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Bergwacht in Bayern

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Einstieg

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Die Bergwacht hat viele Gesichter. Wähle auf der nächsten Seite einen der fünf Protagonisten und tauche in seine Welt ein. 
Alles rund um Einsätze, die Hintergründe und zur Bergwacht selbst findest du unter "Aktuelle Entwicklungen am Berg" im Kreis rechts unten. 
  






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Aktuelle Entwicklungen am Berg

Hintergründe, Service, Impressum

Suchhundeführerin

Martina Wörndle, Garmisch-Partenkirchen

Luftretter

Christoph Berkmann, Oberstaufen

Höhlenretter

Rudi Hiebl, Freilassing

Bergwachtlerin in Ausbildung

Franziska Müller, Krün

Kriseninterventionsdienst Berg

Klaus Überacker, Altötting

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Einsätze und Ursachen

Seit Anfang der 1970er Jahre

DAV-Mitglieder geraten immer öfter in Bergnot.

Quelle: DAV-Unfallstatistik 2013. Die Zahlen beziehen sich nur auf DAV-Mitglieder.

Von 2003 bis 2013

Immer häufiger müssen Bergwachtler zu Unverletzten ausrücken. Fast die Hälfte davon leiden unter einer "Blockierung", die Sportler sind psychisch schlichtweg überfordert. Von 2003 bis 2013 hat sich die Blockierungsrate verzehnfacht.

Quelle: DAV-Unfallstatistik 2013. Die Zahlen beziehen sich nur auf DAV-Mitglieder.

2013

Noch nie gab es so wenig tödliche Bergunfälle.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Notfälle, zu denen Bergwachtler ausrücken müssen.

Quelle: DAV-Unfallstatistik 2013. Die Zahlen beziehen sich nur auf DAV-Mitglieder.

2015

Im letzten Jahr wurden die Einsatzkräfte 7857 mal gerufen. Nicht mal mit eingerechnet sind dabei jährlich etwa 5000 Hilfeleistungen ohne medizinische Versorgung.
Inzwischen gibt die Bergwacht an, etwa 12 000 Einsätze jährlich zu haben.

Quelle: Einsatzstatistiken der Bergwacht


2005

Vor elf Jahren hatte die Bergwacht noch 5287 Einsätze - nicht eingerechnet alle Hilfeleistungen ohne medizinische Versorgung.

Quelle: Einsatzstatistiken der Bergwacht

2010

Fünf Jahre später waren es bereits 6202 Einsätze.

Quelle: Einsatzstatistiken der Bergwacht

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Immer mehr Touristen zieht es ins Mittelgebirge und die Alpen. Die meisten Unfälle passieren aber nicht bei Extremsportarten, sondern beim einfachen Wandern. Der Großteil davon während dem Abstieg, wenn es scheinbar schon geschafft ist. 

Gleichzeitig sind auch mehr Senioren am Berg unterwegs - fast die Hälfte aller Rettungsaktionen finden nun unter der Woche oder nachts statt.


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Die Sommer in den Bergen werden durch den Klimawandel trockener - Niederschlag dafür aber auch extremer. 

Gleichzeitg schmilzt nicht nur das Gletschereis, sondern auch Böden und Felswände, die eigentlich gefroren waren. Hänge werden so instabil - es kommt zu häufigen Steinschlägen und Felsrutschen.


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Die Bergwacht Bayern sieht in einem neuen Trend eine der Hauptursachen für ihre steigenden Einsatzzahlen: Klettersteige. TÜV-Prüfungen vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, es kommt zu fatalen Selbstüberschätzungen. Bergwachtler müssen nun immer mehr unverletzte, aber völlig überforderte Sportler retten.
 
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Stirbt ein Kletterer, liegt das meist an Sicherungsfehlern.
Je nach Gerät reicht es außerdem schon, kurz unaufmerksam zu sein und das Seil rast durch die Hände des Sicherungspartners.
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Dr. Heiner Geißler - auch im hohen Alter immer noch begeisterter Bergsportler
Dr. Heiner Geißler - auch im hohen Alter immer noch begeisterter Bergsportler
Vollbild
Warum übt Bergsteigen auf Menschen so eine Faszination aus?
Es ist eines der letzten Abenteuer, die man heutzutage in unserer zivilisierten Welt noch erleben kann. Wir sind von Regeln umgeben, einer Ordnung, in der alles vorgegeben ist. Als Bergsteiger muss man sich den Weg selbst suchen. Deswegen fühlen wir uns dort oben so frei. Außerdem ist es eine Herausforderung, nicht nur körperlich, sondern auch geistig und charakterlich.

