Arme im Sommer sind Alltag. Zum Schutz vor schlimmen Verletzungen tragen alle Fahrer Helm, Brust- und Rückenpanzer sowie Handschuhe mit Knöchelschutz. Trotz aller Protektoren ist das Risiko immer da. Dennoch gilt beim BMX: Die Verletzungen gehören dazu und machen diesen Sport eben aus.
Michel
Ein WettkampfrennenKleines Fahrrad - Großer Ehrgeiz
Bahn RC 50
Die Race-BahnBerg- und Talfahrt
Nachwuchs RC 50
Der Nachwuchs des RC 50 ErlangenErlangens BMX-Zukunft
Damit jeder im richtigen Rennen startet, müssen sich alle Fahrer hier im Vorstadt anmelden. Erst danach dürfen sie zur Startrampe hoch.
Beim Start braucht es eine besondere Technik und viel Gleichgewicht, um sich auf dem Fahrrad zu halten.
Im Tunnelblick: Vor dem Start herrscht volle Konzentration. Selbst die Jüngsten fokussieren sich hier nur auf ihr bevorstehendes Rennen.
Wer Wettkämpfe fährt, braucht ein Fahrrad mit einer eigenen Nummer. Das erleichtert den Überblick während des Rennens und vor allem im Ziel.
Sobald die Rampe gefallen ist, treten die Fahrer mit höchster Kraft in die Pedale. Wer einen guten Start hinlegt, hat klare Vorteile im weiteren Rennverlauf.
Dieser Fahrer weiß genau, wie schnell und mit welcher Technik er die Kurve nehmen muss.
Als Anfänger steigt man mit 24-Zoll Rädern ein. Wer genug Erfahrung hat, wechselt dann auf die kleineren 20-Zoll Räder.
Obwohl ein Rennen nur etwa 30 Sekunden dauert, ist es selbst für Erfahrene anstrengend. Wegen der besonderen Fahrweise im Stehen, beansprucht der Sport stark die Beinmuskulatur.
Egal ob Anfänger oder Erfahrener, im Ziel müssen alle erst einmal kräftig Luft holen.
Nadja Pries
Olympia-Teilnehmerin im Interview"Mittlerweile ordne ich mein ganzes Leben dem BMX-Fahren unter"Nadja Pries, professionelle BMX-Fahrerin
Nadja Pries ist die deutsche Starterin in der Kategorie BMX-Race bei den Olympischen Spielen in Rio. Seit 16 Jahren ist die Psychologiestudentin Mitglied im Radsportclub 1950 Erlangen. Im Interview gibt uns die 22-Jährige einen Einblick in ihr Leben als Profisportlerin.
Nadja, was waren bisher deine größten Erfolge?
Ich habe mit kleinen Wettkämpfen angefangen und mich nach und nach verbessert. Mit 14 Jahren war ich das erste Mal Deutsche Meisterin in der höchsten Klasse und ein Jahr später bin ich dann meine erste Weltmeisterschaft gefahren. Meinen größten Erfolg hatte ich im Jahr 2012, als ich bei der Junioren-Weltmeisterschaft zwei Silbermedaillen gewonnen habe.
Wie hat sich dein Leben durch das professionelle Fahren verändert?
Mein Leben war schon immer auf Sport ausgerichtet. Seit acht Jahren trainiere ich nach einem festen Plan. Das hat sich dann schleichend immer weiter gesteigert. Mittlerweile ordne ich mein ganzes Leben dem BMX-Fahren unter. Ich gehe beispielsweise während der Saison nie feiern. Mit Freunden mache ich generell wenig. Der Sport beeinflusst mein Essen, mein Denken und wann ich ins Bett gehe.
Wie sieht dein Training für Olympia aus?
Ich pendle den ganzen Tag zwischen Training und Vorlesung. Grundsätzlich trainiere ich zweimal am Tag und gehe dazwischen in die Universität. Eine Einheit dauert immer so eineinhalb bis zwei Stunden. Sie ist aufgebaut aus Kraft-, Sprint- und Technikübungen.
Trainierst du im Winter?
Das kommt immer aufs Wetter an. Manchmal muss ich schon erfinderisch werden und die Bahn freischippen. Wenn ich Ferien habe, fliege ich in wärmere Länder. Im Winter fokussiere ich mein Training auf Kraft und Ausdauer. Im Sommer arbeite ich dann mehr an meiner Technik auf der Bahn.
Wie finanzierst du das Ganze?
Bei BMX zählen nur internationale Wettbewerbe. Ich muss also in ganz Europa fahren, um erfolgreich zu sein. Die teueren Reisen versuche ich über Preis- und Sponsorengelder zu bezahlen. Bei wichtigen Rennen wie dem European Cup bekommt der Sieger beispielsweise 800 Euro. Schaffe ich bei einem Wettkampf aber keine gute Platzierung, habe ich 500 Euro Ausgaben und null Gewinn. Zusätzlich muss ich im Winter dann ohne jegliche Einnahmen zurechtkommen. Die Ausrüstung ist zwar gesponsert, aber trotzdem investiere ich mein ganzes Geld in BMX.
Impressum
Impressum
Wir bedanken uns herzlich bei allen unseren Protagonisten aus der BMX-Szene Nürnberg und vom RC 50 Erlangen, sowie bei Sabine Natzke von der Stadt Nürnberg.
Eine Webreportage im Rahmen des Fachs "Projekt Crossmedia" im Studiengang "Ressortjournalismus" an der Hochschule Ansbach unter Leitung von Professor Markus Paul.
Für "Nordbayern.de" - das Online-Portal der Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung.
Verantwortliche im Sinne des § 55 Abs. 2 Rundfunkstaatsvertrag:
Roswitha Engelen, Hirschlachstr. 9, 91560 Heilsbronn,
E-Mail: roswitha.engelen@hs-ansbach.de
Rebecca Weber, Hauptstr. 8, 91634 Wilburgstetten,
E-Mail: re-weber@web.de