Was meinen Sie damit?
Es ist wahres Glück, dass in den Bergen oft kein Handynetz existiert. Das fordert aber auch: Man muss sich zum Beispiel mit Höhenmesser, Kompass und an Sternen orientieren können. Die meisten Todesopfer kannten sich im Bergsteigen nicht richtig aus.

Sie haben in Ihrem Buch geschrieben, umso schwieriger der Aufstieg, desto glücklicher sei man am Gipfel. Ist es das, was am Ende zählt?

Als Bergsteiger muss man charakterstark sein. Man muss Risiken richtig einschätzen und umkehren können, darf sich vom Ehrgeiz nicht in den Tod treiben lassen. Viele haben tatsächlich nur den Gipfel als Ziel - ein Fehler. Reinhold Messner hat mir einmal gesagt, von zehn Bergbesteigungen sei er fünfmal umgekehrt. Bei mir ist das genauso. Nur deswegen bin ich noch am Leben.  

Sie waren auch passionierter Gleitschirmflieger - bis Sie einen schlimmen Absturz hatten. Was hat sich dadurch verändert?

Nach dem Unfall habe ich ein Jahr lang befürchtet, nie wieder Bergsteigen zu können. Selbst, wenn ich nicht komplett genesen wäre, hätte ich die Berge aber nicht aufgegeben. Und ich hatte Hoffnung.  Zuerst war das Ziel nur mein Hausberg in der Pfalz. Wichtig war, dass ich mich nicht aufgegeben habe.

In Ihrem Buch erklären Sie, Bergsteigen habe Sie mit Ihren Söhnen verbunden.
Es hat uns nicht nur zusammengeschweißt. Der Sport besitzt eine erzieherische Wirkung, er fordert die Persönlichkeit. Man lernt, Rücksicht auf schwächere Partner in der Seilschaft zu nehmen und  ein Ziel zu planen.

Sie haben auf politischer Ebene polarisiert. Gleichzeitig haben Journalisten der ZEIT Sie als alpinen Fundamentalisten bezeichnet. Wie gehen so gegensätzliche Dinge wie Politik und Bergsport überhaupt zusammen?

Der Alltag nimmt einen immer wieder gefangen. Ich konnte politische Krisen bewältigen, weil ich wusste, dass ich immer wieder in die Berge fliehen kann. Das hat mir enorm geholfen. Natürlich holt einen der Alltag im Tal ein - aber man kann ja einfach auch wieder hinaufsteigen. Ich hätte mir auch vorstellen können, mein Leben als Politiker gegen das eines Bergführers zu tauschen. Dadurch habe ich mich zumindest unabhängig gefühlt.

Sie sind jetzt 86 Jahre alt, reicht es mit den Bergen?

Ich  kann nie genug davon bekommen. Fast nirgendwo sonst erlebe ich noch so ursprüngliche Natur. Es ist eben etwas völlig anderes als auf einem Sportplatz herum zu rennen.

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Dr. Heiner Geißler hat Philosophie und Rechtswissenschaften in München und Tübingen studiert. Seinen Beruf als Richter gab er auf, als Minister für Soziales, Jugend, Gesundheit und Sport des Landes Rheinland-Pfalz begann er seine Karriere als Spitzenpolitiker. Nach seiner Amtszeit als Bundesfamilienminister und CDU-Generalsekretär schlichtete er zahlreiche Konflikte, unter anderem den Streit um Stuttgart 21. Zudem ist Geißler Mitglied bei der NGO "attac".

Trotz steiler politischer Karriere ist Geißler ein erfahrener Bergsteiger, hat zahlreiche Gipfel bestiegen - oft mehrere an einem Tag. Um sich den Abstieg zu sparen, flog er häufig mit dem Gleitschirm hinab. Seit seinem Absturz in der Pfalz verzichtet Geißler zumindest auf diesen Sport. Als Buchautor veröffentlichte er unter anderem "Bergsteigen - Philosophie der Passionen" (1997). Geißler ist verheiratet, Vater dreier Kinder und lebt in der Pfalz.  




Dr. Heiner Geißler - auch im hohen Alter immer noch begeisterter Bergsportler
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Bei wohl ordentlichen Mengen Bier haben im Jahr 1920 eine Gruppe Männer im Münchner Hofbräuhaus die Bergwacht gegründet. Das eigentliche Ziel war, die Alpen mit einer "Natur- und Sittenwacht" zu schützen. Doch die vielen Bergunfälle rückten den Rettungsdienst in den Fokus. Seit dem Kriegsende 1945 gehört die Bergwacht zum Bayerischen Roten Kreuz.

Im Jahr 1989 wollten die ersten Frauen zur Bergwacht - damals unmöglich. Die Satzung der Organisation verbot Frauen den Zutritt. Zwar war eine Bereitschaft entschlossen, auch Retterinnen aufzunehmen, der Landesausschuss der Bergwacht legte dagegen aber ein Veto ein. Es regte sich Widerstand.

Elke Conrad, eine junge Frau, klagte 1992 nach erfolglosen Diskussionen um ihr Recht auf einen Platz in der Bereitschaft am Tegernsee. Das Landgericht München gab ihr Recht, doch aus Conrad wurde nie eine Bergretterin. Zu schlecht sei inzwischen das Verhältnis mit alteingesessenen Bergwachtlern. Dafür machte Conrad den Weg für andere Frauen frei.




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Die Menschen zieht es neben den Alpen auch vermehrt in die Mittelgebirge. Gegenden wie hier in Konstein im Landkreis Eichstätt sind wahre Klettereldorados.

Das bedeutet aber auch mehr Einsätze für die Bergwachten in den Regionen Frankenjura, Fichtelgebirge und Rhön-Spessart. In Dollnstein hat sich deshalb erst vor wenigen Jahren eine neue Bereitschaft gegründet. 






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Gewicht abwiegen vor jedem Aufstieg, ein dreckiger Kamerarucksack - wofür das alles?

Erstellt wurde die Webreportage im Rahmen meines Bachelorprojekts im Studiengang Ressortjournalismus an der HS Ansbach unter der Leitung von Professor Dr. Markus Paul.

Diese Arbeit wäre nicht möglich gewesen ohne die Bergwachtler, die mich in tiefe Höhlen und auf hohe Gipfel mitnahmen, mir beim Aufstieg und in Gesprächen ihre Zeit schenkten, und so einen echten Einblick in ihr Ehrenamt offenbarten.

Sprecherin: Astrid Benölken

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Luftretter

Christoph Berkmann, Oberstaufen

Suchhundeführerin

Martina Wörndle, Garmisch Partenkirchen

Aktuelle Entwicklungen am Berg

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Bergwachtlerin in Ausbildung

Franziska Müller, Krün

Kriseninterventionsdienst Berg

Klaus Überacker, Altötting

Höhlenretter

Rudi Hiebl, Freilassing

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Flugretter

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Zukünftige Allgäuer Bergwachtler erleben ein Highlight ihrer Sommerrettungsausbildung: Sie üben verschiedene Bergeverfahren am Helikopter. Für viele ist es die erste Flugstunde an einem "echten" Hubschrauber.

Christoph Berkmann spricht mit seinen Schützlingen die Abläufe durch. In der Luft können sich die Anwärter kaum einen Fehler mehr erlauben - besonders bei der Maschine, die gerade im Anflug ist.
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Die Bergwacht Bayern besitzt keine eigenen Helikopter. Jeder Luftretter muss bei einem Einsatz mit einer fremdem Hubschrauberbesatzung zusammenarbeiten.

Hier lernen die Anwärter die "Superpuma" kennen - ein besonders großer Helikopter der Bundespolizei. Der ist selbst für Christoph Berkmann eher selten. Die Bundespolizei entsendet ihre Flieger nur bei besonders schlimmen Unglücken oder Naturkatastrophen. Häufiger fliegen Luftretter in Maschinen des ADAC, aber eben auch der Bundeswehr, der DRF Luftrettung und mit bayerischen Polizeihubschraubern.


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Luftretter

Christoph Berkmann, Oberstaufen

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Martina Wörndle, Garmisch-Partenkirchen

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Rudi Hiebl, Freilassing

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Hundeführerin

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Lawinenopfer aufzustöbern ist für Hund und Mensch eine immense Herausforderung. Trotzdem fürchten Martina und ihre Kollegen eher den Sommer: Anders als im Winter müssen sie hier statt einem Lawinenkegel oft riesige Gebiete nach vermissten Wanderern durchkämmen.

Helikopter fliegen die Teams häufig zum Suchort. Doch was, wenn ein Hund Flugangst hat? Kira absolviert nun an zwei Hubschraubersimulatoren der Bergwacht in Bad Tölz ihren dritten Übungstag - mit Nervenflattern.
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In dem Berwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) in Bad Tölz trainieren nicht nur Kira und ihre vierbeinigen Kollegen.

Die ZSA ist mit zwei Flugsimulatoren einzigartig und deshalb nahezu immer ausgebucht. Hier üben auch die Polizei und andere Rettungsorganisationen. Das ist nicht nur günstiger und sicherer, sondern auch umweltfreundlicher. Echte Helikopter sind schließlich wahre Emissionsschleudern.


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Höhlenretter

Fast zwölf Tage hat sie gedauert, 700 Retter und zahlreiche Journalisten aus dem Ausland waren vor Ort: Der Einsatz in der Riesending-Schachthöhle vor zwei Jahren war der aufwendigste und spektakulärste der deutschen Geschichte.

Dabei rückten Menschen in die Aufmerksamkeit der Medien, die sonst eher unbeachtet bleiben: Höhlenretter. Nur selten verletzt sich jemand in der Tiefe. Wenn doch, wird es dann eine "Mammut-Bergung".
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Unterirdische Schächte gibt es nicht nur im Südosten Bayerns. Vielen unbekannt sind die Höhlensysteme im Norden des Freistaats. Deshalb betreibt die Bergwacht neben den südlich gelegenen Höhlenrettungswachen in Freilassing, München, Rosenheim, Murnau und Immenstadt auch Standorte in Bamberg, Lauf an der Pegnitz und Bayreuth. 



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Luftretter

Christoph Berkmann, Oberstaufen

Suchhundeführerin

Martina Wörndle, Garmisch-Partenkirchen

Aktuelle Entwicklungen am Berg

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Bergwachtlerin in Ausbildung

Franziska Müller, Krün

Kriseninterventionsdienst Berg

Klaus Überacker, Altötting

Höhlenretter

Rudi Hiebl, Freilassing

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Anwärterin

17-Jährige dürfen weder alleine Auto fahren noch nach Mitternacht in der Disco tanzen - aber mit 17 ist man dennoch alt genug, um Leben zu retten.

Franziska Müller ist Anwärterin bei der Bergwacht Krün. Als einziges Mädchen hier lernt sie in ihrer Ausbildung zur zukünftigen Bergwachtlerin, wie sie Wunden verbindet oder wie hier Flaschenzüge baut.
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Franziska steht kurz vor ihrem Sommereignungstest. Dort muss sie zeigen, wie sicher sie klettern und wie schnell sie einen Berg hinauf wandern kann.

Schafft sie die Prüfung, geht die Ausbildung erst richtig los. Dabei muss sie nicht nur medizinische Grundlagen und Rettungstechniken üben, sondern auch Ökologie büffeln. Den meisten unbekannt ist nämlich, dass viele Bereitschaften auch Naturschutzstreifen pflegen oder verunglückte Tiere bergen.
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Luftretter

Christoph Berkmann, Oberstaufen

Suchhundeführerin

Martina Wörndle, Garmisch-Partenkirchen

Aktuelle Entwicklungen am Berg

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Bergwachtlerin in Ausbildung

Franziska Müller, Krün

Kriseninterventionsdienst Berg

Klaus Überacker, Altötting

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Kriseninterventionsdienst

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Sie sind seit 42 Jahren bei der Bergwacht, seit 7Jahren leiten Sie den Kriseninterventionsdienst KID-Berg Chiemgau. Was hat Sie in dieser Zeit besonders berührt?
Meinen ersten Einsatz werde ich nie vergessen, er war unsere Feuertaufe. Eine Gruppe Jugendlicher hatte auf einer Berghütte Silvester gefeiert, in den Tagen zuvor hatte es heftig geschneit. Nach Neujahr stieg die Gruppe ab und löste dabei eine Lawine aus. Obwohl wir einige lebend bergen konnten, wurden drei der Jugendlichen verschüttet. Ich erinnere mich immer noch daran, wie ich der Mutter sagen musste, dass wir ihre Kinder suchen - und schließlich, dass sie es nicht geschafft haben. So ein Erlebnis vergisst du nicht.

Warum sind Sie trotz der enormen Belastung überhaupt KID'ler geworden?
Ich hatte Probleme mit meiner Schulter, konnte nicht mehr bei normalen Bergwachteinsätzen ausrücken. Aber ich wollte weitermachen. Sterben ist mir nicht fremd. Meine Eltern und Schwiegereltern habe ich bis zum Tod begleitet. Ich habe keine Angst vor der Trauer der Angehörigen.

Was unterscheidet Ihre Krisenarbeit von der des Roten Kreuzes oder der Malteser?
In den Bergen dauert es manchmal Tage, bis ein vermisster Wanderer gefunden wird. Währenddessen betreuen wir die Familie. Im vergangenen Jahr habe ich vier Tage lang die Angehörigen eines Bergsteigers begleitet, die vergeblich auf ein Lebenszeichen warteten. Das ist für beide, Betroffene und KID'ler, eine enorme Stresssituation.

Das gilt doch sicher auch für die anderen Einsatzkräfte.
Erinnern Sie sich noch an den verletzten Höhlenforscher in der Riesending-Schachthöhle? Das war der größte Bergwacht-Einsatz der vergangenen Zeit. Zwölf Tage lang haben die Helfer in und an der Höhle gearbeitet. Viele kamen durchgefroren und nass aus der Tiefe, die Dunkelheit in diesen riesigen Höhlensystemen schlägt einem dabei auf die Psyche. Wir KID'ler haben deshalb dort auch die Einsatzkräfte betreut.
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Ein schmaler Trost: Kuscheltiere, Spielkarten, Zigaretten - Klaus Überackers Notfallbox ist immer fertig gepackt.
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Wie läuft ein Einsatz ab?
Im Chiemgau haben alle KID'ler quasi immer Bereitschaft. Mein Piepser steht im Wohnzimmer, wenn die Einsatzzentrale mich anfunkt, höre ich das im ganzen Haus. Entscheide ich mich für einen Einsatz, fahre ich mit einem anderen KID'ler zu den Angehörigen. Einer spricht mit Polizei und Bergwachtlern. Der andere betreut die Betroffenen, in den Bergwachtzentralen gibt es dafür immer einen stillen Raum. Ein KID'ler ist aber kein Psychotherapeut, er begleitet die Personen nur, bis Verwandte oder Freunde sich um sie kümmern können. Wir nennen das "soziales Netz".

Viele Angehörige sind aber doch im Urlaub!
Das ist die besondere Herausforderung. Einige sind eben erst angereist, Familie und Freunde hunderte Kilometer entfernt. Wir organisieren Übernachtungsmöglichkeiten, auch für die Verwandten der Betroffenen. Oftmals fahren wir Angehörige auch nach Hause. Bei Bergunfällen ist es außerdem üblich, dass die Alpinpolizei den Tourenpartner verhört. Da helfen wir ebenfalls.

Wie verarbeiten Sie das Geschehene?
Nach schwierigen Einsätzen treffen sich alle KID'ler, die beteiligt waren, und können so versuchen, das Erlebte zu verarbeiten. Die ganz harten Erlebnisse besprechen wir mit einer Psychotherapeutin bei Supervisionen, die etwa zwei- bis dreimal pro Jahr stattfinden. Ich mache außerdem gerne bayerische Volksmusik, bin oft mit unserem Hund in den Bergen unterwegs und kann mit meiner Frau gut im Akutfall reden. Wichtig ist vor allem: Als KID'ler muss man nicht nur ausgebildeter Bergwachtler sein und über genügend Lebenserfahrung verfügen, sondern auch wissen, wie weit man die Trauer an sich ranlassen darf.

Es ist doch nicht möglich, sich immer davon abzuschirmen.
Eigentlich müssen wir Distanz zu den Betroffenen wahren. Das gelingt mir nicht immer. Es kommt vor, dass wir mit Angehörigen Erinnerungstafeln am Unfallort aufstellen - und sie begleiten, wenn sie Abschied von dem Verunglückten nehmen. Bei schweren Kletterabstürzen müssen wir sie dabei auf den veränderten Körper vorbereiten. Dennoch sollen die Angehörigen zumindest ein Körperteil sehen oder spüren können, um zu begreifen, dass derjenige tot ist.
Diese Arbeit lohnt sich, wenn ich merke, wie dankbar die Betroffenen sind, dass im schlimmsten Moment jemand da ist. Von manchen erhalte ich danach auch noch Briefe.
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Inzwischen verfügt die Bergwacht Bayern in allen Regionen über KID-Teams.
Wer ins Kriseninterventionsteam will, lernt an drei Wochenenden die erforderlichen theoretischen Grundlagen und in vielen Rollenspielen, wie er sich in Stresssituationen verhalten soll. Danach muss er das in einer Prüfung beweisen.

Klaus Überacker und sein Team haben gemeinsam nach den tagelangen Einsätzen in den vergangenen Jahren beschlossen, dass KID'ler spätestens nach zwei Tagen abgelöst werden sollen - damit die psychische Belastung nicht zu groß wird.
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